Behandelter Abschnitt 1Kor 12,20-24
Verachtung
1Kor 12,20-24: 20 Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer. 21 Das Auge aber kann nicht zu der Hand sagen: Ich brauche dich nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht; 22 sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; 23 und die wir für die unehrbareren des Leibes halten, diese umgeben wir mit reichlicherer Ehre; und unsere nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit; 24 unsere wohlanständigen aber benötigen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlichere Ehre gegeben hat, …
Der zweite Feind ist die Verachtung. Der Apostel benutzt wieder das Bild des menschlichen Leibes, um diesem Feind zu begegnen, indem er sagt: „Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer.“ Das zeigt, dass Einheit in der Verschiedenheit der Glieder des Leibes bestehen soll. In einem menschlichen Leib schauen die wichtigeren Glieder nie mit Verachtung auf die weniger wichtigen herab und sagen: „Ich brauche dich nicht.“ Aber leider besteht diese Gefahr im Leib Christi. Diese Haltung zerstört die [praktische] Einheit.
Der Apostel warnt vor dieser Gefahr, indem er darauf hinweist, dass Gott bei der Gestaltung unseres Leibes den unsichtbaren Gliedern absichtlich „reichlichere Ehre“ gegeben hat als den sichtbaren. Die weniger auffälligen Glieder des menschlichen Körpers sind wichtiger als die auffälligen! Ein Mensch kann ohne eine Hand oder einen Fuß auskommen, aber er kann nicht ohne ein Herz oder eine Leber usw. leben. Der Apostel veranschaulicht damit, dass wir nicht auf die weniger wichtigen Glieder des Leibes Christi herabsehen sollen.
Das Heilmittel für dieses Problem ist wiederum die Unterwerfung unter die Souveränität Gottes. „Gott hat den [menschlichen] Leib zusammengefügt“ (1Kor 12,24). Er hat ihn so gestaltet, dass jedes Glied wertvoll ist und etwas zum Ganzen der Person beitragen kann. In ähnlicher Weise hat Gott den Leib Christi so gestaltet, dass der Beitrag eines jeden Gliedes für das Wohlergehen des Ganzen notwendig ist (Eph 4,16). Wir müssen dies daher anerkennen und jedem Glied erlauben, in seiner von Gott gegebenen Rolle zu funktionieren.
Leider behandelt die von Menschen geschaffene klerikale Ordnung in der heutigen Kirche die Glieder des Leibes Christi, die das Wort öffentlich verkünden könnten, so, als ob sie nicht wichtig wären (Wir beziehen uns auf das Klerus-Laien-System, bei dem jemand – ein sogenannter „Pastor“ oder „Pfarrer“ – den öffentlichen Dienst im Namen der Gemeinde ausübt.). Das ist zwar unbeabsichtigt, aber dennoch ist dies das Ergebnis dieser Ordnung. Indem es solche Glieder vom öffentlichen Dienst in der Versammlung ausschließt, sagt dieses System im Wesentlichen: „Ich brauche dich nicht.“ Wie erwähnt, geschieht dies nicht in böser Absicht gegenüber den anderen Gliedern des Leibes Christi; dennoch behindert es die Glieder, die eine Gabe für den Dienst am Wort in der Versammlung haben könnten, indem es den Dienst auf eine Person beschränkt, die offiziell das Recht dazu hat.