Behandelter Abschnitt Off 21,12-14
Und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, welche die der zwölf Stämme [der] Söhne Israels sind. Nach Osten drei Tore und nach Norden drei Tore und nach Süden drei Tore und nach Westen drei Tore. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes (21,12–14).
Die Zahl Zwölf wird im gesamten Bericht über das neue Jerusalem besonders erwähnt. Es wurde gerade vorher gesagt, dass die Stadt die Herrlichkeit Gottes hat, in der Hoffnung, auf die wir uns freuen (Röm 5,2). Hier finden wir, dass diese Hoffnung, auf die wir warten und in der wir uns freuen, genossen wird. Aber Gott denkt gern daran, dass Er mit den Menschen auf der Erde handelt, und das neue Jerusalem hat während des Friedensreiches eine ganz besondere Beziehung zu den Menschen. Deshalb gibt es zwölf Tore, auf denen die Namen der zwölf Stämme Israels stehen. An den Toren stehen zwölf Engel, die ihre Unterordnung zeigen. An diesem Tag der Herrlichkeit ist der Engel glücklich, ein Pförtner am Tor der himmlischen Stadt zu sein – glücklich, wenn er nicht hineingeht, dass er seine Arbeit und seinen Auftrag draußen hat. „Denn nicht Engeln hat er den zukünftigen Erdkreis unterworfen, von dem wir reden“ (Heb 2,5). „Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? ... Wisst ihr nicht, dass wir die Engel richten werden?“ (1Kor 6,2.3). „Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes“ (21,14). Epheser 2,19.20 zeigt uns, denke ich, die Kraft des Symbols: „Also seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus Jesus selbst Eckstein ist“. Zweifellos wächst das ganze Gebäude zu einem heiligen Tempel im Herrn heran. Aber wir sind aufgebaut auf „der Grundlage der Apostel und Propheten“, beide aus dem Neuen Testament. Wenn alttestamentliche Propheten gemeint gewesen wären, hätte man sie natürlich, um einen Irrtum zu vermeiden, den Aposteln vorangestellt; aber der Ausdruck, so wie er steht, scheint absichtlich so formuliert zu sein, dass er einem solchen Missverständnis vorbeugt.
Die Propheten des Alten Testaments ergänzten das Gesetz, außerdem bezeugten sie zukünftige Dinge, Gerichte, den neuen Bund und dergleichen. Das Gesetz und die Propheten waren, wie es heißt, bis auf Johannes (siehe auch Mt 5,17). Ihre Autorität kann niemals zerstört werden. Aber als der Messias Israels verworfen wurde und die Erlösung am Kreuz vollbracht war, wurde ein neues Fundament für ein neues Werk Gottes gelegt, das sich völlig von dem unterscheidet, was das Gesetz oder die Propheten oder sogar Johannes der Täufer in Betracht zogen. Es ist das Fundament der [neutestamentlichen] Apostel und Propheten, und auf diesem Fundament wird das neue Jerusalem gebaut. Jetzt hat Gott seine volle Absicht als Fundament der Wahrheit hervorgebracht.
Bestimmte Dinge waren in alttestamentlichen Zeiten noch vorborgen. Schau im fünften Buch Mose nach: „Das Verborgene“, sagt Mose dort, „ist des Herrn unseres Gottes; aber das Offenbarte ist unser und unserer Kinder in Ewigkeit, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“ (29,28). Die offenbarten Dinge haben hier mit dem Gesetz und seinen Folgen zu tun, um den Gehorsam zu erzwingen. Aber die geheimen Dinge, die damals Gott gehörten, sind jetzt offenbart – die Mittel der Gnade, als alles unter dem Gesetz verderbt war. Und das ist es, worauf der Apostel Paulus so viel Wert legt, wenn er uns sagt, wie Gott ihm durch Offenbarung das Verborgene oder das Geheimnis bekanntgemacht hat, „woran ihr beim Lesen mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus wahrnehmen könnt –, das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist“ (Eph 3,4.5; vgl. Kol 1,26).
Der Heilige Geist hat das ans Licht gebracht, was in den früheren Tagen ein Geheimnis war. Das Geheimnis ist offenbart. Diese volle Offenbarung der Wahrheit scheint das Fundament der Apostel und Propheten zu sein, auf dem die Versammlung aufgebaut ist. Deshalb heißt es, dass die Versammlung „der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ ist (1Tim 3,13). Die Wahrheit ist offenbart, und Gott hat jetzt sozusagen keine Geheimnisse mehr. Alles, was Er offenbaren wollte, alles, was der Schöpfung und der Herrlichkeit seines eigenen Sohnes dienlich ist, hat Gott offenbart, so dass man in diesem und in jedem anderen Sinn sagen kann: „weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet“ (1Joh 2,8). Auf diesem breiten und tiefen Fundament also – wo nicht nur das Handeln Gottes mit Einzelnen oder einem Volk in Verbindung mit seinen Verheißungen oder seiner Regierung aufgezeigt wird, sondern wo alles, was die Schöpfung von Gott wissen kann, in seinem Sohn offenbart worden ist – auf diesem Fundament ist die Versammlung aufgebaut. Und dies wird nun seinen Heiligen offenbart, was verborgen war, nun aber offenbart ist. „Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes“ (V. 14). Sie waren die Werkzeuge dieser Offenbarung.