Behandelter Abschnitt Esra 8,21-22
Esra 8,21.22: 21 Und ich rief dort am Fluss Ahawa ein Fasten aus, um uns vor unserem Gott zu demütigen, um von ihm einen geebneten Weg zu erbitten für uns und für unsere Kinder und für alle unsere Habe. 22 Denn ich schämte mich, vom König eine Heeresmacht und Reiter zu erbitten, die uns gegen den Feind auf dem Weg beistehen sollten; denn wir hatten zum König gesprochen und gesagt: Die Hand unseres Gottes ist über allen, die ihn suchen, zum Guten; aber seine Macht und sein Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen.
Man hätte annehmen können, dass die Gruppe nun bereit war, zum Haus Gottes in Jerusalem hinaufzuziehen. Aber Esra hat andere Gedanken. Er weiß, dass der Weg lang und einsam ist. Es lauern viele Gefahren. Es gibt die Gefahr von Räubern und von wilden Tieren. Er braucht ein sicheres Geleit, und wo anders als bei dem lebendigen Gott kann er es finden? „Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie“ (Ps 34,8). So wird am Flussufer ein Fasten ausgerufen, und das ganze Volk wird aufgefordert, sich vor Gott zu demütigen und von Ihm „einen geebneten Weg zu erbitten für uns und für unsere Kinder und für alle unsere Habe“ (Esra 8,21). Was für ein schöner Anblick in den Augen des HERRN war diese sich demütigende, fastende Gesellschaft, die vor Ihm im Staub lag und Ihn anrief. Sie schrien zu Ihm, dass Er ihr Führer und Erlöser sei. Es war keine Bundeslade da, getragen auf den Schultern gesalbter Priester, um sie zu führen. Es gab keine Wolkensäule bei Tag und keine Feuersäule bei Nacht, um sie zu führen. Aber sie wussten, dass der, der sie einst durch die Wüste geführt hatte, sich nicht verändert hatte, und sie baten Ihn, wirklich ihr Hirte zu sein, der sie vor jeder Gefahr bewahrt und jeder Not begegnet, auf ihrem ganzen Glaubensweg. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihren königlichen Schutzherrn, Artasastas, um ein Geleit zu bitten, aber das hätte das Bekenntnis, das Esra vor ihm abgelegt hatte, Lügen gestraft. Es rührt das Herz, wenn man seine Gründe liest, die er so unverblümt vorträgt, um sich allein an Gott zu wenden: „Denn ich schämte mich“, sagt er, „vom König eine Heeresmacht und Reiter zu erbitten, die uns gegen den Feind auf dem Weg beistehen sollten“ (Esra 8,22). Dies ist sehr segensreich.
Ach, wie wenig ist der Geist Esras in unserer heutigen Zeit am Wirken, in dem fast jedes Mittel eingesetzt wird, um das, was man „das Werk des Herrn“ nennt, fortzuführen, und jede Hilfe gierig gesucht wird, sogar von den Unheiligen und Unreinen, ohne einen Gedanken an die schreckliche Schande, die dem Namen des Herrn Jesus Christus angetan wird. Geld wird aus allen Quellen erbettelt; Gönnerschaft wird von den Gottlosen erbeten, wenn sie nur Reichtum und Einfluss haben – und das von erklärten Nachfolgern dessen, der sagte: „Wenn mich hungerte, ich würde es dir nicht sagen“ (Ps 50,12). Und von seinen Dienern zur Zeit der Apostel lesen wir: „Für den Namen sind sie ausgegangen und nehmen nichts von denen aus den Nationen“ (3Joh 1,7). Esras Glaube und seine Frömmigkeit könnten viele Menschen in den Schatten stellen. Seine Haltung steht im Gegensatz zu der furchtbaren Herabsetzung des Standards, der in der gesamten Christenheit vorherrscht.