Behandelter Abschnitt Ps 61
Der Hauptzug in allen diesen Psalmen ist das Vertrauen auf Gott, wenn alles gegen den Gottesfürchtigen ist. Je widriger alle Umstände sind, desto mehr vertraut er darin auf Gott; indes leuchtet Christus durch alles hindurch als Der, welcher den Platz des abhängigen Gläubigen einnimmt. Vermutlich sind viele Psalmen dieses Buches entstanden, als David durch Absalom vertrieben war. Dieses Vertrauen auf Gott, das Ihn bittet zu hören, wird in Psalm 61 ausgedrückt. Wir haben hier nicht das Flehen des Gerechten gegenüber den Feinden, sondern das Verschmachten seines Herzens unter dem Gefühl, dass er vertrieben ist; aber wenn er sich auch am Ende der Erde befindet und sein Geist zu Boden gedrückt ist, so schreit er doch zu Gott und erwartet, dass Gott ihn auf einen Felsen leiten werde, der ihm selbst zu hoch ist, um ihn so vor der Flut zu schützen. So ist sein Vertrauen wiederhergestellt. Es ist ein gekannter Gott, auf den er vertraut, wie groß auch seine Trübsale sein mögen. In Vers 5 drückt er das bestimmte Bewusstsein aus, dass Gott ihn erhört habe. Die Gelübde, die er zu Ihm empor gesandt hat, haben Gottes Ohr droben erreicht; vollkommene Segnungen werden auf ihm ruhen, und unter Segnung wird er seine Gelübde bezahlen. In Vers 6 ist, was die Veranlassung zu dem Psalm betrifft, ohne Zweifel von David die Rede; doch ich glaube, dass er deutlich auf einen Größeren als er ist, hinzielt, sowie auf das immerwährende Lehen, in das Christus als Mensch eingetreten ist. Und obwohl der treue Überrest sich so aus Jerusalem vertrieben sieht und ihr Geist in ihnen verschmachtet, wird doch die Tatsache, dass es auch dem König so ergangen ist, ihre Herzen ermuntern und befestigen. Sein Gesang wird der ihrige werden; dass Er ihn gesungen hat, wird ihnen zum Trost gereichen, wenn Verzweiflung sie erfassen möchte. Obwohl das Vertriebensein aus Jerusalem die Veranlassung zu diesem Psalm ist und gefühlt wird, beschäftigt er sich doch nicht mit der Ursache desselben, der Gottlosigkeit, sondern mit der Natur, mit dem menschlichen Herzen, das darunter zu Boden gedrückt ist.