Gott offenbart sich in der Liebe (V. 11-13)
Achte genau darauf, was der Geist Gottes uns hier vor Augen führt. Als Erstes:
1Joh 4,11a: Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, …
Was meint Johannes, wenn er dieses kleine Wort „so“ einfügt? Er bezieht sich auf 1. Johannes 4,10: „Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden.“ So hat Gott uns also geliebt. Er wartete nicht darauf, dass wir Ihn zuerst liebten; Er wartete nicht darauf, dass wir uns benahmen, bevor Er uns liebte, sondern „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist“ (Röm 5,8). Gott hat uns geliebt, als es nichts Liebenswertes an uns gab. Gott hat uns geliebt, als wir „einst entfremdet und Feinde waren nach der Gesinnung in den bösen Werken“ (Kol 1,21). Gott liebte uns, als unsere Wünsche seinen Wünschen zuwiderliefen; als wir sein Wort mit Füßen traten, seine Gnade verschmähten und seine Gebote brachen. Nun lesen wir:
1Joh 4,11b: … sind auch wir schuldig, einander zu lieben.
Wir erinnern uns an die Worte unseres Herrn Jesus Christus in Matthäus 5,46: „Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe?“ Selbst die verdorbensten Menschen auf der Welt lieben diejenigen, die ihnen scheinbar etwas für ihre Zuneigung zurückgeben. Aber das große Prinzip, das hier dargelegt wird, ist, dass wir, nachdem wir von Gott geboren und der göttlichen Natur teilhaftig geworden sind, nicht darauf warten, dass die Menschen uns lieben, sondern dass wir sie lieben, egal, wie sie sich verhalten. Das ist die göttliche Liebe, die sich durch die neue Natur zeigt. Diese Art von Liebe ist selbst für Christen eine Herausforderung, weil wir noch die alte Natur in uns haben. Obwohl der Christ aus Gott geboren ist, hat er eine Natur, die vom gefallenen Adam stammt, und diese Natur ist selbstsüchtig und sucht nach Befriedigung in anderen Menschen und in den Dingen dieser Welt. Nur durch die Kraft der neuen, göttlichen Natur, die er bei der zweiten Geburt ererbt hat, kann der Christ den Anforderungen gerecht werden, die an ihn gestellt werden. „Ihr Lieben, hat uns Gott also geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben“ (1Joh 4,11;
LUT 1912). Ich mag das Wort „sollen“. Es deutet auf Verantwortung hin. Manchmal werden Christen nicht gern an Verantwortung erinnert, denn sie haben die Vorstellung, dass Verantwortung nicht mit Gnade vereinbar ist. Aber die Gnade Gottes, wenn sie im Leben aktiv ist, führt Männer und Frauen dazu, das zu tun, was sie tun sollten. Hier haben wir eine Sache, die wir tun sollten: Wir sollten einander lieben. Wir sollten diejenigen lieben, die uns nicht lieben, die uns schlecht behandeln, die schlecht über uns reden, die uns schaden und die uns ruinieren würden, wenn sie könnten. Das ist die Art, wie Gott uns liebt. Nichts, was die Menschen unserem geliebten Herrn Jesus antaten; nichts, was sie über Ihn sagten, konnte die Haltung seines Herzens ihnen gegenüber ändern. Als Er am Kreuz hing und der wütende Pöbel nach seinem Leben trachtete, betete Er: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34). Das ist keine natürliche Liebe. Niemand liebt auf natürliche Weise so. Das ist göttliche, geistliche Liebe, und sie ist nur möglich, wenn man in der Kraft der neuen Natur wandelt, die Gott denen gibt, die glauben.