Behandelter Abschnitt Lk 2,8-12
Wurde der Herr wirklich am ersten Weihnachtstag geboren?
Die meisten Menschen nehmen an, dass der Herr am 25. Dezember geboren wurde, und feiern diesen Tag als seinen Geburtstag. Die Heilige Schrift verrät uns zwar nicht den genauen Tag seiner Geburt, aber sie weist an drei Stellen im Neuen Testament darauf hin, dass er irgendwann zwischen den letzten September- und den ersten Oktobertagen liegt:
Lukas 2,8: Die Hirten waren zur Zeit der Geburt des Herrn mit ihren Herden auf dem Feld. Es kann demnach nicht Winter gewesen sein, denn dann wären ihre Schafe in ihren Hürden gewesen. Vergleiche Hohelied 2,11.
Lukas 1,24.36: Maria wurde schwanger, als Elisabeth im sechsten Schwangerschaftsmonat war. Wir wissen das, weil Maria nach dem Gespräch mit dem Engel sofort zu Elisabeths Haus ging, und als sie dort ankam, erklärte Elisabeth (in der Kraft des Heiligen Geistes), dass Maria zu dieser Zeit „die Frucht“ in ihrem Leib hatte (Lk 1,39-42). Wir wissen auch, dass Elisabeth kurz nach dem Ende des achten Loses („Abija“; 1Chr 24,10) des Priesterdienstes (Lk 1,5.23.24) schwanger wurde, was nach der neunten Woche des hebräischen Kalenders wäre. Wir fügen hier wegen der Besonderheit der Passahwoche eine zusätzliche Woche hinzu. Im Talmud heißt es, dass das erste Los in der Woche eins des hebräischen Kalenders begann, und als die Woche drei (die Passahwoche) kam, dienten alle Priester wegen der zusätzlichen Arbeit, die sich aus der Anwesenheit des ganzen Volkes ergab (5Mo 16,16). Dadurch wurde der normale Dienst der Priester des dritten Loses auf die Woche vier verschoben, und dies
wiederum verschob jedes nachfolgende Los nach vorn. Das bedeutet: Zacharias, der dem achten Los angehörte, diente in der neunten Woche des Jahres. Das wäre nach unserem Kalender Ende Juni bis Anfang Juli. Elisabeth würde ihren Sohn Johannes neun Monate später zur Welt bringen, also Ende März oder Anfang April des folgenden Jahres. Da Maria sechs Monate nach Elisabeth schwanger wurde, würde sie Jesus sechs Monate nach Johannes’ Geburt zur Welt bringen, also Ende September oder Anfang Oktober.
Lukas 3,23: Der Herr begann seinen öffentlichen Dienst, als Er „dreißig Jahre alt“ war. Es wird von allen Bibellehrern allgemein anerkannt, dass die Dauer seines Dienstes dreieinhalb Jahre betrug und mit seinem Tod zur Zeit des Passahfestes endete.5 Dies lässt sich berechnen, indem man die vier Passahfeste im Johannesevangelium zählt, an denen der Herr nach seinem öffentlichen Dienst teilnahm: (1) Johannes 2,13.23; (2) Johannes 5,1; (3) Johannes 6,4; (4)
Johannes 11,55; 12,1; 18,28 . Dies deckt drei volle Jahre ab.
Dann müssen wir alles berücksichtigen, was vor Johannes 2,13 geschah, was das andere halbe Jahr ausmacht. Dazu gehören seine Reise von Galiläa nach Bethabara/Beth-Abara [Bethanien], um sich taufen zu lassen; seine Rückkehr nach Galiläa (Joh 1,19-51); seine Flucht in die Wüste, wo Er vierzig Tage lang versucht wurde (Lk 4,1-13); sein Erscheinen bei der Hochzeit in Kana (Joh 2,1-11) und der Aufenthalt bei seiner Familie in Kapernaum (Joh 2,12) usw. Demnach lebte der Herr dreiunddreißigeinhalb Jahre. Wenn sein Todestag am Passahfest im Frühjahr war, müsste sein Geburtsdatum im Frühherbst liegen, also etwa dreiunddreißigeinhalb Jahre früher.
Das „Gloria in Excelsis“ der Engel (V. 9-20)
Gott hatte seinen Sohn in die Welt gesandt, den „Erretter“, der „Christus, der Herr“ ist (Lk 2,11). Sein Volk hätte „die Zeichen der Zeiten“ (Mt 16,3) und den Tag seiner „Heimsuchung“ (Lk 1,78; 19,44) erkennen und sich darauf vorbereiten müssen. Aber die großen Männer in Jerusalem (Herodes, die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten) wussten nichts von diesem gewaltigen Ereignis und mussten von den heidnischen Weisen aus dem Osten informiert werden (Mt 2,1-10)! Unnötig, zu sagen, dass es unter den religiösen Führern kein Empfangskomitee gab, das auf den Herrn wartete.
Lk 2,8-12: 8 Und es waren HIrten in derselben Gegend, die auf freiem Feld blieben und in der Nacht Wache hielten über ihre Herde. 9 Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich mit großer Furcht. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird; 11 denn euch ist heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr. 12 Und dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.
Gott wollte jedoch nicht, dass dieses große Ereignis stattfand, ohne dass der Überrest seines
Volkes, der im Glauben auf den Erlöser wartete, davon erfuhr. Deshalb ging „ein Engel des Herrn“ zu „den Hirten“, „die auf freiem Feld blieben und in der Nacht Wache hielten über ihre Herde“, um ihnen „große Freude zu verkünden“. Der Engel hätte nach Jerusalem gehen können, um den Führern des Volkes zu verkünden, was geschehen war, aber da sie nur äußerlich fromm waren – sie ehrten Gott mit ihren Lippen, aber ihr Herz war weit von Ihm entfernt (Mt 15,8) –, wurden sie nicht beachtet. Das Vorrecht wurde den demütigen Hirten zuteil, die zu den Ärmsten gehörten, jedoch Männer des Glaubens waren.
Die Botschaft des Engels war „für das ganze Volk“ Israel bestimmt. Beachte: Der Engel sagte nicht: „Uns ist heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren“, sondern: „Euch ist heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren.“ Der Grund dafür: Das Heil ist nicht für die (auserwählten) Engel bestimmt – nicht, weil Gott sich nicht um sie kümmert, sondern weil sie das Heil nicht brauchen. Sie haben nicht gesündigt und brauchen daher auch keinen Erlöser. Es sind die Söhne des gefallenen Adam, die diese Gnade brauchen.
Engel mit Entzücken sehen, dass Gnade fließt in Jesu Blut.
Doch nur an Menschen wird erwiesen, dass kräftig reinigt diese Flut.6
Die „große Freude“ drehte sich darum, dass der Erretter gekommen war. Das Volk hatte den Gesetzgeber und die Propheten, aber jetzt hatten sie den Erretter! Die Hirten baten nicht um ein „Zeichen“, doch ihnen wurde eins gegeben. Allerdings mussten sie nach Bethlehem gehen, um es zu sehen. F.B. Hole sagt:
Das Zeichen dieses wunderbaren Ereignisses hatte niemand voraussehen können. Menschen mochten erwartet haben, einen mächtigen Kriegshelden zu sehen, prächtig gekleidet und auf einem Thron sitzend. Doch das Zeichen war ein Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.7
Der Erretter kam also in den einfachsten Verhältnissen in diese Welt.