Behandelter Abschnitt Ps 25,1-22
Allgemeines zu Ps 25-26
Wir haben uns jetzt mit der Stellung des Überrestes auf einem neuen Boden und von einem anderen Gesichtspunkt aus zu beschäftigen. Christus ist eingeführt worden, allerdings noch nicht in Herrlich- keit, sondern in Seiner Vereinigung mit dem Überrest und in Seinen Leiden selbst bis zum Tode für sie. Daher kann jetzt der Geist Gottes in prophetischer Weise auf alles eingehen, was den Zustand Israels betrifft.
Psalm 25
In Psalm 25 finden wir deshalb zum erstenmal das Bekenntnis von Sünden. Es ist nicht einfach die Rede von der Stellung des Überrestes, wie in den Psalm 3-7, noch von den Gefühlen desselben in seinen Umständen (und zwar aufgrund der Psalm 9 und 10), wovon wir in Psalm 11-15 hörten, sondern jetzt wird uns die ganze Lage des Überrestes, so wie dieser sie fühlen wird, vor Augen gestellt. Das erste Wort kennzeichnet den Gläubigen. „Zu dir, Jehova, erhebe ich meine Seele.“ Er drückt sein Vertrauen auf seinen Gott aus und fleht, dass nicht er möge beschämt werden, sondern jene, die treulos handeln ohne Ursache. So wird der Überrest in Vers 3 unterschieden. Der innige Wunsch ist vorhanden, dass Jehova ihm Seine Wege kundtut, dass Er ihn in Seiner Wahrheit leiten und ihn lehren möge, denn Er ist der Gott seines Heils; auf Ihn harrt er stets.
In Vers 6 übergibt der Gläubige sich Gott und der Barmherzigkeit, die Gott erzeigt hat, und fleht zu Ihm, dass Er der früheren Sünden Israels nicht gedenken, sondern um Seiner Güte willen sich erbarmen möge. Er weiß, dass Jehova gütig und gerade ist, und dass Er darum die Sünder in dem Wege unterweisen wird. Gott handelt mit ihnen gemäß Seiner eigenen Natur und Seinem Charakter, wenn Er in Gnade, Güte und Geradheit wirkt. Das ist außerordentlich wichtig. Weiter finden wir den gegenwärtigen Charakter des Überrestes: es sind die Sanftmütigen der Erde, und diese leitet Jehova im Recht. Für sie sind alle Pfade Jehovas Güte und Wahrheit, und sie werden dadurch gekennzeichnet, dass sie Seinen Bund und Seine Zeugnisse treu bewahren. Zugleich bekennt der Gottesfürchtige auf die deutlichste Weise nicht nur die früheren Sünden Israels, sondern auch seine eigenen. Er bittet nur um Gnade (denn seine Ungerechtigkeit ist so groß) und gründet seine Hoffnung nur auf den Namen Jehovas. Das ist sehr schön. Der Name Jehovas, wie dieser in Israel offenbart war, sowie Seine Pfade der Güte und Wahrheit in Israel sind in den vorhergehenden Versen dieses Psalmes ausführlich vorgestellt worden. Doch die Antwort auf das Flehen des Gläubigen, wie sie in dem wirkungsvollen Werke Christi liegt, wird, glaube ich, obwohl die Propheten von demselben geredet haben und es in Gottes Augen die Grundlage von allem bildet, von den Gläubigen des Überrestes zu jener Zeit noch nicht verstanden; sie werden sie auch wohl nicht eher verstehen, als bis sie Den anschauen, den sie durchstochen haben. Aber wenn ihnen dieses Verständnis auch noch fehlt, so kennen sie doch die Wege Gottes sowie Seine Verheißungen und die zahlreichen Erklärungen und Einladungen, ja, herzlichen Mahnungen von Seiten Jehovas in den Propheten, dass, wenn ihre Sünden wie Scharlach seien, sie weißer werden sollten als Schnee. Alles das liegt für sie in dem Namen Jehovas eingeschlossen, und auf ihn blicken sie, indem sie sich, wenn auch nicht genau, in dem Zustand der großen Sünderin befinden, bevor diese die Antwort des Herrn: „Gehe hin in Frieden“ empfangen hatte.
In den Versen 12-14 finden wir die hoffnungserweckende prophetische Antwort des Geistes, in den Versen 15-21 stellt der Sanftmütige seine ganze Lage Jehova vor, und im letzten Verse sieht man das volle Ergebnis und die wahre Bedeutung des Psalmes. Er deckt die ganze Lage des Überrestes vor Jehova auf, und zwar in den Ausdrücken eines Herzens, das durch die Gnade angezogen und unterwiesen ist. Es ist ein sehr vollständiger und bestimmter Ausdruck ihrer Stellung und ihrer inständigen Bitten vor Ihm, und zwar gemäß dem, was Er ist. Einige besondere Punkte werden darin hervorgehoben: das Bekenntnis der früheren Sünden Israels nebst dem Bekenntnis der eigenen Sünden des Redenden. Die Gnade wird als die einzige Hilfsquelle betrachtet. Doch kann man von einem so gnädigen Gott erwarten, dass Er die Sünder unterweist. Diese Sünder sind aber die Sanftmütigen, die die Erde besitzen werden. Lauterkeit des Herzens kennzeichnet sie, und sie vertrauen und harren auf Jehova. Man vergleiche hiermit die wunderschöne Schilderung des Überrestes im Anfang des Evangeliums Lukas. Unser Psalm ist ebenso schön wie charakteristisch.