Eine neue Stellung in der Gunst Gottes (V. 2a)
Paulus fährt mit einer weiteren großen Folge der Rechtfertigung fort:
Röm 5,2a: … durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, …
Dies bezieht sich darauf, dass der Gläubige eine neue Stellung in der Gegenwart Gottes erhält.
Das griechische Wort prosagogen, das in diesem Vers mit „Zugang“ übersetzt wird, bedeutet, dass jemand in etwas eingeführt wird. Hier in diesem Abschnitt hat es mit der formellen Einführung des Gläubigen in eine neue Stellung der „Gnade“ vor Gott zu tun. J.N. Darby merkt dazu an, dass dieser Platz der Gunst, in den wir versetzt worden sind, „unsere Annahme in der Gnade ist, die Er uns in dem Geliebten umsonst geschenkt hat“. Wir sind also in dieselbe Stellung versetzt, die Christus selbst vor Gott hat, denn wir sind „begnadigt {angenehm gemacht} in dem Geliebten“ (Eph 1,6). Paulus sagt, dass diese neue Position (Stellung), in der sich alle Gläubigen befinden, „durch den Glauben“ an den Herrn Jesus Christus eingenommen wird, das heißt, wenn ein Mensch gerettet wird. Dies geschieht ein für alle Mal und ergibt sich daraus, dass wir „in Christus gerechtfertigt“ sind (Gal 2,17).
Dieser „Zugang“ ist also nicht eine Frage der christlichen Praxis – das heißt in die Gegenwart
Gottes einzutreten für die tägliche Gemeinschaft, das Gebet und die Anbetung, wie in Epheser 2,18 und 3,12 usw. gesagt wird –, sondern vielmehr der anfängliche Zugang (oder Eintritt) des Gläubigen in seine neue Stellung vor Gott. Wir „haben“ diesen Zugang jetzt schon. Im Griechischen steht das Wort haben im Perfekt, was darauf hinweist, dass Christus durch seinen Eintritt in die Gegenwart Gottes einen vollständigen und dauerhaften Zugang für uns erreicht hat. Diese neue Stellung in der Gunst Gottes, die Christus für uns erlangt hat, ist vollkommen, dauerhaft und unantastbar, weil sie an der vollkommenen und dauerhaften Annahme durch Christus gemessen wird. Unsere Stellung hat nichts mit unserem Wandel oder unserer persönlichen Treue zu tun. Ob wir der jüngste oder der älteste Christ sind, ob wir ein hingegebener oder ein nachlässiger Christ sind, wir haben alle gleichermaßen diese Stellung vor Gott. Unser Seelenzustand (Phil 2,20) hingegen schwankt, je nachdem, ob wir nach dem Geist oder nach dem Fleisch wandeln. Unser geistlicher Zustand mag manchmal gut und manchmal schlecht sein, aber unser Ansehen ändert sich nie.
Eine Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes (V. 2b)
Paulus geht zu einer weiteren Folge der Rechtfertigung über:
Röm 5,2b: … und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.
Wie bereits erwähnt, hat dies mit der zukünftigen Verherrlichung des Gläubigen zu tun. Da sie durch den Glauben gerechtfertigt sind, haben Christen die „Hoffnung“, wie Christus verherrlicht zu werden (Röm 8,30). Wenn dies geschieht, werden wir vollkommen gemacht sein nach Geist, Seele und Leib. Die gefallene Sündennatur wird aus unserem Wesen getilgt werden, und wir werden körperlich so umgestaltet werden, dass wir Christus gleich sind (Phil 3,21). Dies wird jedem Christen widerfahren, ob er über seine herrliche Zukunft viel weiß oder nicht. Paulus spricht nicht davon, ob die Gläubigen in der Freude und Vorfreude auf diese herrliche Zukunft leben, sondern einfach davon, dass wir eine herrliche Zukunft haben. „Hoffnung“ in dem Sinn, wie sie in der Heiligen Schrift verwendet wird, ist eine aufgeschobene Gewissheit. Sie ist eine Erwartung mit Gewissheit. Im modernen Sprachgebrauch sprechen wir von Hoffnung als etwas, von dem wir uns wünschen, dass es eintritt, aber wir haben keine Garantie dafür, dass es eintreten wird. Auf diese Weise verwendet die Heilige Schrift das Wort nicht; in der Heiligen Schrift ist Hoffnung immer eine Sache der Gewissheit. Die „Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“, von der Paulus hier spricht, ist etwas, was mit Sicherheit eintreten wird – wir wissen nur nicht, wann.
Die Verherrlichung ist die wunderbare Krönung von Gottes Werk in uns und mit uns. Bevor die Gnade uns erreichte, waren wir Sünder, die die Herrlichkeit nicht erreichten (Röm 3,23). Jetzt, da wir durch seine Gnade gerechtfertigt sind, haben wir die Hoffnung, wie Christus verherrlicht zu werden. Es ist eine aufgeschobene Gewissheit, die im Plan und Ratschluss Gottes als etwas Vollendetes angesehen wird: „Welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht“ (Röm 8,30). Die tatsächliche Verherrlichung wird bei der Entrückung stattfinden: „Wir erwarten den Herrn Jesus Christus aus den Himmeln, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ (Phil 3,21;
Röm 8,17). In Offenbarung 21,11 wird die Kirche am Ende (während des Tausendjährigen Reiches) mit Christus regieren und „die Herrlichkeit Gottes haben“. Heute haben wir dieses glorreiche Ende als Hoffnung. Als wir an das Evangelium glaubten und den Herrn Jesus Christus als unseren Retter annahmen, wurden wir in die Hoffnung auf unsere spätere Verherrlichung versetzt. Paulus bezieht sich später im Brief darauf, wenn er sagt, dass wir „in Hoffnung errettet worden sind“ (Röm 8,24). Unsere Verherrlichung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Errettung, sie ist die letzte Phase (Röm 13,11).
Daran sehen wir, dass unsere Zukunft hell und sicher ist. Angesichts dieser wunderbaren Aussicht ist es angebracht, dass die Gläubigen „sich rühmen {sich freuen}“.