Behandelter Abschnitt Heb 11,11-12
Dem Heiligen Geist schien es gut zu sein, an diesem Punkt, an dem Er uns die Würdenträger des Glaubens vor Augen führt, die Belehrung über eine Frau vorzustellen, die von Gott gelernt hatte. Und sie ist für uns umso lehrreicher, als vielleicht niemand ohne den inspirierten Kommentar sie aus dem inspirierten Text gezogen hätte. Wir sind schnell dabei, Versagen zu erkennen. Es braucht große Gnade, um ein wenig Gnade zu schätzen. Wie langsam sind wir, die Unordentlichen zu ermahnen, die Schwachen zu ermutigen, die Schwachen zu unterstützen und allen gegenüber langmütig zu sein!
Durch Glauben empfing auch selbst Sara Kraft, einen Samen zu gründen, und zwar über die geeignete Zeit des Alters hinaus, weil sie den für treu erachtete, der die Verheißung gegeben hatte. Deshalb sind auch von einem, und zwar Erstorbenen, geboren worden wie die Sterne des Himmels an Menge und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist (11,11.12).
Hier wird der neue Sieg des Glaubens deutlich. Er hat die völlige Schwachheit überwunden, die durch den Zeitablauf weit über das gebührende Alter hinaus verschlimmert wurde, und zwar auf beiden Seiten, obwohl die Mutter an erster Stelle genannt und der Vater so beschrieben wird, dass das Wunder einer solch überquellenden Nachkommenschaft von einem so gut wie Gestorbenen noch verstärkt wird. Wenn man sich die Beteiligten ansah, ob sie sich selbst oder einander betrachteten, gab es reichlich Stoff für Zweifel. Und aus der Geschichte in 1. Mose 17 geht hervor, dass sogar Abraham zunächst nicht den Mut hatte, sich einer so beispiellosen Leistung zu rühmen, und gerade zu diesem Zeitpunkt darum betete, dass Ismael vor Gott leben möge.
Sara aber blieb länger in ihrem Unglauben; und als der Herr später eine Zeit festsetzte, zu der Sara einen Sohn haben würde, lachte sie ungläubig und wurde ernstlich getadelt – umso mehr, als sie das leugnete. Aber all dies macht die Gnade Gottes so deutlich und erfreulich, dass diese frühen Misserfolge völlig in Vergessenheit geraten und der spätere Triumph allein hier aufgezeichnet wird. Wie unbestreitbar ist der Beweis, dass Er es liebt, gut von den Seinen zu reden! „Ist für den Herrn eine Sache zu wunderbar?“ (1Mo 18,14). Er warf alle Gedanken und Überlegungen ihres Geistes über den Haufen. Ihre Zweifel, ihre Zweideutigkeiten vertieften ihr Selbstgericht. Sein eigenes Wort trug sein eigenes überzeugendes Licht mit sich; von nun an galt: „weil sie den für treu erachtete, der die Verheißung gegeben hatte“ (V. 11b). Dürfen wir nicht erneut fragen: „Ist für den Herrn eine Sache zu wunderbar?“ Abraham scheint im Glauben ruhig gewesen zu sein, bevor der Wendepunkt für seine Frau kam. Aber er kam, und Gott hat ihn zum ständigen Segen für solche bestimmt, die von Zweifeln geplagt waren, wie sie es lange Zeit war, damit sie sich wie sie auf das Wort dessen verlassen können, der nicht lügen kann.
Und es kann hinzugefügt werden, dass, wenn jemals ein Volk durch Schwierigkeiten und Gefahren, Bedrängnisse und Zerstörungen ging, die darauf berechnet und geplant waren, die Verheißung Gottes zu vereiteln, selbst in der vergleichsweise engen Frage ihrer Anzahl, es das Los der Juden war. Wer kennt nicht den ausdrücklichen Plan und die gehegte Politik von großen und kleinen, nahen und fernen Nationen, die im Lauf der Jahrhunderte immer wieder auftauchen, um sie von der Existenz eines Volkes auszuschließen? Aber selbst als die Macht Roms ihnen ihren Platz wegnahm und sie als Gefangene über die Erde verstreute, konnte sie ihr Volk nicht völlig vernichten. Lange, lange haben sie ohne König und ohne Fürst, ohne Opfer und ohne Säule, ohne Ephod und Teraphim gelebt (Hos 3). Doch obwohl sie nach dieser anomalen Art verstreut sind, sind sie vielleicht so zahlreich wie immer. Noch sind sie nicht in das Land ihres Besitzes zurückgekehrt. Sie sind in der Stadt der Zuflucht, die die Gnade für sie vorgesehen hat, wie wenig sie auch daran denken oder seinen Weg mit ihnen verstehen. Aber der Tag naht, an dem sie, befreit von ihrer Blutbeschmutzung, auf den blicken werden, den sie durchbohrt haben, und in das Land gepflanzt werden, das der Herr ihren Vätern gegeben hat, und an jenem Tag werden ihre Segnungen so zahlreich sein wie sie selbst. Denn Er ist treu, der das verheißen hat: „So spricht der Herr: Wenn ihr meinen Bund bezüglich des Tages und meinen Bund bezüglich der Nacht brechen könnt, so dass Tag und Nacht nicht mehr seien zu ihrer Zeit, so wird auch mein Bund mit meinem Knecht David gebrochen werden, dass er keinen Sohn habe, der auf seinem Thron König sei, und auch mit den Leviten, den Priestern, meinen Dienern. Wie das Heer des Himmels nicht gezählt und der Sand des Meeres nicht gemessen werden kann, so werde ich die Nachkommen Davids, meines Knechtes, und die Leviten mehren, die mir dienen“ (Jer 33,20‒22).
Dass Abraham nun in den Christen geistliche Kinder hat, ist ganz richtig, wie der Galaterbrief zeigt; aber dass Gott sein altes Volk verworfen hat, bestreitet Römer 11 ausdrücklich und feierlich. Sein Wort, auf dem wir im Glauben ruhen, ist nicht weniger gewiss für das zukünftige Israel, das Er gewiss wiederherstellen und segnen wird, und durch sie alle Völker. Psalm 67 mit einer Menge anderer Schriftstellen lehrt dies, was auch immer heidnische Kasuisten dagegen einwenden mögen. Aber dasselbe Römer 11 hatte die bekennenden Heiden, die anstelle der durch Unglauben ausgebrochenen jüdischen Zweige in den Ölbaum der Verheißungen eingepfropft sind, vorgewarnt, dass sie keinen unanfechtbaren Anspruch haben, sondern durch den Glauben stehen. Und da sie jetzt hochmütig und furchtlos sind und Gott und sein Wort entehren, in ihrem Stolz auf ihr Vorrecht nicht weniger als zuvor die schuldigen Juden, werden sie abgebrochen werden, damit Gott den gottesfürchtigen Überrest der Zukunft wieder „in ihren eigenen Ölbaum“ einpfropfen kann; und „so wird ganz Israel [nach der gerichtlichen Beschneidung] errettet werden“ (Röm 11,25).