Arno Clemens Gaebelein
Schriften von Arno Clemens Gaebelein
Altes wie Neues Testament sprechen von EngelnAltes wie Neues Testament sprechen von Engeln
Sadducäer und Modernisten. – Das Zeugnis Christi über die Engel. – Die Götterlehren der Nationen. – Die Engel, höhere Wesen als der Mensch. – Die Söhne Gottes jauchzen. – Die unzähligen Scharen der Engel. – Der Erzengel, die Seraphim und die Cherubim.
Vom ersten Buch Mose an bis zur Offenbarung werden die Engel Gottes außergewöhnlich oft erwähnt: über 100-mal im Alten und mehr als 150-mal im Neuen Testament. Wir begegnen ihnen in der ganzen heiligen Geschichte. In beiden Testamenten wird uns geschildert, was sie in der Vergangenheit im Himmel und auf Erden gewirkt haben, und auch ihr zukünftiges Eingreifen ist uns prophetisch geoffenbart. An dem Dasein dieser übernatürlichen Wesen kann daher kein Zweifel bestehen, denn als solche spricht das unfehlbare Wort Gottes von ihnen. Die Sekte der Sadducäer unter den Juden glaubte nicht an Engel (Apg 23,8). Der heutige Modernismus, das Sadducäertum des zwanzigsten Jahrhunderts, leugnet ebenfalls das Dasein dieser Wesen. Die zersetzende Kritik, die den Modernismus hervorgebracht hat, erklärt, der Glaube an Engel bei den Juden sei darauf zurückzuführen, dass die letzteren während ihrer babylonischen Gefangenschaft mit babylonischen und persischen Sagen in Berührung gekommen sind. So wird, wie von vielen anderen kostbaren Dingen im Worte Gottes, auch vom Glauben an Engel behauptet, er sei babylonischen Ursprungs. Wir schließen uns diesen Erfindungen angeblicher Bibelkundiger nicht an, die nur darauf abzielen, die Autorität der Bibel, unserer einzigen Quelle, zu untergraben. Allen diesen Ableugnungen stellen wir einen Zeugen gegenüber: den Sohn Gottes, unseren Herrn Jesus Christus. Was hatte Er über die Engel zu sagen? Er bestätigte die Engellehre in den hebräischen Schriften. Er sprach von ihnen als von wirklichen Wesen.
In Seinen Gleichnissen vom Reich nennt Er sie die Schnitter am Ende des Zeitalters. Er spricht von ihnen als von solchen, die bei Seinem zweiten Kommen mit Ihm sein werden. Als Petrus Ihn im Garten verteidigte, tadelte Er ihn durch einen Hinweis auf die Engel: „Oder meinst du, dass ich nicht jetzt meinen Vater bitten könne und er mir mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde?“ (Mt 26,53)
Er beschreibt ihre wirkliche Natur, wie auch ihre Anteilnahme an den Geschehnissen auf Erden (Lk 15,10) und verkündet, dass in den Tagen Seines Reiches die Engel Gottes gesehen werden, wie sie auf- und niedersteigen werden auf des Menschen Sohn (Joh 1,51).
Was der Modernismus auf diese Zeugnisse unseres Herrn zu sagen weiß, verunehrt den Herrn in einer Weise, dass wir nicht im Zweifel sein können, aus welcher Quelle diese ungläubigen Lehren fließen. Die Modernisten sagen, dass unser unfehlbarer Herr, Er, der die Wahrheit ist, Seine Belehrungen mit den irrigen Anschauungen Seiner Hörer verquickt habe. Vielleicht war es Ihm bekannt, vielleicht auch nicht – so meinen sie –, dass es niemals Engel gegeben hat; jedenfalls habe Er sich den damals unter den Juden geläufigen Ansichten angepasst.
Wir möchten einen weiteren Beweis hinzufügen. Wie wir später zeigen werden, wurde unser erhabener Herr nach Seiner Auferstehung als der verherrlichte Mensch über die Engel erhoben, indem Er einen vorzüglicheren Namen vor Ihnen ererbt hat (Heb 1,4). Wären nun die Engel nur erdachte Wesen, und existierten sie tatsächlich nicht, dann könnten wir folgern, dass auch Seine Erhöhung und Sein Erbe unwirklich und erdichtet sind. Gleich allem anderen, was der Modernismus vorgebracht hat, rüttelt auch die Leugnung der Engel an der Gottheit und Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.
Die Mythologien (Götterlehren) fast aller alten Völker reden von solchen Wesen. Die babylonische Mythologie stellte sie als Götter dar, die den Menschen Botschaften der Götter überbrachten. Die römische und griechische Mythologie hatte ihre Genien, Halbgötter, Faune, Nymphen und Najaden, welche besuchsweise auf die Erde kamen. Hesiod, nach Homer der älteste griechische Dichter, sagte: „Millionen geistiger Geschöpfe wandeln über die Erde.“ Ägypten und die Völker des Ostens glaubten an solche übernatürliche, unsichtbare Geschöpfe; dieser Glaube ist beinahe allgemein. Die Mythologien sind nur der schwache und entstellte Widerhall einer Erkenntnis, die dem Menschen einst zu Eigen war. Würden derartige übermenschliche Wesen nicht existieren, so fänden wir sie nicht in den überlieferten Lehren der alten Völker.
Die Bibel lehrt, dass die Engel eine über den Menschen stehende Klasse erschaffener Wesen sind. Gott hat des Menschen Sohn eine kleine Zeit unter die Engel erniedrigt (Ps 8,5; Heb 2,7). Dies stellt eine weitere falsche Auffassung richtig. Es wird öfters gelehrt, dass Gläubige, die abscheiden, ebenso wie auch die Kinder, Engel werden. Der Mensch kann nie ein Engel werden, denn die Engel sind für immer von den menschlichen Wesen verschieden. Der erlöste Mensch wird durch die Erlösung nicht zu der Würde eines Engels erhoben, aber in Christus wird er auf eine höhere Stufe gestellt, als die Engel je einnehmen können. Hierüber später mehr.