Behandelter Abschnitt Heb 11,20-22
Was könnte für die angesprochenen Hebräer aufschlussreicher und lehrreicher sein? War es schwer, ein Licht zu sehen, das die goldene Lampe des Tempels und die ganze Pracht des Gesetzes überstrahlte? Gott hat uns durch den gestorbenen, auferstandenen und aufgestiegenen Christus etwas Besseres geschenkt.
Der nächste Teil ist eine Art Ergänzung zu der Darstellung des Ausharrens des Glaubens, der in Abraham seine vollste Illustration fand. Und doch hat jeder Fall seine eigene, besondere Belehrung für den Jünger.
Durch Glauben segnete Isaak in Bezug auf zukünftige Dinge Jakob und Esau. Durch Glauben segnete Jakob sterbend jeden der Söhne Josephs und betete an über der Spitze seines Stabes. Durch Glauben dachte Joseph sterbend an den Auszug der Söhne Israels und gab Befehl wegen seiner Gebeine (11,20–22).
Die Struktur des Satzes in Vers 20 weist auf den unterschiedlichen Gegenstand der Segnungen hin, denn jeder der Söhne Isaaks hat im Griechischen den Artikel. Es könnte auch gar kein Artikel vorhanden gewesen sein, dann wäre die Erwähnung einfach historisch gewesen. Es könnte auch nur ein Artikel für beide Namen vorhanden gewesen sein, was zur Folge hätte, dass sie zumindest bei dieser Gelegenheit als eine Einheit bezeichnet werden. Die Wiederholung hat natürlich den gegenteiligen Zweck, nämlich die Unterscheidung der beiden Namen hervorzuheben, auch wenn beide im Hinblick auf die Zukunft gesegnet wurden. Und genau das zeigt 1. Mose 27 deutlich, ein Kapitel, das nicht wenig demütigend ist. Über Esau muss nicht mehr gesagt werden, als dass er sein Geburtsrecht für ein Linsengericht verkaufte (1Mo 25) und seine Heirat mit den Frauen der Hethiter, die Isaak und Rebekka verbitterte (1Mo 26), in Erinnerung ruft. Dennoch liebte Isaak ihn wegen seines Wildbrets, so wie Rebekka Jakob liebte, zu dem der Herr ihr vor der Geburt der Zwillinge ein bemerkenswertes Wort gegeben hatte (1Mo 25,23). Das vernachlässigte Isaak in einem kritischen Augenblick (1Mo 27), als sein Glaube zunächst ebenso versagte wie seine trüben Augen. Rebekka stiftete Jakob zu betrügerischen Handlungen an, statt dass beide zum Herrn schrien, der Rebekka sicherlich erhört, Isaak korrigiert und Jakob geehrt hätte. Ach, die Sünde brachte Schande über alle, aber die Gnade versäumte es nicht, das Ziel Gottes zu festigen, während sie jeden in seiner moralischen Regierung züchtigte, denn alle waren schwer schuldig. Dennoch fiel der volle Segen der Verheißung auf Jakob, trotz einiger schlechter Wege, und Esau erhielt durch den Segen seines Vaters mehr, als er verdiente. Isaak erschrak mit großem Schrecken (V. 33), als er nicht nur die Schuld Jakobs entdeckte, sondern auch seinen eigenen Willen gegen Gott, der ihn überstimmt hatte; worauf er mit Nachdruck sagt, dass er ihn gesegnet habe, „er wird auch gesegnet sein“. Die Natur in Isaak wollte ihn anders segnen und schien fast die Oberhand zu gewinnen; aber „durch Glauben segnete Isaak in Bezug auf die zukünftigen Dinge Jakob und Esau“, wie Gott es wollte.
Welch ein Gegensatz erscheint dann! „Durch Glauben segnete Jakob sterbend jeden der Söhne Josephs und betete an über der Spitze seines Stabes“ (V. 21). Als er jung war, war er ein trauriger Gläubiger, ein Verleumder seines Bruders, ein Betrüger seines Vaters, ein Ausgestoßener von seiner allzu liebevollen Mutter, ein Wanderer nach Paddan-Aram, betrogen von Laban, obwohl er auch betrogen hatte, lebte ein wechselvolles und trauriges Leben in Kanaan und war ein Fremder in Ägypten, liebte seine Familie, aber fast alle zu Hause waren auf die eine oder andere Weise eine Quelle des Kummers und der Schande für ihn. Seine Schlussszenen waren hell erleuchtet, er selbst von Gott bewahrt und gesegnet trotz seiner selbst, damit deutlich wird, dass es nicht an dem liegt, der will, und auch nicht an dem, der läuft, sondern an Gott, der Erbarmen hat. Er ist nur ein Abbild des Volkes, dessen Stammvater er war, und dem er durch die Gnade seinen eigenen Ehrennamen gegeben hat. Und doch segnet er, der alte Pilger, den größten König, der damals auf der Erde war, und unbestritten wird der Geringere vom Besseren gesegnet. Als er nun starb, segnete er jeden der Söhne Josephs, wenn auch nicht so getrennt wie Jakob und Esau, so doch mit einer Unterscheidung, die Joseph, der sonst so schnell die Gedanken Gottes zu erkennen und zu deuten wusste, in diesem Augenblick missfiel. Aber Jakobs Augen, so trübe sie auch waren und unfähig, auf natürliche Weise zu sehen, wurden damals von göttlichem Licht erleuchtet, so dass Josephs Anordnung seiner Söhne gemäß der Natur, mit Ephraim zu Israels Linken und Manasse zu seiner Rechten, den Patriarchen keinen Augenblick in Verlegenheit brachte. Denn er legte seine rechte Hand auf das Haupt Ephraims, obwohl er der Jüngere war, und seine linke Hand auf das Haupt Manasses, wobei er seine Hände wissentlich führte oder sie kreuzte, denn Manasse war der Erstgeborene. Es war von Gott, Ephraim vor Manasse zu setzen. Aber was für eine Gnade, dass derjenige, der in seiner Jugend so niedere Mittel anwandte, um den Segen zu erlangen, den er schätzte, noch vor seinem Tod mit ruhigem und gläubigem Ernst der Aufdringlichkeit seines gottesfürchtigen und verehrten Sohnes, ihres eigenen Vaters, widerstand!
Und das war noch nicht alles: Er „betete an über der Spitze seines Stabes“ (V. 21), wobei er sich in seiner Schwachheit eindeutig auf ihn stützte. Es ist bemerkenswert, dass diese Handlung tatsächlich der Segnung seiner Enkel vorausging und in 1. Mose 47,31, wie in der Septuaginta wiedergegeben, aufgezeichnet ist. Zweifellos sind sowohl das hebräische „Bett“ als auch der septische „Stab“ gleichermaßen zutreffend; und die Septuaginta hat „Bett“ in 1. Mose 48,2. Er erinnert den Herrn in 1. Mose 32 daran, wie er zuerst den Jordan überquerte, bevor er ihn wieder überquerte, als er zu zwei Zügen geworden war. Und was für Veränderungen er seit jenem Tag bewiesen hatte: Gott hatte Jakobs Wege immer gezüchtigt und war seinen Absichten immer treu geblieben, sogar als Er ihn erneut segnete, während er seinen Hüfte verrengte. Nun erwartete sein gläubiges Auge seine Herrlichkeit, die alles wieder gutmachen würde, wenn die Fremdlingschaft dem Wohnen im Land weichen würde; und er betete an.
Wie Jakobs Segen für Josephs Söhne unmittelbar auf den Segen Isaaks folgt, so folgt Josephs Glaube unmittelbar auf Jakobs Anbetung (vgl. 1Mo 47,29-31). „Durch Glauben dachte Joseph sterbend an den Auszug der Söhne Israels und gab Befehl wegen seiner Gebeine“ (V. 22). Nur schien es dem inspirierenden Geist gut zu sein, dies hier von Joseph aufzuzeichnen; der auch seine Söhne eindrücklich aufforderte, ihn nicht bei seinen Vätern zu begraben, wie Jakob es wünschte und hatte, sondern ihn einzubalsamieren als Unterpfand dafür, dass sie Ägypten zur Zeit Gottes verlassen und in das Land der Verheißung ziehen sollten. Kein Glanz in Ägypten verdunkelte das Licht der Verheißung für seinen Glauben: Der dem Thron der Welt am nächsten Stehende ist ein Fremder, der die Auferstehung erwartet und Israels Wiederherstellung des Landes gemäß dem göttlichen Schwur an ihre Väter vorwegnimmt.