Schriften von Arno Clemens Gaebelein
Wann wurden die Engel erschaffen?Wann wurden die Engel erschaffen?
Die Bibel erteilt auf diese Frage keine bestimmte Antwort, aber es ist zum mindesten eine Schriftstelle vorhanden, der wir entnehmen können, dass sie im Anfang geschaffen wurden, als Gott Himmel und Erde schuf. Wann dieser Anfang war, wird keines Wissenschaftlers Forschen jemals aufdecken können. Vielleicht existierte die Erde in einer von ihrer jetzigen verschiedenen Gestalt Millionen von Jahren, ehe der Mensch auf dieselbe gestellt wurde. Zurzeit, als diese ursprüngliche Schöpfung bestand, muss Gott jene Art Wesen geschaffen haben, die wir Engel nennen. Alles, was geschaffen ist, wurde von Gott geschaffen, und zwar in der Person Seines Sohnes und für Ihn, und dazu gehören auch die unsichtbaren Dinge, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten (Kol 1,16).
In den schönen Worten, mit welchen Jehova dem Hiob aus dem Sturme antwortete, finden wir den folgenden Hinweis auf die Zeit, da die Engel ins Dasein gerufen wurden.
„Wo warest du, als ich die Erde gründete? Tue es kund, wenn du Einsicht besitzest!
Wer hat ihre Maße bestimmt, wenn du es weißt? Oder wer hat über sie die Mess-Schnur gezogen?
In was wurden ihre Grundfesten eingesenkt?
Oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
Als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten?“
Dass sich Jehova hier auf die Schöpfung bezieht, ist vollkommen klar.
Die Engel existierten also schon, als Gott der Erde Grund legte, als Er
zum ersten Male schuf. Und als sie Seine Schöpfungswunder erblickten,
jauchzten sie vor Freude. Wir müssen dem ihnen hier gegebenen Namen
„Söhne Gottes“ unsere besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Verschiedene
Male lesen wir im Alten Testament von den „Söhnen Gottes“ und jedes Mal
sind damit diese übernatürlichen Wesen gemeint (1. Mose 6,2;
Da sie nach dem Zeugnis unseres Herrn geschlechtslos sind („in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet“, Mt 22,30) und sich daher nicht nach der Art der Menschen vermehren, so müssen sie alle zur gleichen Zeit, im Anfang, erschaffen worden sein. Die Heilige Schrift berichtet uns, dass ihre Zahl sehr groß ist. Daniel sah sie in seinen Gesichten der Nacht vor dem Throne: „Tausend mal Tausende dienten Ihm, und zehntausend mal Zehntausende standen vor Ihm“ (Dan 7,10). Johannes erzählt uns von einem demjenigen Daniels ähnlichen Gesicht: „Und ich sah: und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende“ (Off 5,11). Auch in Hebräer 12,22 wird von „Myriaden von Engeln“ gesprochen. Eine Menge himmlischer Heerscharen erschien bei der Geburt Christi und jauchzte wiederum vor Freude über den Beginn der neuen Schöpfung (Lk 2,13). Wie groß ihre Zahl ist, weiß einzig Er, dessen Name „Jehova–Zebaoth“, der Herr der Heerscharen ist.
Die Heilige Schrift verkündet, dass es in der Engelwelt, diesem weiten Reich voll Licht und Herrlichkeit, verschiedene Stufen und Ordnungen gibt. Im Epheser– und Kolosserbrief lesen wir von Fürstentümern, Gewalten, Herrschaften und Thronen, die in jener unsichtbaren Welt, den himmlischen Örtern, vorhanden sind (Eph 1,21; Kol 1,16).
Wir wissen auch, dass es einen Erzengel gibt. Die Christenheit spricht von Erzengeln und folgt darin gewissen Überlieferungen von Erscheinungen verschiedener Erzengel; aber in der Heiligen Schrift kommt nur ein Erzengel vor. Sein Name ist Michael, auf Deutsch: „Wer ist wie Gott?“ Er wird dreimal genannt: in Dan 12,1, wo sein Eingreifen zugunsten des Überrestes Israels erwähnt wird – hier wird er „der große Fürst“ genannt. Weiter in Judas 9 wo wir hören, dass er mit dem Teufel um den Leib
Moses‘ stritt, und in Off 12, wo er als der siegreiche Führer der himmlischen Heerscharen erscheint, der gegen Satan und seine Engel Krieg führt.
Ferner finden wir den Namen Gabriel in der Heiligen Schrift. Gabriel, das heißt: „ein Mächtiger Gottes“, ist von Juden und Christen ein Erzengel genannt worden, doch ohne schriftgemäße Begründung, denn er wird in der Schrift niemals als solcher bezeichnet. Er ist eine sehr erhabene Persönlichkeit. Er selbst zeugt von seinem Platz in der Herrlichkeit, denn er sagt zu Zacharias, dem amtierenden Priester: „ Ich bin Gabriel, der vor Gott steht“ (Lk 1,19). Er war es, der die Geburt Johannes des Täufers anzukündigen hatte. Darüber hinaus aber wurde er vom Thron Gottes abgesandt, um der Welt die zwei größten Botschaften zu überbringen, die jemals von den Stätten des Himmels ausgegangen sind.
Als Daniel in ernster Demütigung betete, wurde Gabriel beauftragt, dem betenden Propheten die Antwort Gottes auszurichten. So schnell durcheilte er die unermesslichen Räume, dass er nur wenige Augenblicke brauchte, um Daniel zu erreichen und ihn in seinem Gebet zu unterbrechen (Dan 9,21-23). Aber die größte aller Botschaften, die ein Engel je zur Erde trug, war die durch Gabriel der Maria, der Jungfrau von Nazareth, gesandte Verkündigung der bevorstehenden Menschwerdung des Sohnes Gottes (Lk 1,26-38).
Die Cherubim und Seraphim sind Engelwesen von sehr hohem Range und werden immer in Verbindung mit dem Throne Gottes gesehen. Die Seraphim erscheinen nur in Jesajas Tempelgesicht (Jes 6). Hesekiel und Johannes in der Offenbarung erblicken die Cherubim als „lebendige Wesen“.3
Und nun, bevor wir die Heilige Schrift über die Natur der Engel befragen, über ihre körperliche Beschaffenheit, ihre Wohnstätten, ihre Ämter und Aufgaben in Vergangenheit und Gegenwart, ihre wunderbaren Beziehungen zu kommenden Ereignissen und ihre herrliche Entfaltung im zukünftigen Zeitalter, müssen wir unsere Aufmerksamkeit richten auf jene im Alten Testament so oft erwähnte Persönlichkeit, die genannt wird: „Der Engel Jehovas“.
2 Bne ist das hebräische Wort für Söhne↩︎
3 Luther übersetzt: „Tiere“↩︎