Behandelter Abschnitt Hos 1,4-5
Als der erste Sohn geboren wurde, sprach der HERR zu ihm:
Hos 1,4.5: 4 Gib ihm den Namen Jisreel; denn noch eine kurze Zeit, so werde ich die Blutschuld von Jisreel am Haus Jehus heimsuchen und dem Königtum des Hauses Israel ein Ende machen. 5 Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich den Bogen Israels im Tal Jisreel zerbrechen.
Eigentlich spricht der Name Jisreel von Segen, doch hier wird er verwendet, um Gericht anzukündigen. Jisreel bedeutet „gesät von Gott“. In Kapitel 2 sowie in den letzten drei Versen dieses Kapitels1 wird der Name jedoch in einem ganz anderen Zusammenhang verwendet.
Gott war im Begriff, sich vom nördlichen Königreich abzuwenden und es den Heiden zu geben, um Israel für seine Vergehen zu züchtigen. Er hatte sie in Gnade erlöst und zu sich gebracht; sie hatten sich jedoch als falsch und treulos erwiesen. Deshalb mussten sie durch Gericht lernen, was sie nicht durch seine liebende Güte lernen würden. Er verbindet ihre Verwüstung mit dem „Blut von Jisreel“. Dies ist sehr bedeutsam, da das herrschende Haus in Israel durch das „Blut Jisreel“ an die Macht gelangt war. Das geschah, als Jehu das Werkzeug zur Vernichtung des Hauses Ahabs in Jisreel wurde [2Kön 9,16-32] und er den Thron einnehmen konnte. Jerobeam II. stammte aus dieser Dynastie.
Aber weder Jehu noch sein Haus hatten aus dem Gericht an Ahab gelernt. Sie gingen die Wege der Nationen und folgten falschen Göttern. Daher sollte das Blut von Jisreel an ihnen gerächt und sie sollten ebenfalls ausgelöscht werden.
Aber es gibt noch weitere Verbindungen zu Jisreel. Es wird daran erinnert, dass es ursprünglich das Erbe des gerechten Mannes Nabot war. In 1. Könige 21,1 lernen wir, dass „Nabot, der Jisreeliter, einen Weinberg hatte, der in Jisreel war“. Ahab begehrte den Weinberg und fragte, ob er ihn kaufen dürfe, um daraus einen Garten zu machen. Richtigerweise lehnte es Nabot ab, sein Erbe zu verkaufen, indem er sagte: „Das lasse der HERR fern von mir sein, dass ich dir das Erbe meiner Väter geben sollte!“ (1Kön 21,3). Missmutig und zornig darüber legte Ahab sich „auf sein Bett und wandte sein Angesicht ab und aß nichts“ (1Kön 21,4). Der stolze und eigensinnige König konnte den Gedanken nicht verkraften, dass jemand, der so unbedeutend war wie dieser Jisreelit, sich seinem Begehren verweigerte. Isebel, seine heidnische Frau, jedoch schrieb Briefe in seinem Namen und mit der Botschaft: „Ruft ein Fasten aus, und setzt Nabot obenan unter dem Volk; und setzt zwei Männer, Söhne Belials, ihm gegenüber, dass sie gegen ihn zeugen und sprechen: Du hast Gott und den König gelästert! Und führt ihn hinaus und steinigt ihn, dass er sterbe“ (1Kön 21,9.10). Das gottlose Komplott wurde ordnungsgemäß durchgeführt. Falsche Zeugen zeugten gegen das Leben des Gerechten, „und sie führten ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn, und er starb“ (1Kön 21,13).
Sein Erbe wurde als verwirkt erklärt und Ahab kam herab, um es in Besitz zu nehmen. Aber auf dem Weg traf ihn der Prophet Elia. Dieser war mit einer Gerichtsbotschaft auf den Lippen zu ihm geschickt worden. Die Augen des HERRN hatten gesehen, was geschehen war, und Er befahl seinem Diener, dem gottlosen König zu verkünden, dass sein Schicksal besiegelt war und sein Haus gestürzt werden sollte. Das Blut von Jisreel sollte sein Ruin sein. Ihm wurde gesagt: „Wo die Hunde das Blut Nabots geleckt haben, sollen die Hunde auch dein Blut lecken“ (1Kön 21,19). „Und auch von Isebel hat der HERR geredet und gesprochen: Die Hunde sollen Isebel an der Vormauer von Jisreel fressen“ (1Kön 21,23). All das hatte sich buchstäblich erfüllt. Ahab wurde in der Schlacht um Ramot-Gilead getötet: „Und so starb der König und kam nach Samaria; und man begrub den König in Samaria. Und als man den Wagen am Teich von Samaria abspülte, da leckten die Hunde sein Blut …, nach dem Wort des HERRN, das er geredet hatte“ (1Kön 22,37.38). Das passierte auf dem Boden von Jisreel, Ahabs Sommerresidenz.
Ahab wurde abgelöst durch seinen gottlosen Sohn Joram oder Jehoram, wie er manchmal genannt wird [2Kön 3,1-3]. Jehu wurde durch Elisa, den Mann Gottes, zum König gesalbt mit dem Auftrag, Joram zu töten [2Kön 9,1-7]. Letzterer „war zurückgekehrt, um sich in Jisreel von den Wunden heilen zu lassen, die ihm die Syrer geschlagen hatten, als er gegen Hasael, den König von Syrien, kämpfte“ (2Kön 9,15). Auf dem Feldstück Nabots des Jisreeliters trafen sich beide. Ahasja, der König von Juda, war mit dem König von Israel. „Und es geschah, als Joram Jehu sah, da sprach er: Ist es Frieden, Jehu? Aber er sprach: Was, Frieden, während der vielen Hurereien Isebels, deiner Mutter, und ihrer vielen Zaubereien!“ (2Kön 9,22). Joram versuchte zu fliehen, Jehu durchbohrte ihn jedoch mit einem Pfeil. In Erfüllung des Wortes des HERRN wurde sein blutiger Leichnam auf das Feld Nabots geworfen [2Kön 9,25.26]. Ahasja wurde ebenfalls verwundet, floh aber nach Megiddo und starb dort [2Kön 9,27]. Es war Rache des HERRN am Hause Ahabs, es auf dem Boden von Jisreel zu schlagen!
Hier nahm auch Isebels tragisches Schicksal seinen Lauf, so wie es der Prophet vorhergesagt hatte: „Und Jehu kam nach Jisreel. Und als Isebel es hörte, da tat sie Schminke an ihre Augen und schmückte ihr Haupt und schaute zum Fenster hinaus“ (2Kön 9,30). Als sie Jehu als Königsmörder beschimpft, fragt er nach einem Unterstützer, der bereit wäre, sie herunterzustürzen. Sofort legten einige Hofbeamten die Hand an sie und „stürzten sie hinab; und es spritzte von ihrem Blut an die Wand und an die Pferde, und er zertrat sie“ (2Kön 9,33). Anschließend schickte er seine Diener, um sie zu begraben. Aber die stellten fest, dass die Hunde sie auf dem Feldstück von Jisreel aufgefressen hatten, so wie der HERR es vorhergesagt hatte (2Kön 9,15). Die Dynastie von Jehu kam daher durch das Blut von Jisreel auf den Thron. Aber leider hatten sie nichts aus den ernsten Lektionen gelernt, wie sehr Gott Sünde hasst und Götzendienst im Besonderen verabscheut! Daher sollte das gleiche Feldstück von Jisreel den Schauplatz ihres Gerichtes bilden. Dies geschah einige Jahre später an genau dieser Stelle (dann Esdraelon genannt). Die Assyrer besiegten Israel und ihre Gefangenschaft begann2
Heilsgeschichtlich sehen wir hier eine ernste und wichtige Wahrheit. Israel ist gemäß Jesaja 5 der Weinberg des HERRN. Der Weinberg von Jisreel spricht daher von Israel. Sie sind „ausgesät von Gott“ im Land Kanaan, um der Acker des HERRN zu sein. Aber sie beschafften falsche Zeugen gegen den Herrn des Weinbergs, gegen den einen Gerechten, der dem Feind niemals sein rechtmäßiges Erbe geben würde. Durch böse Hände erschlugen sie den Weingärtner und nahmen den Weinberg für sich in Anspruch. Daher wurde Unterdrückern aus dem Heidentum gestattet, das Königreich zu stürzen, und die Macht wurde den Nationen gegeben. Das schreckliche Gebet „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ (Mt 27,25) wurde auf furchtbarere Art und Weise beantwortet als das antitypische Blut von der Zeugen von Jisreel. Gerade dort, wo sie den Herrn der Herrlichkeit erschlugen, wurde ihr Blut vergossen wie gepresster Wein. Und sie wurden von den Hunden gefressen, von den unreinen Heiden.
Hatten die Heiden ihrerseits von den schrecklichen Lektionen des Blutes des Samens Gottes profitiert? Sicherlich nicht. Großmütig und gleichgültig gegenüber Gottes Forderungen gingen sie ihre eigenen Wege und schenkten sie dem Wort Gottes keine Beachtung. Daher sollten sie ebenfalls ausgelöscht werden, und folglich wird Gott an ihnen das Blut von Jisreel rächen.
Wir kommen zurück zu der buchstäblichen Anwendung dieses Abschnittes in Hosea. Wir nehmen zur Kenntnis, dass der HERR im Begriff war, „den Bogen Israels im Tal Jisreel“ zu zerbrechen (Hos 1,5). Weil ihnen die Tatsache nicht zu Herzen gegangen war, dass das böse Haus Ahabs aufgrund von Sünde vernichtet wurde und sie den gleichen gottlosen Weg gingen, wurden die zehn Stämme nach Assyrien verschleppt. Eine sehr bekannte Prophezeiung erfüllte sich fünfzig Jahre später in den Tagen des Königs Hoseas, der durch den assyrischen Herrscher Salmaneser eingesperrt und dessen Volk gefangen genommen wurde [2Kön 18,9-12].