Hermann Menge (1841-1939)
Versliste
„An euch, ihr Männer, richte ich meinen Ruf, und meine Stimme ergeht an die Menschenkinder.
Gewinnt (= erwerbt), ihr Einfältigen, Einsicht in Klugheit, und ihr Toren, gewinnt Einsicht in Verständigkeit!
Hört zu! Denn ich habe Wertvolles zu sagen, und meine Lippen will ich auftun zu (auf-) richtiger Rede;
denn mein Mund spricht Wahrheit aus, und Unehrlichkeit ist ein Greuel für meine Lippen.
Aufrichtig sind alle Reden meines Mundes: es ist nichts Hinterlistiges und Trügerisches in ihnen;
sie sind sämtlich klar für den Verständigen und richtig für die zur Erkenntnis Gelangten.
Nehmt Unterweisung lieber an als Silber, und Erkenntnis lieber als auserlesenes Gold!
Denn die Weisheit ist besser als Korallen (oder: Perlen), und alle Kleinode kommen ihr nicht gleich.
Ich, die Weisheit, stehe im Bunde mit der Klugheit und verfüge über Erkenntnis wohldurchdachter Pläne.
Die Furcht des HERRN besteht im Hass gegen das Böse; Hoffart, Hochmut und bösen Wandel sowie den Mund (= die Rede) des Truges hasse ich.
Mir steht kluger Rat und Überlegung zu Gebot, ich verfüge über Einsicht, und ich besitze Tatkraft.
Durch mich üben die Könige ihre Königsmacht aus und erlassen die Machthaber gerechte Verordnungen;
durch mich betätigen sich die Herrscher als Herrscher und alle Richter auf Erden als Edle.
Ich liebe, die mich lieben, und wer mich eifrig sucht, der findet mich.
Reichtum und Ehre sind bei mir zu finden, bleibender Wohlstand und Gerechtigkeit (= gerechter Lohn);
was ich einbringe, ist wertvoller als feines, gediegenes Gold, und mein Ertrag kostbarer als auserlesenes Silber.
Ich wandle auf dem Pfade der Gerechtigkeit, mitten auf den Bahnen des Rechts,
um denen, die mich lieben, bleibenden Besitz zu verschaffen und ihre Schatzkammern zu füllen.“
„Der HERR hat mich geschaffen als den Erstling seiner Schöpfertätigkeit, als das früheste seiner Werke in der Urzeit.
Von Ewigkeit her bin ich gebildet, von Anbeginn an, vor den Uranfängen der Erde (oder: Welt).
Als noch keine Fluten der Tiefe (= keine Weltmeere) da waren, bin ich geboren worden, ehe es wasserreiche Quellen gab.
Bevor die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln bin ich geboren worden,
als er die Erde und die Fluren noch nicht geschaffen hatte und die ersten Schollen des Erdreichs.
Als er den Himmel baute, war ich dabei, als er das Himmelsgewölbe feststellte (oder: abmaß) über der weiten Urflut;
als er die Wolken droben befestigte (oder: aufhängte), als er die Quellen aus den Fluten der Tiefe mit Macht hervorbrechen ließ;
In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Man bricht einen Stollen fern von den im Licht Wohnenden; vergessen und fern vom Fuß der über ihnen Hinschreitenden hangen sie da (an Seilen), fern von den Menschen schweben sie.
Die Erde, aus welcher Brotkorn hervorwächst, wird in der Tiefe umgewühlt wie mit Feuer.
Man findet Saphir im Gestein und Staub, darin Gold ist.
Den Pfad dorthin kennt der Adler nicht, und das Auge des Falken hat ihn nicht erspäht;
nicht betreten ihn die stolzen Raubtiere, noch schreitet der Leu auf ihm einher.
An das harte Gestein legt (der Mensch) seine Hand, wühlt die Berge um von der Wurzel aus;
in die Felsen bricht er Schächte, und allerlei Kostbares erblickt sein Auge.
Die Wasseradern verbaut er, dass sie nicht durchsickern, und zieht so die verborgenen Schätze ans Licht hervor.“
„Die Weisheit aber – wo findet man diese? und wo ist die Fundstätte der Erkenntnis?
Kein Mensch kennt den Weg zu ihr, und im Lande der Lebendigen ist sie nicht zu finden.
Die Flut der Tiefe (d.h. das tiefe Weltmeer) sagt: ‚In mir ist sie nicht‘; und das Meer erklärt: ‚Bei mir weilt sie nicht‘.
Für geläutertes Gold ist sie nicht feil, und Silber kann nicht als Kaufpreis für sie dargewogen werden;
sie lässt sich nicht aufwägen mit Feingold von Ophir, mit kostbarem Onyx und Saphir.
Gold und Prachtglas kann man ihr nicht gleichstellen, noch sie eintauschen gegen Kunstwerke von gediegenem Gold;
Korallen und Kristall kommen (neben ihr) nicht in Betracht, und der Besitz der Weisheit ist mehr wert als Perlen.
Äthiopiens Topas reicht nicht an sie heran, mit reinstem Feingold wird sie nicht aufgewogen.
Die Weisheit also – woher kommt sie, und wo ist die Fundstätte der Erkenntnis?
Verborgen ist sie vor den Augen aller lebenden Wesen und verhüllt sogar vor den Vögeln des Himmels.
Die Unterwelt und das Totenreich sagen von ihr: ‚Nur ein Gerücht von ihr ist uns zu Ohren gedrungen.‘“
„Gott hat den Weg zu ihr (allein) erschaut, und er kennt ihre Fundstätte;
denn er blickt bis zu den Enden der Erde und sieht, was unter dem ganzen Himmel ist.
Als er dem Winde seine Wucht bestimmte und die Wasser mit dem Maß abwog,
als er dem Regen sein Gesetz vorschrieb und dem Wetterstrahl die Bahn anwies:
da sah er sie und betätigte (oder: entfaltete) sie, setzte sie ein und erforschte sie auch.
Zu dem Menschen aber sprach er: ‚Wisse wohl: die Furcht vor dem Allherrn – das ist Weisheit, und das Böse meiden – das ist Verstand!‘“
Darin besteht aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.