Behandelter Abschnitt Neh 2,3-5
Der König lebe ewig! Warum sollte mein Angesicht nicht traurig sein, da die Stadt, die Begräbnisstätte meiner Väter, wüst liegt und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind? Und der König sprach zu mir: Um was bittest du denn? Da betete ich zu dem Gott des Himmels; und ich sprach zum König: Wenn es der König für gut hält und wenn dein Knecht wohlgefällig vor dir ist, so bitte ich , dass du mich nach Juda sendest zur Stadt der Begräbnisse meiner Väter, damit ich sie wieder aufbaue.
Der König spricht zu ihm: „Um was bittest du denn?“ Nehemia wagte nicht, ihm zu antworten, ohne sich zuvor an Gott zu wenden. Er wusste, dass die Herzen der Fürsten in der Hand des Herrn sind und dass Er sie lenken konnte nach seinem Wohlgefallen und sie zu seiner eigenen Herrlichkeit und zur Wohlfahrt seines Volkes gebrauchen konnte. „Da betete ich zu dem Gott des Himmels“ – der König war groß, aber Gott war noch größer und Nehemias Glaube war nicht vergeblich – „und ich sprach zum König: Wenn es der König für gut hält, und wenn dein Knecht wohlgefällig vor dir ist“ (er hatte also das Bewusstsein, in des Königs Haushalt das getan zu haben, was recht war), „so bitte ich, dass du mich nach Juda sendest, zu der Stadt der Begräbnisse meiner Väter, damit ich sie wieder aufbaue“ (Neh 2,5).
Das war eine ganz außerordentliche Bitte, eine, von der er es nach dem Urteil der Menschen am wenigsten hätte erwarten dürfen, dass sie ihm gewährt wurde. Dochder Glaube bringt immer Gott zwischen sich und die Umstände, wie widrig sie auch sein mögen; derUnglaube dagegen sieht nichts als die Umstände, sie stellen sich zwischen ihn und Gott . Gott und seine Macht, sein Allvermögen, füllte den Gesichtskreis der Seele Nehemias. Nichts konnte unwahrscheinlicher sein, als dass der König ihn, den Gefangenen, senden würde, eine Stadt aufzubauen, gegen die ein früherer König von Babel ein Heer sandte, um sie zu zerstören. Doch all diese Vernunftschlüsse galten diesem Mann des Glaubens nichts. Israel war Gottes Volk, Jerusalem war Gottes Stadt; Gott hatte seines Namens daselbst gedenken lassen und gesagt: „An jedem Ort, wo ich meines Namens werde gedenken lassen, werde ich zu dir kommen und dich segnen“ (2Mo 20,24). Das war genug für den Glaubenden. Nehemias Glaube erhob sich über den Kreis der irdischen Machthaber, wie groß und mächtig sie auch waren, und Gott antwortete dem stummen Schrei des Herzens seines Knechtes sofort: