Genauso wird jetzt von uns gesagt, dass wir durch die Gnade die Versammlung „der Erstgeborenen“ sind (Heb 12,23), obwohl es schon vor der Versammlung Gläubige gab. Es ist eine Frage des Ranges, nicht des Datums. Christus ist wahrhaftig der Erstgeborene der ganzen Schöpfung; Er hat nie den Platz des Geschöpfes eingenommen, bis Er ein Mensch wurde, und muss dann notwendigerweise der Erstgeborene sein. Sogar wenn Er buchstäblich der Letztgeborene gewesen wäre, muss Er dennoch der Erstgeborene sein, denn das hat nichts mit der Zeit seines Kommens zu tun, sondern mit seiner eigentlichen Würde. Alle anderen waren nur Kinder des gefallenen Menschen Adam und konnten in keiner Weise Erstgeborene sein. Er war so wahrhaftig Mensch wie sie, aber mit einer ganz besonderen Herrlichkeit. Am deutlichsten wird es dadurch, dass Er hier zum Erstgeborenen aller Schöpfung erklärt wird, „denn durch ihn sind alle Dine geschaffen worden“ (V. 16). Dies macht den Grund vollkommen klar. Er war der Erstgeborene aller Schöpfung, weil Er, der in die Sphäre der menschlichen Schöpfung eintrat, der Schöpfer war und deshalb notwendigerweise der Erstgeborene sein musste. Das ist der klare und sichere Sinn der Stelle, der die Gottheit Christi am stärksten bestätigt, anstatt sie im Geringsten abzuschwächen, wie es einige durch ein seltsames Missverständnis gedacht haben. Daher haben diese die Wiedergabe in „geboren vor aller Schöpfung“ geändert. Es ist unnatürlich, es so zu verstehen, trotz einiger frühen und späteren Ausleger. Aber in der Tat gibt es keine Notwendigkeit für eine Änderung. Gottes Wort ist weiser als die Menschen. Es gibt keine Schriftstelle, die seine Würde mehr voraussetzt als diese.
Zuerst heißt es also, Er sei das Bild des unsichtbaren Gottes. Dann haben wir seine menschliche Stellung, in der Er der Erstgeborene war; denn da Er Gott war, konnte es nicht anders sein. Im Hebräerbrief wird gesagt, dass Er als Sohn Gottes zum Erben aller Dinge eingesetzt wurde. Aber hier heißt es:
Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen (1,16).
Alle Dinge sind nicht nur „durch“ Ihn, sondern durch seine eigene göttliche Macht geschaffen. Das bezieht sich auf alle Dinge, von denen wir wenig wissen oder die sogar jenseits unserer Kenntnis liegen. Wie wir zuvor gesehen haben, dass Er kraft seiner Macht schuf, so sehen wir jetzt, dass alle Dinge durch Ihn geschaffen sind, weil Christus sowohl der war, der in seinem eigenen göttlichen Recht handelte, als auch der, der als Instrument zur Ehre Gottes des Vaters handelte. Alle Dinge wurden durch Ihn geschaffen. Das Wort „erschaffen“ hat verschiedene Gesichtspunkte; in dem einem Fall ist es eine vergangene Handlung, im dem anderen aber die gegenwärtige Wirkung dessen, was vergangen ist – das erste bezeichnet die Kraft, die ins Dasein rief, das zweite eher das entsprechende gegenwärtige Ergebnis.