Aber es gibt noch eine andere Art und Weise, wie wir Gott verherrlichen oder Ihm große Unehre zufügen können: nicht durch unser Tun, sondern durch unser Reden. „Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ Wie unser Herr hinzufügte: „Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor. Ich sage euch aber: Von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden werden, werden sie Rechenschaft geben am Tag des Gerichts; denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verurteilt werden“ (Mt 12,34-37). Bei kaum etwas sind die Menschen und sogar die Christen praktisch weiter von den Gedanken Gottes entfernt als beim Gebrauch und bei der Erlaubnis, die für die Zunge gefordert wird. Wer kennt andererseits nicht das tote und düstere und nachtragende Schweigen, wenn der Name des Herrn Jesus in irgendeiner allgemeinen Gesellschaft erwähnt wird? Es spielt keine Rolle, wie ehrfürchtig der Geist ist, in dem er ausgesprochen wird, oder wie treffend die Anwendung ist oder wie notwendig und schlüssig um der Wahrheit willen: Der Mensch kann es nicht verzeihen. Der Name ist unangebracht, es sei denn von einer Kanzel; er ist eine Beleidigung für die Welt, hoch oder niedrig, die Ihn verstoßen und gekreuzigt hat. Trotz der verzweifelten Bemühung, so zu tun, als ob alles seit so vielen Zeitaltern verändert sei, und dass der Schmuck des Grabes, des Bildes oder des Bildhauers die Huldigung des Herzens in unseren Tagen beweise, verfehlt die unerbittliche Feindschaft darunter nicht, sich selbst zu verraten; und Gott wird nicht durch einen eitlen Schein getäuscht. „Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund aber wird bekannt zum Heil“ (Röm 10,10). Gott will, dass sein Sohn wie Er selbst geehrt wird, dort, wo Er verworfen wurde; und die, die Ihn ehren, indem sie seine Worte hören und dem glauben, der Ihn gesandt hat, haben das ewige Leben; während die, die Ihm nicht glauben, zugrundegehen müssen, weil ihre Wege so schlecht sind wie ihre Worte zu seiner Unehre.
Das gleiche Prinzip gilt für alle:
Wenn jemand meint, er diene Gott, und zügelt nicht seine Zunge, sondern betrügt sein Herz, dessen Gottesdienst ist nichtig (1,26).
Das hier verwendete Wort „Gottesdienst“ bezieht sich auf die äußere Offenbarung. Es ist weder εὐσεβὴς, fromm oder gottesfürchtig; noch ist es λατρεύων, einen religiösen Dienst oder eine Anbetung für Gott zu leisten. Es bedeutet eine religiöse Praxis, die auf eine äußere Weise geschieht (vgl. Apg 26,5; Kol 2,18.23).
Die Tatsache, dass es nicht um Taten, sondern nur um den Genuss der Rede geht, gibt Anlass zur Selbsttäuschung. Wer aber den Namen des Herrn anruft, ist verpflichtet, seinen Fußstapfen zu folgen und Ihn nicht falsch darzustellen, Ihn, „der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte“ (1Pet 2,22.23). Im Gegenteil: „Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet in Ewigkeit“ (Ps 45,3). Aber jeder von uns hat das dringende Bedürfnis, „seine Zunge zu zügeln“; denn wir haben den alten Menschen, der bei Ihm gänzlich abwesend war. Tun wir das nicht, so findet das Böse der gefallenen Natur dort leicht eine Tür, wodurch das Herz, wenn wir das Böse nicht richten, verführt wird. Und der Gottesdienst dieses Menschen ist ebenso eitel wie der des Gläubigen treu ist, der sich an das vollkommene Gesetz der Freiheit hält.