Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen (21,4).
Die Bilder, die zur Beschreibung dieses Zustandes verwendet werden, sind zweifellos aus Jesaja entnommen – Bilder, die der Geist Gottes in erster Linie auf die tausendjährige Glückseligkeit angewendet hatte. Jesaja sagt einen herrlichen, aber irdischen Zustand voraus, den Gott während des Friedensreiches für die Gerechten bereiten wird. Glückseligkeit wird dann die Regel sein, Kummer die Ausnahme. Ähnliche Begriffe, aber mit markanten Unterschieden, greift der Heilige Geist nun auf und wendet sie in einem viel tieferen und wirklich uneingeschränkten Sinn an.
Und wenn wir einen Moment auf 2. Petrus 3 schauen, werden wir, denke ich, eine Verbindung zwischen Jesaja und dem Buch der Offenbarung finden: „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden. … indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden“ (2Pet 3,10-12). Nun scheint es mir klar zu sein, dass dies in der Zeit des großen weißen Throns geschieht. Denn in dem Moment, in dem der Herr auf diesem Thron sitzt, fliehen die Erde und der Himmel vor seinem Angesicht, und es wurde keine Stätte für sie gefunden. Es ist ein Teil des „Tages des Herrn“, der die ganze Zeit umfasst, wenn der Herr kommt, um die Welt zu richten, seine große Macht ergreift und regiert, bis Er das Reich übergibt, nachdem das Friedensreich und die nachfolgenden Gerichte vorüber sind.101 „Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit! – indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden. Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (V. 11–13).
Dies ist aber der Zustand, den der Apostel Johannes mit genaueren Angaben über Zeit und Charakter beschreibt. Der neue Himmel und die neue Erde sind das, was wir am Anfang von Kapitel 21 finden. Das sind die neuen Himmel und die neue Erde, „in denen Gerechtigkeit wohnt“. Die Gerechtigkeit ist dort zu Hause, weil Gott dort wohnt, und das kann nur sein, weil die Gerechtigkeit das durchdringende Merkmal ist. Es ist klar, dass sich der Heilige Geist in 2. Petrus auf die Stelle bei Jesaja bezieht, wenn es heißt: „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung“. Dennoch gibt er ihr eine größere und tiefere Bedeutung. Der Apostel Johannes, der letzte der neutestamentlichen Schreiber, greift denselben Gedanken auf und stellt jede Wahrheit an ihren Platz. Er zeigt uns, dass das Friedensreich zwar eine Teilerfüllung davon sein mag, die volle Kraft des Ausdrucks aber erst erscheinen wird, wenn das Friedensreich vorüber ist; und dann, wenn alles nach dem göttlichen Gedanken und Vorsatz ist, wird Gott ruhen, und die Menschen – nicht nur Israel, sondern die erlösten und verherrlichten Menschen – werden sein Volk sein und Er ihr Gott.
Um die verschiedenen Stellen, die sich auf den ewigen Zustand beziehen, miteinander zu verbinden, muss ich auf eine weitere Schriftstelle hinweisen. In 1. Korinther 15,23.24 lesen wir, dass ein jeder in seiner eigenen Ordnung auferweckt werden wird: „der Erstling Christus [der schon auferweckt ist]; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft; dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht.“ Das ist die Aufgabe Christi während des Friedensreiches: Er wird alle widerstrebende Herrschaft abschaffen und sich selbst jeden Widersacher und alle Dinge zur Ehre Gottes, des Vaters, unterwerfen; denn das ist der letzte Zweck seiner Erhöhung, wie wir aus Philipper 2 wissen. „Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod weggetan“ (1Kor 15,25.26). Das stimmt genau mit Offenbarung 20 und 21 überein, wo wir zuerst die Herrschaft Christi finden, dann die Vernichtung des Todes und danach den neuen Himmel und die neue Erde. Das ist die Zeit, in der von Christus in 1. Korinther 15,24 gesagt wird, dass Er das Reich dem Gott und dem Vater übergibt. Nicht, dass Christus aufhören wird, als Gott zu herrschen: Aber die besondere menschliche Herrschaft Christi wird enden – das heißt, seine Herrschaft für eine bestimmte Zeit über ein irdisches Volk und die Welt im Allgemeinen, die die himmlischen Heiligen in der Herrlichkeit mit Ihm teilen werden. Dies wird enden.
Alle Gerechten werden endlich in einem auferstandenen oder verwandelten Zustand sein, alle bösen Toten werden in den Feuersee geworfen sein, und das Reich schließt sich. Seine Übergabe an Gott, den Vater, berührt in keiner Weise die persönliche Herrlichkeit des Herrn Jesus. Das Reich, das Christus während des Friedensreiches hat, ist nicht das, was Er als Gott hat, sondern als der Auferstandene – als derjenige, der verworfen wurde, aber erhöht worden ist. Dieses übergibt Er Gott, sogar dem Vater (wobei er selbst als Mensch den Platz der Unterwerfung in der Herrlichkeit einnimmt, wie Er es einst in der Gnade auf der Erde tat), damit Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – alles in allem sein kann. Gott als solcher hat den Platz der Oberherrschaft in der Ewigkeit.
Doch wenn auch das menschliche oder vermittelnde Reich Christi enden wird, so doch nicht das Reich Gottes. Und deshalb wird von uns, die wir der göttlichen Natur teilhaftig geworden sind, gesagt, dass wir für immer und ewig regieren werden: „und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (22,5). So heißt es in Römer 5,17, dass wir „im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus.“ Natürlich berührt das Teilhaben an der göttlichen Natur nicht die unmittelbare Herrlichkeit der Gottheit. Aber es bleibt wahr, dass wir ein ewiges Leben haben, und dass sein unendlicher Charakter aus der Tatsache hervorkommt, dass es uns von dem gegeben wird, der, obwohl er wahrhaftig Mensch ist, eine göttliche Person ist, von dem, der der Lebendige ist und tot war und, siehe, lebendig ist in Ewigkeit. Wir werden „im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus“ – eine Herrschaft, die nicht zeitlich begrenzt ist, ebenso wenig wie der Bereich.
101 Mein Freund Dr. Brown wird mir verzeihen, wenn ich denke, dass das Argument, selbst in seiner abgeänderten Form (Zweite Ankunft, S. 289), das er „für unmöglich zu beantworten hält“, ein vollständiger und offensichtlicher Irrtum ist. Ich bestreite, dass der Tag des Herrn, wie Petrus ihn verwendet, die bloße Epoche des Kommens des Herrn ist, sondern vielmehr der gesamte Zeitraum, der seine Herrschaft und sein Gericht umfasst. Daher können sowohl das Friedensreich als auch die endgültige Auflösung des aktuellen Himmels und der Erde innerhalb des Umfangs seines Tages stattfinden, während sein Kommen beiden vorausgehen kann. Sein Fehler liegt darin, dass er den Tag mit dem Kommen des Herrn identifiziert.↩︎