All dies lässt die Besonderheiten der Offenbarung in größerem Gegensatz hervortreten. Denn im ganzen Buch kommt der Name des Vaters nur selten vor, und sogar dort, wo er vorkommt, geht es in keiner Weise um die Offenbarung seiner Liebe als Vater zu seiner Familie. In Kapitel 1,1; 3,21 und 14,2 wird er so nur in Bezug auf Jesus genannt. Das große Thema ist Gott, der sich in seinen Gerichten offenbart, sowie die wohltätige Macht seines Reiches hier auf der Erde bei der Erscheinung des Herrn Jesus, dem „König der Könige und Herr der Herren“ (Kap. 19,16). Sogar wenn es um die Versammlungen geht, geht es um ihre Beziehung zu anderen, nicht direkt zu Ihm selbst.
Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe (1,3).
Was für ein schwerwiegender Fehler wäre es für Christen, angesichts solcher Worte wie diesen zu denken, dass dieses Buch oder irgendein Teil davon unbrauchbar sei und dass es entweder als zu schwierig zu verstehen oder, wenn es verstanden wird, als ohne praktische Bedeutung für einen selbst beiseitegelegt werden könnte! Es ist in der Tat bemerkenswert, mit welcher besonderen Sorgfalt der Herr es hervorgehoben hat, nicht nur hier am Anfang, sondern auch am Schluss, wo wir lesen: „Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig, und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Und siehe, ich komme bald. Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!“ (Kap. 22,6.7). Es scheint, dass das vorausschauende Auge des Herrn mit solchen Warnungen die Vernachlässigung vorwegnahm, mit der die Offenbarung von seinen Dienern behandelt werden würde, und dass Er sie auf diese Weise ernstlich davor bewahrte, indem Er das Buch nachdrücklich zu ihrem Studium und Gebrauch empfahl.
Es ist übrigens ein wenig bemerkenswert, dass eine ähnliche Ermahnung am Ende des ersten Thessalonicherbriefs vorkommt, der der erste der Briefe des Paulus war, und der, der vor allen anderen die große Wahrheit vom Kommen des Herrn entfaltet. In Kapitel 1,3 gibt der Herr sich Mühe, jede mögliche Klasse von Menschen zu ermutigen, die mit dem Buch in Berührung kommen könnten. Nicht nur der Einzelne, der es liest, wird glückselig genannt, sondern auch die, die seine Worte hören und das, was darin geschrieben steht, bewahren (oder beachten). Und ich bin mir sicher, dass der Herr es nicht versäumt, seine Heiligen zu ermutigen, die mit seiner zugesicherte Treue und seinem Segen rechnen können. Er hat sich nie abgewandt, sie zum Guten zu gebrauchen, und das besonders in Zeiten der Gefahr, trotz aller Verachtung oder Verschlechterung.
Der Einwand gegen das Studium der Prophetie entspringt einer manchmal tief verborgenen Wurzel des Unglaubens, der annimmt, dass aller Segen von dem Maß abhängt, in dem ein Thema sich unmittelbar auf das eigene Ich oder die eigenen Umstände auswirkt. Wenn also einige ausrufen: „Das ist nicht wichtig“, dann frage ich: „Wichtig für was? Wenn sie meinen, es sei wichtig für die Erlösung, so stimmen wir zu. Aber auf welchem Boden stehen dann solche Kritiker! Das Bestreben, nur das zu prüfen, was sie für das Heil für unentbehrlich halten, zeigt, dass sie selbst kein Bewusstsein vom Heil haben, und dass dieses ihr Bedürfnis das einzige ist, was sie interessiert. Nun sind alle der Meinung, dass man den Unbekehrten nicht die Prophetie, sondern das Evangelium bringen sollte. Das Kommen Christi in Herrlichkeit, das das Zentrum der unerfüllten Prophezeiung ist, sollte ein Schrecken für ihre Herzen sein, anstatt nur ein Frage für eine interessante Diskussion zu sein. Für den Gläubigen ist sein Kommen tatsächlich „die selige Hoffnung“. Wir warten auf den Sohn Gottes vom Himmel, und wir erwarten Ihn nicht nur ohne Furcht, sondern mit Freude, weil wir wissen, dass es Jesus ist, „der uns errettet von dem kommenden Zorn“ (1Thes 1,10).
Doch für jeden Menschen, der nicht durch den Glauben an den gestorbenen und auferstandenen Herrn Frieden hat, ist es nur ein Ablenkungsmanöver, von dem der Feind furchtbaren Gebrauch machen kann, wenn es nicht ein Beweis für die Abgestumpftheit des Gewissens in Bezug auf seinen eigenen Zustand vor Gott ist – obwohl ich weit davon entfernt bin zu sagen, dass Gott sich nicht dieser Wahrheit bedienen kann, um es aufzuwecken. Andererseits ist die Prophetie wesentlich, um die Herrlichkeit Christi und die zu offenbarende Herrlichkeit richtig einschätzen zu können. Die Prophetie zu vernachlässigen bedeutet daher, diese Herrlichkeit und die Gnade, die sie uns kundgetan hat, unbewusst zu verachten. Es ist der deutlichste Beweis für die Selbstsucht unseres Herzens, das will, dass jedes Wort Gottes sich direkt auf uns selbst bezieht.
Für Gott ist es selbstverständlich, dass seine Kinder gern hören, was den Herrn Jesus verherrlicht. Auch das Ergebnis ist auffallend und ernst: Wo Christus der Gegenstand unseres Herzens ist, ist alles Friede; wo unser eigenes Glück der erste Gedanke ist, gibt es gewöhnlich Enttäuschung und Unsicherheit.
Eine andere Form, in der dieser Egoismus wirkt und vor der man sich hüten muss, sogar bei denen, die die Worte dieser Prophezeiung hören, ist die Annahme, dass ihre Visionen sich auf die Versammlung beziehen – dass die Siegel, Posaunen und Schalen zum Beispiel von größtem Wert und Interesse sind, weil sie uns ( die Versammlung) entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft betreffen. Doch das ist ein grundlegender Irrtum, wie wir aus den Worten des Verses vor uns entnehmen können. Der göttliche Grund, der für die Wichtigkeit, dieses Buch zu beachten, angeführt wird, liegt nicht darin, dass die Zeit gekommen ist oder wir uns in den beschriebenen Umständen befinden, sondern darin, dass sie nahe sind: „denn die Zeit ist nahe“. Inwieweit es sich auf die bezieht, die sich auf christlichem oder kirchlichem Boden befinden, wenn wir einen ganz anderen Zustand eintreten sehen, bevor dieses Zeitalter zu Ende geht, dann schließlich übergeht in das Friedensreich und dann in die Ewigkeit, ist eine Frage, die wir im weiteren Verlauf des Studiums des Buches untersuchen müssen.