Vers 14a – Die Kinder
Schließlich gibt es noch eine dritte Klasse, in die der Apostel die Familie Gottes einteilt. Dies sind die Kleinen, die jungen Gläubigen in Christus, und zu ihnen sagt er:
1Joh 2,14a: Ich schreibe euch, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt.
Vor nicht allzu langer Zeit wandelten sie noch mit der Welt in der Finsternis, aber sie hörten die gnädige Einladung des liebenden Erlösers: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28). Sie folgten seiner Einladung, kamen mit all ihren Sünden und ihrem Kummer und erfuhren, dass Jesus ein wahrer Freund all derjenigen ist, die Ihm vertrauen. Bis jetzt wissen sie zwar noch nicht viel mehr, aber sie kennen den Vater und haben den Heiligen Geist empfangen.
Gott wartet nicht, bis wir reife Christen sind, bevor Er uns den Heiligen Geist gibt. „Nachdem ihr im Geist angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleisch vollenden?“ (Gal 3,3). Wir haben im Geist angefangen. Wir haben den Geist Gottes empfangen, sobald wir an Jesus glauben, und Er lehrt uns, „Abba, Vater!“ zu rufen. Wir blicken in sein Angesicht und können sagen: „Mein Vater“. Es gibt für die „kleinen Kinder“ noch sehr viel zu lernen. Viele unterschiedliche Erfahrungen liegen noch vor ihnen, und es gibt wunderbare Wahrheiten, die ihnen noch eröffnet werden müssen. Aber sie sind genauso in dem Geliebten angenommen wie die Väter. Sie sind genauso von jeder Sünde gereinigt wie die Jünglinge, die „den Bösen überwunden“ haben.
Wie man überwindet (V. 14b-17)
In Vers 14 fährt Johannes damit fort, jeder Gruppe von Gläubigen ein Wort der Ermutigung, der Warnung und der Ermahnung zu geben, weshalb er sie alle noch einmal der Reihe nach erwähnt. Zu den Vätern sagt er:
1Joh 2,14b: Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.
Johannes fügt nichts zu dem hinzu, was er bereits in Vers 13 gesagt hat. Er sagt genau dasselbe. Warum fügt er nichts hinzu? Weil man dem Höhepunkt der christlichen Erfahrung nichts hinzufügen kann: „Ihr habt den erkannt, der von Anfang an ist.“ „Von Anfang an“ bezieht sich auf die Menschwerdung Jesu hier auf der Erde. Es muss wunderbar gewesen sein, seinen Fußspuren zu folgen, als Er über den Sand der Erde ging, und Ihn in seiner Vollkommenheit zu sehen – Gott, der sich im Fleisch offenbart hat. Noch wunderbarer ist es, Ihn jetzt als denjenigen zu kennen, der durch den Tod hindurchgegangen ist, durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt wurde, in den Himmel aufgefahren ist und zur Rechten Gottes als unser großer Hohepriester und Sachwalter thront.
Es gibt nicht viele Väter im Glauben. Menschen können sehr alt in Christus sein und dennoch keine Väter im geistlichen Sinne sein. Traurigerweise sind viele, die schon seit Jahren Christen sind, immer noch sehr weltlich eingestellt und wissen wenig von der wahren Gemeinschaft mit Christus. Paulus betete inständig dafür, „ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde“ (Phil 3,10). Es ist diese persönliche Erkenntnis Gottes, die einen zum Vater in Christus macht. Dies ist der Höhepunkt der christlichen Reife, die durch ein Leben in inniger Gemeinschaft mit Christus erreicht wird.
Sehnt sich deine Seele danach, Ihn zu kennen? Willst du Ihn im Laufe der Jahre besser kennenlernen? Es gibt nur einen Weg, wie du jemals ein Vater in Christus werden kannst – du musst Ihn erfahren. Viele Menschen sind sich über bestimmte große Lehren im Klaren oder sie sind davon überzeugt, wo sie in der Debatte um Fundamentalismus und Modernismus stehen. Sie haben strikte Vorstellungen davon, wie das Volk Gottes zusammenkommen sollte, und doch ist eines ganz offensichtlich: Sie kennen Christus nicht in dieser vertrauten Beziehung, die hier angedeutet wird.
Wie lernt man einen Menschen kennen? Indem man Tag für Tag mit ihm lebt. Wie lernt man Christus kennen? Indem man Tag für Tag und über Jahre hinweg in inniger Gemeinschaft mit Ihm lebt. Man lernt Ihn kennen, wenn Er einem im Leid beisteht. Du lernst ihn kennen, wenn du Christus an die erste Stelle setzt und deine Hauptfreude und dein Glück in Ihm findest. Ihn zu kennen! Das bedeutet, ein Vater in Christus zu sein. Johannes fügt kein einziges Wort der Ermahnung hinzu. Und warum? Weil dem nichts mehr hinzugefügt werden kann, wenn Christus zum einzigen Gegenstand deines Herzens wird. Ein Herz, das sich ganz und gar Christus hingibt, ist von der Macht der Sünde befreit, wird von der Weltlichkeit gerettet und von Eifersucht, Neid und allem, was dem Fleisch angehört, bewahrt. Diese Dinge werden in einem Herzen nicht vorhanden sein, in dem Christus ein und alles ist.
Als Nächstes wendet der Apostel seine Aufmerksamkeit denen zu, die nicht die Tiefe der Erfahrung erreicht haben, die die Väter hatten, und dennoch starke Christen sind. Er schreibt:
1Joh 2,14c: Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt.
Als er zuvor zu ihnen sprach, schrieb er einfach: „Ich schreibe euch, ihr Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt“ (1Joh 2,13). Aber jetzt enthüllt er das Geheimnis dieser Überwindung. Sie sind nicht stark in ihrer eigenen Kraft, sondern „im Herrn und in der Macht seiner Stärke“ (Eph 6,10). Mit anderen Worten: Sie sind stark, weil „das Wort Gottes in ihnen bleibt“. Viele von uns verbringen den größten Teil der Woche damit, sich ausschließlich mit irdischen Dingen zu beschäftigen – mit Dingen, die durchaus ihre Berechtigung haben. Einmal in der Woche kommen wir zum Bibelstudium oder zum Gottesdienst zusammen und sagen: „Wie ermutigend und hilfreich!“ Das ist so, als ob jemand nur eine einzige gute Mahlzeit in der Woche zu sich nimmt. Das ist nicht der Weg, um stark zu werden. Wir werden gestärkt, wenn wir morgens als Erstes das Wort Gottes lesen, den ganzen Tag über das Wort Gottes nachdenken und als Letztes am Abend das Wort Gottes studieren. Wenn du mit dem Wort Gottes im Kopf zu Bett gehst, wirst du mit dem Wort Gottes im Kopf aufwachen. Es ist das Wort Gottes, das uns den ganzen Tag über vor der Macht des Feindes bewahrt. Manche sagen: „Ich glaube nicht, dass das möglich ist.“ Aber es ist möglich, und viele haben bewiesen, dass es möglich ist. Jemand sagte einmal zu mir über einen Mitchristen: „Ich mag deinen Freund. Er ist wie eine wandelnde Bibel.“ Das lag daran, dass mein Freund sich ständig vom Wort Gottes nährte.
Ich kannte einen Schmied, der so sehr darauf bedacht war, ein Mann Gottes zu werden, dass er seine Bibel in Abschnitte zerschnitt und einen Abschnitt mit einem Stück Schnur neben seiner Schmiede festband. Er zog eine Seite heraus und heftete sie vor sich auf, damit er während der Arbeit in der Schmiede das Wort Gottes lesen konnte. War es da ein Wunder, dass Gott diesen Mann drei Jahre später von der Schmiede weg in den aktiven christlichen Dienst rief? Seit vierzig Jahren ist er ein Evangelist, der viele zum Herrn Jesus Christus geführt hat. Ein anderer Mann, den ich kannte, war Drucker. Er hatte seine Bibel auf einem kleinen Ständer vor sich liegen, und während er an den großen Rundpressen arbeitete, hatte er sein Herz auf die Dinge Gottes gerichtet. Er las einen Vers und dachte darüber nach, während er arbeitete, und dann las er noch einen und noch einen. Es dauerte nicht lange, bis Gott diesen Mann von der Druckerpresse wegholte und ihn zum Predigen aussandte. Er sagte immer, dass er seine theologische Ausbildung an der Druckmaschine erhalten hatte. „Weil das Wort Gottes in euch bleibt.“ Viele Christen betrachten das Wort Gottes als etwas, das eine zusätzliche Stunde oder so in Anspruch nimmt, wenn sie gerade nichts anderes zu tun haben. Aber auf diese Weise wirst du niemals wachsen. Das bisschen Kraft, das du in dieser Stunde bekommst, ist aufgebraucht, wenn du dich mit anderen Dingen beschäftigst. Mit kleinen Dosen kommt man nicht weiter. Wenn das Wort Gottes das Wichtigste in deinem Leben ist und alles andere sich danach ausrichtet, dann wirst du wachsen und ein starker Christ werden.