Josephs Leben dagegen ist sehr lieblich; es war von Anfang an ein Leben des Glaubens. Joseph war ein durch und durch heiliger Mann; doch in einer Beziehung gleicht er seinem Vater Jakob: auch an seinem Lebensende strahlte der Glaube in ganz besonderem Glanz hervor. Er konnte seine Hand an die Schätze Ägyptens legen und seinen Fuß auf den Thron Ägyptens setzten; aber angesichts dieser Machtstellung redete er von dem Auszug seiner Brüder. Sein Glaubensauge war auf die unsichtbaren Dinge gerichtet, und das ist das einzige, was der Geist Gottes hier als eine Handlung des Glaubens hervorhebt. Joseph sagte gleichsam zu seinen Brüdern: „Ich wandle nicht durch Schauen. Ich weiß was kommen wird, daß ihr aus diesem Land ausziehen werdet; darum, wenn ihr auszieht, so nehmt meine Gebeine mit.”
Das ganze Leben Josephs war, wie gesagt, untadelig, aber am Ende, bei seinem Abschied, gab sich sein Glaube in besonders herrlicher Weise kund. Nun, das ist es, was auch uns nottut. Möchtest du bloß gerecht sein, von aller Schuld gereinigt in dem Blut des Lammes? Du mußt das natürlich sein, um den Pfad des Glaubens überhaupt wandeln zu können; aber würde das genügen, um ein Leben des Glaubens auszumachen? Nein, dazu mußt du suchen, unter die Macht und den Einfluß dessen zu kommen, „was man hofft”, der Dinge, „die man nicht sieht”, unter den Einfluß der Erwartung der Wiederkunft des Herrn. Du magst ohne diese Erwartung vielleicht geistliche Energie zeigen, magst auch untadelig wandeln, aber du führst nicht jenes Leben des Glaubens, durch das „die Alten Zeugnis erlangt haben.”
So haben wir also gesehen, daß der Glaube ein Grundsatz ist, der sich wirksam und tätig erweist. Der Glaube des Sünders, der zu dem Herrn Jesus kommt, ist ein Glaube, der nicht wirkt; wie geschrieben steht: „Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt . . .” (Röm 4,5). Sobald ich aber durch den Glauben, der nicht wirkt, gerechtfertigt bin, tritt der wirkende Glaube in seine Rechte, und ich muß in der Kraft dieses Glaubens leben. „Denn wie der Leib ohne den Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne die Werke tot” (Jak 2,26).
Wir müssen weitergehen, wollen uns aber noch einmal daran erinnern, daß das ganze 11. Kapitel abhängig ist von Kapitel 10,35 und diesen Vers illustriert. Je stärker unser Glaube ist, desto mehr wird unsere Seele in dem Besitz einer mächtigen, geistlichen Energie sein. Dieses Kapitel zeigt uns, welch eine siegende Kraft dem wahren Glauben zu allen Zeiten innewohnt. Laßt es uns nicht so lesen, als würden hier Noah, Abraham, Mose und andere gerühmt. Nein, es wird der Glaube gerühmt, wie er sich in Noah, Abraham, Moses und anderen kundgab. Welch eine einfache und gesegnete Sache ist doch das Christentum! Ich kann es nicht fassen, wenn ich sehe, wie der Teufel ein zweifaches Verderben angerichtet hat, indem er uns außerhalb des Vorhangs und innerhalb des Lagers brachte, und wie Christus dementsprechend ein zweifaches Heilmittel erfunden hat. Frohlockt mein Herz nicht bei dem Gedanken, daß ich Gott gewonnen habe, wenn auch um den Preis dieser Welt? - Das ist wahres Christentum!