Behandelter Abschnitt Jak 3,15-16
Die Weisheit, wie der Glaube, zeigt ihren Charakter durch die Gesinnung und das Verhalten, das sie begleitet und widerspiegelt. Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Lichter, der uns nach seinem eigenem Willen durch das Wort der Wahrheit gezeugt hat. Was ist die Quelle und der Charakter jeder Weisheit, wie hochtrabend sie auch sein mag, die sich mit erbittertem Neid und Streitsucht zusammenschließt? Ist sie nicht eine Lüge gegen die Wahrheit? Stammt sie von etwas Höherem als von solchen Herzen, die vom Eigenwillen beherrscht werden, anstatt durch den Glauben geläutert zu werden?
Dies ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, sinnliche, teuflische. Denn wo Neid und Streitsucht ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat (3,15.16).
Es so zu beschreiben, heißt, es als durch und durch böse und vom Feind kommend zu brandmarken. Der Ton des Jakobus unterscheidet sich von dem des Johannes und des Judas, des Paulus und des Petrus; aber alle stimmen darin überein, zu bezeugen, dass Christus allein die in Gottes Augen annehmbare und für seine Kinder geeignete Weisheit ist und sie uns zeigt. Die Weisheit des Menschen ist in Wahrheit seine Torheit, denn sie ist im Ungehorsam gegenüber seinem Wort und sucht die Unabhängigkeit von seinem Willen. Der Herr der Herrlichkeit war der gehorsame Mensch und gab das Beispiel eines Menschen auf der Erde, der nicht nur durch oder von dem Vater lebte, sondern seinetwegen. Er war so vollkommen der Diener (und das ist die Vollkommenheit des göttlichen Menschen), dass Er keinen anderen Beweggrund in seinem Leben hatte; und Er legt dies für den fest, der sich von Ihm ernährt – auch dieser wird um seinetwillen leben (Joh 6,57). Er ist das Brot, das aus dem Himmel herabkam und der Welt das Leben gibt; aber mehr als das, Er gibt sein Fleisch für das Leben der Welt. Weniger als das würde nicht ausreichen, um ihrem Verderben zu begegnen und den Segen zu vollbringen, den Gott in seinem Herzen für den Gläubigen hatte. Sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken ist unentbehrlich, wenn wir das Leben in uns haben sollen, wie es seine Absicht der Gnade über uns war. Wer so isst und trinkt, hat die Gemeinschaft seines Todes und hat das ewige Leben, mit der Gewissheit, am letzten Tag von Ihm auferweckt zu werden, ja mehr noch – in Ihm zu bleiben und sein Bleiben in ihm, an diesem Tag.
Keine andere Weisheit eignet sich daher für den Gläubigen. Die Weisheit des ersten Menschen und der Welt hat keine Verbindung zum Himmel. Sie ist bestenfalls irdisch und sucht entweder den Ruhm der Menschen oder, noch stolzer, tritt andere Menschen als unwürdig mit Füßen. Der Weise denkt, er sei der König, und will in der Fülle seiner Selbstgefälligkeit und Verachtung keine Mitmenschen, sondern Sklaven haben. Der anstößigste Zustand für seinen Geist ist es, ein Diener zu sein, Gottes Knecht zu sein Das ist der Platz der Liebe, und Christus hat ihn unfehlbar ausgefüllt; und durch seine Erlösung können wir auf seinem Pfad folgen, indem wir Ihn als unser Leben haben, was Er wirklich ist, und wir sind dadurch frei, diese Weisheit zu gebrauchen, die von oben herabkommt. Denn auch wir können einander lieben, weil die Liebe aus Gott ist; und wie jeder, der liebt, aus Gott geboren ist und Gott kennt, so hat der, der nicht liebt, Gott nie kennengelernt, weil Gott Liebe ist.
Ferner ist es nicht nur „irdische“ Weisheit, sondern auch „sinnliche“ oder „seelische“. Sie hat ebenso wenig einen wahren Sinn für Gottes Gedanken wie für seine Liebe. Wie uns der Apostel in 1. Korinther 2 sagt, nimmt ein natürlicher oder seelischer Mensch die Dinge des Geistes Gottes nicht an; denn sie sind ihm eine Torheit, und er kann sie nicht erkennen, weil sie geistlich beurteilt werden; während der geistliche Mensch sie alle beurteilt, selbst aber von niemanden beurteilt wird (1Kor 2).
Ein anderes Wort vervollständigt das traurige Bild der Weisheit außerhalb von Christus; es ist „teuflisch“. Es ist völlig ausreichend, es genau wiederzugeben; denn obwohl Dämonen von ihrem Fürsten unterschieden werden können, sind sie doch die Abgesandten Satans und die Werkzeuge seiner bösartigen Macht. Wie wenig glauben die Menschen, dass die von den Menschen so begehrte Weisheit des Ichs „teuflisch“ ist! Wie wenig suchen die Kinder Gottes nach dem, was von Christus ist, dem besten Beweis dafür, dass es von Gottes Geist ist! Denn Er ist dazu da, Christus zu verherrlichen; und das tut Er, indem Er von Christus empfängt und es uns verkündet.
Aber sind Gottes Kinder nicht in ihrer Schwachheit der Gefahr und dem Bösen ausgesetzt? Sie sind nicht im Fleisch, aber das Fleisch ist in ihnen; sie sind in der Welt mit all ihren Fallstricken; sie sind der Gegenstand der unaufhörlichen und schlauen Verführungen des Bösen. Aber größer ist der, der in ihnen ist, als der, der in der Welt ist. Haben sie nicht Christus? Und Christus ist Gottes Weisheit nicht weniger als seine Macht. Es liegt ihnen fern, sich der Weisheit zu rühmen oder irgendetwas anderem in sich selbst. Denn Gott hat die Toren der Welt erwählt, um die Weisen zu beschämen. Und von Ihm sind sie in Christus Jesus, „der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung“ (1Kor 1,30).
Doch Gott versäumt es nicht, auch die Schwächsten vor der Annahme einer Weisheit zu warnen, die nicht von Ihm ist. Ihr moralischer Charakter verrät ihre böse Quelle, wenn glatte Sprache und schönes Reden den Unvorsichtigen leicht verführen könnten. Der am wenigsten einsichtige Gläubige, der den Herrn Jesus vor Augen hat, kann „Neid und Streitsucht“ erkennen; und diese werden schnell „Zerrüttung und jede schlechte Tat“ bewirken. Durch ihre Früchte werden also die irdischen Weisen bald denen offenbar, die weder einsichtig noch geistlich genug sind, um etwas anderes zu erkennen. So werden sie durch die göttliche Gnade gewarnt und bewahrt.