Behandelter Abschnitt Heb 8,7-8
Das Ziel des Heiligen Geistes ist es, die Minderwertigkeit des ersten Bundes zu beweisen, an den sich der jüdische Unglaube so hartnäckig klammerte, wie ihre Väter in alter Zeit geneigt waren, ihn für jeden Götzen aufzugeben. Das ist leider der Eigensinn des Menschen, von dem keine Gnade Gottes befreit, wenn nicht die Erlösung und ein neues Leben in Christus. Aber wie in Hebräer 7 der levitische Priester durch einen nach der Ordnung Melchisedeks gemäß Psalm 110 abgelöst wurde, so wird uns in Hebräer 8 mit nicht weniger Klarheit ein neuer Bund vor Augen gestellt, der in dem untrüglichen Wort verheißen ist.
Denn wenn jener erste Bund untadelig wäre, so wäre kein Raum gesucht worden für einen zweiten. Denn tadelnd spricht er zu ihnen: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da werde ich in Bezug auf das Haus Israel und in Bezug auf das Haus Juda einen neuen Bund vollziehen (8,7. 8).
Es ist vergeblich, wenn Menschen abstrakt gegen das Wort Gottes argumentieren. Er war es, der den Bund vom Sinai eingeweiht hat, der dem Selbstvertrauen des gefallenen Menschen entgegentrat und ihn, wenn er richtig angewandt worden wäre, von seinem Übel überführt und gezwungen hätte, auf Christus zu schauen, der das Ende des Gesetzes ist, damit jeder, der glaubt, gerechtfertigt wird. Aber Israel, wie auch andere natürliche Menschen, verdrehte das Gesetz, um sich eine Scheingerechtigkeit zu schaffen und ihre Sünden unter dem Rauch ihrer Opfer zu verbergen; das Ende dieser Dinge ist der Tod, wie die Juden bald auch äußerlich beweisen sollten.
Gott steht es frei, das Alte abzuschaffen und das Neue einzuführen. Das tut Er nie willkürlich, sondern in einer Güte, Weisheit und Heiligkeit, die seiner selbst würdig ist. Aber die Vorstellung eines absoluten Gesetzes ist eine verbreitete Täuschung des Judentums, die sogar von einigen ihrer Rabbiner abgelehnt und durch die Schrift widerlegt wurde, obwohl christliche Theologen, sogar ein Mann wie Hooker (Eccl. Pol. i. 2, Keble’s ed. i. 204), nicht versäumt haben, sie zu verteidigen und kontrovers zu verwenden. Aber es ist falsch und die Frucht des Stolzes und der Perversität des Menschen. Gott ist souverän: das gesegnete Mittel seiner Natur, seinen Namen zu rechtfertigen, wenn Ihm Unrecht getan und Er beleidigt wird, nicht weniger als den schuldigen Menschen von seinem eigenen Übel und der Macht Satans zu befreien. Und nie wurde das absolute Recht bösartiger eingesetzt als heute von Skeptikern, die sich theologischer Irrtümer bedienen, um ihren eigenen dunkleren und tödlicheren Unglauben zu fördern, während sie die Quelle verbergen, aus der sie ihr vergiftetes Wissen schöpfen. Denn sie reduzieren Gott auf die Natur und beharren auf dem absoluten Gesetz, um Wunder, Prophezeiung und Offenbarung im Allgemeinen in jedem wahren Sinn zu leugnen, was auch immer die schönen Worte sein mögen, mit denen die milderen Menschen sich selbst und die Unachtsamen täuschen. Aber die Idee ist wirklich heidnisch (und so zitiert Hooker Homer, Merc. Trismegistus, Plato und die Stoiker), wie sehr sie auch Juden und Christen erfreute, ganz zu schweigen von Freidenkern. Denn Gott ist Licht und Liebe, nicht Gesetz, und was immer Er dem Geschöpf auferlegt haben mag, Er handelte in völliger Freiheit, in souveräner Gnade zum Guten; denn Er konnte nicht anders, als zu richten, was mit seiner Natur und Majestät unvereinbar war und was gegen Ihn rebellierte. Seinen eingeborenen Sohn in den Tod zu geben, ist nicht Gesetz, ebenso wenig wie durch seinen Glauben Sünder zu retten, die die Verdammnis verdienen. Es ist Gnade, aber durch die Gerechtigkeit, die nicht die unsere ist, sondern die seine in Christus.
So wie Gott es für richtig hielt, den ersten Bund zu schließen, der die Sünden des ersten Menschen oder genauer gesagt des schuldigen Israels verurteilte, so ist Er nicht weniger frei, einen neuen Bund zu verheißen, der die „Gerechtigkeit des Herrn“ im Messias, dem zweiten Menschen, zum Vorschein bringt, durch den Er in der Lage ist, seinem Volk zu verzeihen und es zur Erkenntnis seiner selbst zu führen, auch wenn es das nicht verdient. Wie traurig, dass die, die diese rettende Barmherzigkeit so dringend brauchen, sich taub stellen und ihre eigenen törichten Überlegungen dem Wort Gottes vorziehen, der nicht lügen kann und der ein Heiland ist, der Gott nicht weniger ist als ein Richter!
Aber der Jude, der so lange leider der Anführer des Unglaubens der Welt war, wendet ein, dass es das Evangelium ist, das so verkündet wird; und das glauben sie nicht. Nein, Sohn Abrahams, höre deinen eigenen anerkannten und inspirierten Propheten. Es ist Jeremia, der spricht, voller Trauer über den Abfall Judas von dem Herrn, über den er ein baldiges und strenges Gericht ankündigt. Aber er tröstet göttlich durch die Vision der endgültigen und ewigen Wiederherstellung in seiner Gnade, des gesegneten Volkes und Landes unter dem wahren Geliebten, ihrem König. Er, der sie wegen ihrer Missetaten schonungslos gezüchtigt hat, wird sich freuen, sowohl das Haus Israel als auch das Haus Juda zu segnen wie nie zuvor, und Er wird sie gewiss mit ganzem Herzen und ganzer Seele in das dann wahrhaft herrliche Land pflanzen: „Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich das gute Wort erfüllen werde, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda geredet habe. In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich David einen Spross der Gerechtigkeit hervorsprossen lassen, und er wird Recht und Gerechtigkeit üben im Land. In jenen Tagen wird Juda gerettet werden und Jerusalem in Sicherheit wohnen; und dies wird der Name sein, womit man es benennen wird: ,Der Herr, unsere Gerechtigkeit.‘ Denn so spricht der Herr: Nie soll es David an einem Mann fehlen, der auf dem Thron des Hauses Israel sitzt. Und den Priestern, den Leviten, soll es nie an einem Mann vor mir fehlen, der Brandopfer opfert und Speisopfer anzündet und Schlachtopfer zurichtet alle Tage. Und das Wort des Herrn erging an Jeremia, indem er sprach: So spricht der Herr: Wenn ihr meinen Bund bezüglich des Tages und meinen Bund bezüglich der Nacht brechen könnt, so dass Tag und Nacht nicht mehr seien zu ihrer Zeit, so wird auch mein Bund mit meinem Knecht David gebrochen werden, dass er keinen Sohn habe, der auf seinem Thron König sei, und auch mit den Leviten, den Priestern, meinen Dienern. Wie das Heer des Himmels nicht gezählt und der Sand des Meeres nicht gemessen werden kann, so werde ich die Nachkommen Davids, meines Knechtes, und die Leviten mehren, die mir dienen. Und das Wort des Herr erging an Jeremia, indem er sprach: Hast du nicht gesehen, was dieses Volk redet, indem es spricht: ,Die beiden Geschlechter, die der Herr erwählt hatte, die hat er verworfen‘? Und so verachten sie mein Volk, so dass es vor ihnen keine Nation mehr ist. So spricht der Herr: Wenn nicht mein Bund bezüglich des Tages und der Nacht besteht, wenn ich nicht die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt habe, so werde ich auch die Nachkommen Jakobs und Davids, meines Knechtes, verwerfen, dass ich nicht mehr von seinen Nachkommen Herrscher nehme über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs. Denn ich werde ihre Gefangenschaft wenden und mich ihrer erbarmen (Jer 33,14-26).
Unser Brief zitiert aus einem früheren Kapitel (Jer 31) dieses Abschnitts. Seine Aussage über den zukünftigen und noch nicht vollendeten Segen für ganz Israel, das am letzten Tag verschont werden soll, ist direkt, eindeutig, zärtlich und schön. „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da werde ich in Bezug auf das Haus Israel und in Bezug auf das Haus Juda einen neuen Bund vollziehen; nicht nach dem Bund, den ich mit ihren Vätern machte an dem Tag, als ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie blieben nicht in meinem Bund, und ich kümmerte mich nicht um sie, spricht der Herr (8,8.9). Der Traum, dass hier die Versammlung oder die Christen gemeint sind, ist ebenso sinnlos. Nach jedem vernünftigen Auslegungsprinzip ist dasselbe Volk und in seinen getrennten Häusern dem zukünftigen Segen vorbehalten, dessen Missetaten der Prophet beklagt und anprangert. Die Wahrheit leidet immer darunter, dass ihre Integrität angetastet wird oder dass Unwissenheit herrscht. Israel hatte nur den ersten Bund; Israel wird aus Gnade den zweiten haben. Unter dem alten Bund verlor Israel seine Vorrechte und sein Land; unter dem neuen Bund wird Israel wiederhergestellt und mehr denn je und für immer in seinem Land gesegnet werden.
Inzwischen sind wir, die wir einst Heiden waren und weder die Sohnschaft, noch die Herrlichkeit, noch die Bündnisse, noch die Gesetzgebung, noch die Verheißungen hatten, durch die souveräne Gnade des Evangeliums zu höheren Vorrechten berufen als Gottes Kinder und Glieder des Leibes Christi, in dem es weder Juden noch Heiden gibt, gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, so wie Israel in seinem Land gesegnet sein wird, wenn dieses Zeitalter dem neuen Zeitalter Christi weicht, der in Macht und Herrlichkeit erschienen ist.