Er fährt dann fort und sagt:
Heb 5,14b: [… die feste Speise aber ist für Erwachsene,] die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen.
Damit spielt der Schreiber darauf an, wie ein Mensch fähig wird, feste Nahrung zu sich zu nehmen, nachdem er sich zuvor nur von Milch ernährt hat, das heißt, wie er geistliche Fortschritte macht und zu einem erwachsenen (reifen) Christen wird: indem er sich oft mit der Wahrheit beschäftigt, sich daran „gewöhnt“, wie er hier sagt. Das bedeutet: Wenn wir uns damit beschäftigen, die christliche Offenbarung zu studieren, werden wir dadurch belohnt, dass wir sie verstehen. Die Evangelien präsentieren die Wahrheit des Königreichs, aber sie entfalten nicht das Christentum. Das Christentum begann erst, als es einen Menschen im Himmel gab (Apg 1) und der Geist Gottes herabgesandt wurde, damit Er in den Gläubigen wohne (Apg 2; vgl. Joh 7,39). Die Briefe wurden aus dieser Perspektive geschrieben und erst sie teilen uns unsere volle christliche Stellung mit. Das bedeutet: Wer sich nur auf die Evangelien konzentriert und die Wahrheit in den Briefen vernachlässigt, wird in seinem geistlichen Wachstum zurückbleiben. Deshalb sollten wir die Wahrheit in den Briefen gut beherzigen; sie ist unser Fundament. Sie ist es, die uns im christlichen Glauben befestigt.
Indem der Schreiber hinzufügt: „zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen“, zeigt er: Wachstum und Fortschritt in geistlichen Dingen bedeutet nicht nur, die Wahrheit verstandesmäßig zu begreifen – auch das moralische Urteilsvermögen, die Einsicht in praktische Dinge wird sich entwickeln. Das ist wichtig; es zeigt, dass die Wahrheit eine moralische Wirkung auf uns haben sollte. Wir sollten die Wahrheit nicht nur (intellektuell) begreifen, sondern sie sollte uns (moralisch) ergreifen. Dies, so sagt er, kommt dadurch zustande, dass wir in der Wahrheit, die wir lernen, „geübt“ werden.