Hier ist die letzte Prüfung, die Johannes uns vorlegt:
1Joh 4,20: Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, wie kann der Gott lieben, den er nicht gesehen hat?
Johannes benutzt manchmal eine sehr starke Sprache. Sehr viele Menschen haben ein falsches Bild vom Apostel Johannes. Viele der kirchlichen Bilder zeigen ihn als eine schöne und verweichlichte Person und nicht als einen wirklich kräftigen Mann. Er war wahrscheinlich ein junger Mann von etwa achtzehn Jahren, als er und sein Bruder Jakobus zu Christus kamen, denn Johannes war der Jüngste der Jünger. Als der Herr diese beiden Brüder, Jakobus und Johannes, in ihrer jugendlichen Aufrichtigkeit ansah, sagte Er quasi: „Ich werde euch einen anderen Namen geben, ich werde euch Boanerges nennen, Söhne des Donners“ (vgl. Mk 3,17). Sein ganzes Leben lang blieb Johannes diesem von Jesus gegebenen Namen treu. Lange nachdem Paulus und Petrus und alle anderen Jünger gestorben waren, diente Johannes immer noch am Wort in Ephesus, und später wurde er wegen seiner Treue im Zeugnis für Christus nach Patmos geschickt. Er starb um 96 n.Chr. und war zu diesem Zeitpunkt ein alter Mann, der auf die Tage seiner Jugend zurückblicken konnte, als er mit Jesus unterwegs war. Johannes hatte nichts Verweichlichtes an sich.
Einmal, als sie durch Samaria zogen, wurden Jakobus und Johannes durch das Verhalten der Samariter so erregt, dass sie sagten: „Herr, willst du, dass wir sagen, Feuer solle vom Himmel herabfallen und sie verzehren, wie auch Elia tat?“ (Lk 9,54). Sie sahen, dass die Samariter Jesus zunächst gern bei sich gehabt hätten, aber als sie merkten, dass Er unbedingt nach Jerusalem weiterreisen wollte, wollten sie nichts mit Ihm zu tun haben. Sie wussten nicht, dass Er unbedingt dorthin gehen wollte, um für sie zu sterben. Sie dachten, Er interessiere sich nicht für sie, sondern nur für die Menschen in Jerusalem, und deshalb wollten sie Ihn nicht. Und deshalb wollten Johannes und sein Bruder sie vernichten. Aber Jesus sagte zu Jakobus und Johannes: „Wisst ihr nicht, welches Geistes [Kinder] ihr seid?“ (Lk 9,55; SCHL2000). Es war nichts Sanftes daran, Feuer vom Himmel rufen zu wollen! Johannes war kein verweichlichter junger Mann. Er war stark, energisch und temperamentvoll.
Beachte die deutliche Sprache, die Johannes verwendet. Schlage noch einmal 1. Johannes 2,4 auf: „Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in diesem ist die Wahrheit nicht.“ Im selben Kapitel, in 1. Johannes 2,22, lesen wir: „Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist?“ Und in 1. Johannes 4,20 verwendet Johannes keine schönen Worte, sondern sagt: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, wie kann der Gott lieben, den er nicht gesehen hat?“ Die Art und Weise, wie du deinen Bruder behandelst, ist der Beweis dafür, ob du Gott wirklich liebst.