Ich {Das dritte Lied ist wie die beiden ersten gebildet, nur mit dem Unterschiede, daß hier jede Strophenzeile mit dem Anfangsbuchstaben der Strophe beginnt} bin der Mann, der Elend gesehen durch die Rute seines Grimmes.
Mich hat er geleitet und geführt in Finsternis und Dunkel {Eig. und Nicht-Licht}.
Nur {O. Führwahr} gegen mich kehrt er immer wieder seine Hand den ganzen Tag.
Er hat verfallen lassen mein Fleisch und meine Haut, meine Gebeine hat er zerschlagen.
Bitterkeit {Eig. Gift} und Mühsal hat er wider mich gebaut und mich damit umringt.
Er ließ mich wohnen in Finsternissen, gleich den Toten der Urzeit {O. gleich ewig Toten (welche nie wiederkommen); vergl. auch Ps. 143,3}.
Er hat mich umzäunt, daß ich nicht herauskommen kann; er hat schwer gemacht meine Fesseln.
Wenn ich auch schreie und rufe, so hemmt er mein Gebet {Vergl. V. 44}.
Meine Wege hat er mit Quadern vermauert, meine Pfade umgekehrt {d.h. von Grund aus zerstört}.
Ein lauernder Bär ist er mir, ein Löwe im Versteck.
Er hat mir die Wege entzogen und hat mich zerfleischt, mich verwüstet.
Er hat seinen Bogen gespannt und mich wie ein Ziel dem Pfeile hingestellt.
Er ließ in meine Nieren dringen die Söhne seines Köchers.
Meinem ganzen Volke bin ich zum Gelächter geworden, bin ihr Saitenspiel den ganzen Tag.
Mit Bitterkeiten hat er mich gesättigt, mit Wermut mich getränkt.
Und er hat mit Kies meine Zähne zermalmt, hat mich niedergedrückt in die Asche.
Und du verstießest meine Seele vom Frieden {O. von der Wohlfahrt}, ich habe des Guten {O. des Glückes} vergessen.
Und ich sprach: Dahin ist meine Lebenskraft und meine Hoffnung auf {Eig. von} Jehova.
Gedenke meines Elends und meines Umherirrens, des Wermuts und der Bitterkeit {Eig. des Giftes}!
Beständig denkt meine Seele daran und ist niedergebeugt in mir.
Dies will ich mir zu Herzen nehmen, darum will ich hoffen:
Es sind die Gütigkeiten Jehovas, daß wir nicht aufgerieben sind; denn seine Erbarmungen sind nicht zu Ende {O. nicht aufgerieben, daß seine Erbarmungen nicht zu Ende sind};
sie sind alle Morgen neu, deine Treue ist groß.
Jehova ist mein Teil, sagt meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.
Gütig ist Jehova gegen die, welche auf ihn harren, gegen die Seele, die nach ihm trachtet.
Es ist gut, daß man still warte {Eig. warte, und zwar still} auf die Rettung Jehovas.
Es ist dem Manne gut, daß er das Joch in seiner Jugend trage.
Er sitze einsam und schweige, weil er es ihm {O. wenn er ihm etwas} auferlegt hat;
er lege seinen Mund in den Staub: vielleicht gibt es Hoffnung.
Dem, der ihn schlägt, reiche er den Backen dar, werde mit Schmach gesättigt {d.h. lasse sich mit Schmach sättigen}.
Denn der Herr verstößt nicht ewiglich;
sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Menge seiner Gütigkeiten.
Denn nicht von Herzen plagt {O. demütigt} und betrübt er die Menschenkinder.
Daß man alle Gefangenen der Erde unter seinen Füßen zertrete,
das Recht eines Mannes beuge vor dem Angesicht des Höchsten,
einem Menschen Unrecht tue in seiner Streitsache: sollte der Herr nicht darauf achten?
Wer ist, der da sprach, und es geschah, ohne daß der Herr es geboten?
Das Böse und das Gute, geht es nicht aus dem Munde des Höchsten hervor?
Was beklagt sich der lebende Mensch? über seine Sünden beklage sich der Mann! {O. Was beklagt sich der lebende Mensch, der Mann über seine Sündenstrafe?}
Prüfen und erforschen wir unsere Wege, und laßt uns zu Jehova {Eig. bis zu Jehova hin} umkehren!
laßt uns unser Herz samt den Händen erheben zu Gott {El} im Himmel!
Wir, wir sind abgefallen und sind widerspenstig gewesen; du hast nicht vergeben.
Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt; du hast hingemordet ohne Schonung.
Du hast dich in eine Wolke gehüllt, so daß kein Gebet hindurchdrang.
Du hast uns zum Kehricht und zum Ekel gemacht inmitten der Völker.
Alle unsere Feinde haben ihren Mund gegen uns aufgesperrt.
Grauen und Grube sind über uns gekommen, Verwüstung und Zertrümmerung.
Mit Wasserbächen rinnt mein Auge wegen der Zertrümmerung der Tochter meines Volkes.
Mein Auge ergießt sich ruhelos und ohne Rast,
bis Jehova vom Himmel herniederschaue und dareinsehe.
Mein Auge schmerzt mich {W. schmerzt meine Seele} wegen aller Töchter meiner Stadt.
Wie einen Vogel haben mich heftig gejagt, die ohne Ursache meine Feinde sind.
Sie haben mein Leben in die Grube hinein vernichtet und Steine auf mich geworfen.
Wasser strömten über mein Haupt; ich sprach: Ich bin abgeschnitten!
Jehova, ich habe deinen Namen angerufen aus der tiefsten Grube.
Du hast meine Stimme gehört; verbirg dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, meinem Schreien!
Du hast dich genaht an dem Tage, da ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht!
Herr, du hast die Rechtssachen meiner Seele geführt, hast mein Leben erlöst.
Jehova, du hast meine Bedrückung gesehen; verhilf mir zu meinem Rechte {Eig. entscheide meine Rechtssache}!
Du hast gesehen alle ihre Rache, alle ihre Anschläge gegen mich.
Jehova, du hast ihr Schmähen gehört, alle ihre Anschläge wider mich,
das Gerede derer, die wider mich aufgestanden sind, und ihr Sinnen wider mich den ganzen Tag.
Schaue an ihr Sitzen und ihr Aufstehen! ich bin ihr Saitenspiel.
Jehova, erstatte ihnen Vergeltung nach dem Werke ihrer Hände!
Gib ihnen {O. du wirst ihnen erstatten ... wirst ihnen geben usw.} Verblendung {Eig. Verdeckung} des Herzens, dein Fluch komme über sie!
Verfolge sie im Zorne und tilge sie unter Jehovas Himmel hinweg!
Querverweise zu Klagelieder 3,43 Klgl 3,43
Wie umwölkt der Herr in seinem Zorne die Tochter Zion! Er hat die Herrlichkeit {O. Zierde} Israels vom Himmel zur Erde geworfen, und hat des Schemels seiner Füße nicht gedacht am Tage seines Zornes.
Verfolge sie im Zorne und tilge sie unter Jehovas Himmel hinweg!
Der Herr hat schonungslos vernichtet {W. verschlungen; so auch V. 5} alle Wohnstätten Jakobs; er hat in seinem Grimme niedergerissen die Festen der Tochter Juda; zu Boden geworfen, entweiht hat er das Königtum und seine Fürsten.
Obgleich {O. daß} du uns zermalmt hast am Orte der Schakale, und uns bedeckt mit dem Schatten des Todes.
Also verfolge sie mit deinem Wetter, und mit deinem Sturmwinde schrecke sie hinweg!
Jehova hat getan was er beschlossen, hat sein Wort erfüllt, das er von den Tagen der Vorzeit her entboten hat. Er hat schonungslos niedergerissen und den Feind sich über dich freuen lassen, hat das Horn deiner Bedränger erhöht.
Knaben und Greise liegen am Boden auf den Straßen; meine Jungfrauen und meine Jünglinge sind durchs Schwert gefallen; hingemordet hast du am Tage deines Zornes, geschlachtet ohne Schonung.
Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und äfften seine Propheten, bis der Grimm Jehovas gegen sein Volk stieg, daß keine Heilung mehr war.
Und er ließ den König der Chaldäer wider sie heraufkommen, und der erschlug {And. üb.: und erschlug} ihre Jünglinge mit dem Schwerte im Hause ihres Heiligtums: er schonte nicht des Jünglings und der Jungfrau, des Alten und des Greises: alle gab er in seine Hand.
Und mein Auge soll nicht schonen, und ich werde mich nicht erbarmen; nach deinen Wegen will ich's über dich bringen, und deine Greuel sollen in deiner Mitte sein. Und ihr werdet wissen, daß ich, Jehova, es bin, der schlägt. -
So will auch ich handeln im Grimm, mein Auge soll nicht schonen, und ich werde mich nicht erbarmen; und rufen sie auch vor meinen Ohren mit lauter Stimme, so werde ich sie doch nicht hören.
So auch ich - mein Auge soll nicht schonen, und ich werde mich nicht erbarmen; ihren Weg will ich auf ihren Kopf bringen.