Behandelter Abschnitt Sach 10,9-12
Sach 10,9-12: 9 Und ich will sie unter den Völkern säen, und in den fernen Ländern werden sie sich an mich erinnern; und sie werden mit ihren Kindern leben und zurückkehren. 10 Und ich werde sie zurückführen aus dem Land Ägypten und sie sammeln aus Assyrien und sie ins Land Gilead und auf den Libanon bringen; und es wird nicht Raum genug für sie gefunden werden. 11 Und er wird durchs Meer der Angst ziehen und die Wellen im Meer schlagen, und alle Tiefen des Stromes werden versiegen; und der Stolz Assyriens wird niedergeworfen werden, und weichen wird das Zepter Ägyptens. 12 Und ich werde sie stark machen in dem HERRN, und in seinem Namen werden sie wandeln, spricht der HERR.
Die Art und Weise ihrer damaligen Befreiung wird als ein Bild für die zukünftige Befreiung gebraucht. Sie sollen aus allen Ländern ihrer Gefangenschaft in das Land der Verheißung versammelt werden. Oder anders gesagt: Sie sollen gemäß dem Wort des HERRN über Jisreel, den Samen Gottes, in die Mitte der Nationen gesetzt werden (siehe meine Anmerkungen zu Hosea 2,22.23). Während sie im Triumph durch das Meer der Angst1 und den Strom der Leiden gehen, werden sie in dem HERRN, ihrem Gott, Stärke und Sieg finden. Ja, sie werden in seinem Namen in Freiheit leben.
Dies ist das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift über die zukünftige Herrlichkeit des Volkes, das jetzt zerstreut und verachtet ist. Ihre Blindheit wird vergehen, und mit erleuchteten Herzensaugen werden sie die Schönheit dessen sehen, den sie einst verabscheuten und kreuzigten.
So wird ihre ganze Geschichte zu einer wunderbaren Illustration der kostbaren Worte aus Psalm 76,11: „Der Grimm des Menschen wird dich preisen; mit dem Rest des Grimmes wirst du dich gürten.“ Gott wird nur so viel an Bösem zulassen, wie Ihn letztendlich verherrlichen wird. Alles, was darüber hinausgeht, wird Er im Zaum halten. Wie tröstlich ist dies doch für die geprüften Gläubigen in jeder Zeitepoche! Wie oft ist der Geist aufgewühlt und die Seele niedergeschlagen! Aber der Glaube kann in der Stunde, in der alles hoffnungslos erscheint und die Finsternis sich überall ausbreitet, nach oben blicken, denn er weiß: „Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.“2
Er kann seinen Erlösten einen Weg durch das Meer bahnen. Seine Macht kann Ströme austrocknen, so dass sein Volk trockenen Fußes hinüberziehen kann. Was für Israel auf nationaler Ebene gilt, kann jedes Kind Gottes ganz persönlich genießen.
Sacharja 10,9-12 verschmilzt mit Jesaja 43,1-7: „Und nun, so spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, ich, der Heilige Israels, dein Erretter; ich gebe als dein Lösegeld Ägypten hin, Äthiopien und Seba an deiner statt. Weil du teuer, wertvoll bist in meinen Augen und ich dich lieb habe, so werde ich Menschen hingeben an deiner statt und Völkerschaften anstatt deines Lebens. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; vom Aufgang her werde ich deine Nachkommen bringen, und vom Niedergang her werde ich dich sammeln. Ich werde zum Norden sagen: Gib heraus!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring meine Söhne von fern her und meine Töchter vom Ende der Erde, jeden, der mit meinem Namen genannt ist und den ich zu meiner Ehre geschaffen, den ich gebildet und gemacht habe!“
Welche menschlichen Worte könnten verglichen werden mit dieser göttlichen Erklärung von Gottes unveränderlichem Vorsatz in Bezug auf sein irdisches Volk! Und durch was für ein verdrehtes Auslegungssystem können diese Worte so verwendet werden, als wäre ihre Erfüllung in dem gegenwärtigen Werk der Gnade zu finden, das unter den Nationen geschieht? Das ist nichts als ein Beispiel für den Hochmut, den der Apostel in Römer 11 tadelt. Solche Bibelstellen werden von denen, die alles vergeistlichen, aus ihrem wahren Zusammenhang gerissen und auf die Gemeinde angewendet. Doch dabei wird die himmlische Berufung der Gemeinde aus den Augen verloren und Israels Hoffnung geleugnet.
Erst wenn wir lernen, das Wort der Wahrheit recht zu teilen, ergeben seine verschiedenen Linien ein geordnetes Ganzes. Nur dann werden seine beglückenden Unterscheidungen dem gesalbten Auge verständlich. Dann erkennen wir, dass diese Verwirrung nicht in Gottes vollkommenem Wort ihren Ursprung hat. Sie ist vielmehr im verwirrten Verstand des Menschen begründet. Sein Denken wird durch [menschengemachte] Traditionen gesteuert und häufig durch Selbstgenügsamkeit getrübt. Die Wahrheit wird im Gewissen erlernt. Wenn das Gewissen an der Wahrheit ausgerichtet ist, kann man sich darauf verlassen, dass der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, selbst dem einfachsten Menschen die Gedanken des Herrn verständlich macht.