Behandelter Abschnitt Heb 10,32-34
Heb 10,32-34: 32 Erinnert euch aber an die früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden wart, viel Kampf der Leiden erduldet habt; 33 indem ihr einerseits sowohl durch Schmähungen als auch Drangsale zur Schau gestellt wurdet, andererseits aber Genossen derer wurdet, die so einhergingen. 34 Denn ihr habt sowohl den Gefangenen Teilnahme bewiesen als auch den Raub eurer Güter mit Freuden aufgenommen, da ihr wisst, dass ihr für euch selbst einen besseren und bleibenden Besitz habt.
Das Erste, was sie nach dem Wunsch des Schreibers nicht aus den Augen verlieren sollten, waren die großen geistlichen Besitztümer, die sie in Christus hatten. Diese Segnungen und Vorrechte sind außerordentlich kostbar und übertreffen bei weitem alles, was die Juden im Judentum hatten. In der Tat sind sie die höchsten Segnungen, die Gott jemals seinen Geschöpfen gegeben hat (oder jemals geben wird)! So haben die Christen durch Gnade und ihre Verbindung mit Christus und durch den innewohnenden Heiligen Geist einen besonderen Platz vor Gott, den alle anderen in seiner gesegneten Familie nicht haben. Daher werden sie „die Versammlung der Erstgeborenen“ genannt (Heb 12,23) (Der Ausdruck „Erstgeborene“ bedeutet, dass sie den Vorrang vor anderen haben.). Christen könnten gesegneter nicht sein (Eph 1,3).
Diese hebräischen Gläubigen hatten früher eine richtige Sichtweise auf diese geistlichen Dinge, als sie einmal „erleuchtet“ und durch das Evangelium gerettet wurden, und sie mussten zu dieser Einstellung zurückgerufen werden. Deshalb sagt er: „Erinnert euch aber an die früheren Tage.“ Als sie sich einmal auf den christlichen Weg begaben, verstanden sie, dass ihr Teil in Christus etwas Besonderes war. Und sie betrachteten es als ein Vorrecht, dass sie für würdig befunden wurden, für diese Dinge zu leiden. Infolgedessen erduldeten sie mit Freude „viel Kampf der Leiden“. Wenn sie von ihren Landsleuten öffentlich geschmäht wurden, indem sie „durch Schmähungen als auch Drangsale zur Schau gestellt“ wurden, nahmen sie dies ohne Vergeltung hin, weil sie verstanden, dass dies ein Teil der Leiden für Christus war. Selbst wenn ihre „Güter“ (materielle Besitztümer) durch die Missgunst anderer geplündert wurden, nahmen sie diesen Verlust „mit Freuden“ hin. Weil sie wussten, dass sie in Christus „einen besseren und bleibenden Besitz“ hatten, waren sie in der Lage, diese Dinge auf so bemerkenswerte Weise zu ertragen. Infolgedessen lohnte es sich für sie, für diese Dinge zu leben und zu leiden.
Aber leider wurden sie durch die vielen Widerstände auf ihrem Weg entmutigt und verloren ihre ursprünglichen Überzeugungen. Deshalb diese Ermahnung des Schreibers. Sein Heilmittel für sie war die Rückkehr zu ihrer ursprünglichen Denkweise, die sie als junge Christen hatten – aber nicht die Rückkehr zum Judentum. Sie brauchten eine Neuausrichtung ihrer Überzeugungen, indem sie erneut einen Blick auf das warfen, was ihnen in die Hände gegeben worden war. Dann würden sie wieder erkennen, dass es in der Tat ein großes Vorrecht war, diese kostbaren Dinge bekommen zu haben.
Auch für uns gibt es nichts, was uns mehr motiviert, den Weg des Glaubens mit Überzeugung weiterzugehen, als zu erkennen, was in unsere Hände gelegt worden ist. Wenn wir uns einen Moment Zeit nehmen, um unsere vielen Segnungen in Christus aufzuzählen, die uns von allen anderen gesegneten Geschöpfen Gottes unterscheiden, werden wir sofort erkennen, dass uns wirklich etwas Besonderes gegeben ist. Es ist eine Untertreibung, zu sagen, dass es ein Vorrecht ist, ein Christ zu sein.