Behandelter Abschnitt 5Mo 33
In 5. Mose 33 haben wir einen Segen, der über die verschiedenen Stämme Israels ausgesprochen wird. Darauf können wir jetzt etwas näher eingehen, obwohl man nicht hoffen kann, dies auf so engem Raum zufriedenstellend zu tun. Was wir hier finden, bezieht sich auf das Land, das das Volk gerade betreten wollte. Das ist vielleicht der Hauptunterschied zu Jakobs Segen. Im letzteren Fall wurden die Stämme vom Anfang ihrer Geschichte bis zum Ende beschrieben, und zwar unabhängig davon, ob sie das Land besaßen oder nicht; wohingegen der Segen, den Mose hier ausspricht, sich dem großen Ziel des fünften Buches Mose strikt unterordnet. Von Anfang bis Ende geht es in diesem Buch darum, dass Gott sein Volk in das Land bringt und es damit in eine unmittelbare Beziehung zu sich selbst stellt, wie es mit dem ersten Menschen übereinstimmte. Das haben wir systematisch und immer wieder: Also passt der Segen hier dazu. Mose zeigt uns also nicht den historischen Lauf der Dinge, wie bei der Prophezeiung Jakobs, sondern eine besondere Segnung des Volkes im Hinblick auf seine Stellung in Beziehung zum Herrn im Land.
Das Lied beginnt mit der Vision des Herrn, der vom Sinai kommt und sowohl aus Seir als auch aus Paran hervorleuchtet. Es ist seine Offenbarung des Gerichts an sein Volk, seine Heiligen, um die herum die Wildnis ist: Von seiner rechten Hand ging ein Gesetzesfeuer für sie aus. „Ja, er liebt die Völker; alle seine Heiligen sind in deiner Hand; und sie lagern zu deinen Füßen, jeder empfängt von deinen Worten“ (V. 3). Dann wird die besondere Stellung Moses als Gesetzgeber genannt, der Besitz der Versammlung Jakobs; er ist König in Jeschurun, als die Häupter des Volkes, die Stämme Israels, zusammenkamen.
Was den Erstgeborenen betrifft, so heißt es: Ruben soll leben und nicht sterben, und seine Männer soll eine Zahl sein.12
Die nächste, wenn auch dem Anschein nach eigenartige Wahl, ist in göttlicher Weisheit so angeordnet, dass sie den Stamm erwähnt, der den Platz Rubens einnehmen würde, politisch bald, aber schließlich nach dem Plan Gottes. Denn aus Juda sollte Christus nach dem Fleisch geboren werden. „Und dieses von Juda; und er sprach: Höre, Herr, die Stimme Judas und bring ihn zu seinem Volk; seine Hände seien mächtig für ihn, und hilf ihm vor seinen Bedrängern!“ (V. 7).
Wir wissen, dass die Juden seit langem einen abgesonderten Platz haben; aber der Tag kommt, an dem Juda und Israel zu einem Volk vereint sein werden, nach dem ausdrucksstarken Bild Hesekiels, das die Sprache Moses illustrieren mag (Kap. 37,15–28).
Sein eigener Stamm hat dann seinen Segen. „Und von Levi sprach er: Deine Tummim und deine Urim sind für deinen Frommen [d. h. Frommen], den du versucht hast bei Massa, mit dem du hadertest beim Wasser von Meriba; der von seinem Vater und von seiner Mutter sprach: Ich sehe ihn nicht; und der seine Brüder nicht kannte und von seinen Söhnen nichts wusste. Denn sie haben dein Wort gehalten, und deinen Bund bewahrten sie. Sie werden Jakob deine Rechte lehren, und Israel dein Gesetz; sie werden Weihrauch legen vor deine Nase und Ganzopfer auf deinen Altar.13 Segne, Herr, sein Vermögen, und das Werk seiner Hände lass dir wohlgefallen; zerschmettere die Lenden derer, die sich gegen ihn erheben, und die seiner Hasser, dass sie nicht mehr aufstehen! (V. 8–11).
Der Segen Benjamins14 spielt darauf an, dass der Herr dort wohnte; denn Jerusalem lag innerhalb der Grenzen jenes Stammes, den Juda gerade umging. Josef hat seinen vollen, zweifachen Anteil am Land. Sebulons Segen15 liegt eher außerhalb, der von Issaschar innerhalb. Gad hat es eilig, reich zu werden, obwohl er die Mühen des Volkes teilte; Dan hat ein kriegerisches Ungestüm; und Naftali ist mit seinem Anteil zufrieden; und Aser ist unter seinen Brüdern akzeptiert und hat reichlich Ressourcen und Kraft.
Nichts kann die Größe der abschließenden Worte Moses übertreffen; und sie werden sich mit Sicherheit in dem zukünftigen Glanz und der Herrlichkeit des wiederhergestellten Israel erfüllen. Er hat mit seinem Volk nach dem Gesetzesfeuer in seiner rechten Hand gehandelt; aber Er hat die Mittel seiner zärtlichen Barmherzigkeit nicht erschöpft; nein, der beste Wein wird bis zum Schluss aufbewahrt, um von dem eingeführt zu werden, den sie in seiner Erniedrigung nicht erkannten, den sie aber am Ende mit übergroßer Freude besitzen werden, wenn Er in Herrlichkeit zurückkehrt, um das Wasser der Reinigung nach ihrer Art in das zu verwandeln, was das Herz Gottes und der Menschen erfreut. „Keiner ist wie der Gott Jeschuruns, der auf den Himmeln einherfährt zu deiner Hilfe, und in seiner Hoheit auf den Wolken. Deine Zuflucht ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme; und er vertreibt vor dir den Feind und spricht: Vertilge! Und Israel wohnt sicher, abgesondert der Quell Jakobs, in einem Land von Korn und Most; und sein Himmel träufelt Tau. Glückselig bist du, Israel! Wer ist wie du, ein Volk, gerettet durch den Herrn, den Schild deiner Hilfe und der das Schwert deiner Hoheit ist? Und deine Feinde werden dir schmeicheln, und du wirst einherschreiten auf ihren Höhen“ (V. 26–29).
12 Es gibt Fälle, sowohl im Hebräischen als auch in anderen Sprachen, wo die negative Partikel aus dem Kontext heraus verstanden werden kann und muss; und so haben unsere Übersetzer die Stelle vor uns verstanden. Aber das sollte niemals der Fall sein, es sei denn, es wird durch den Hauptsatz impliziert, was hier nicht der Fall ist.↩︎
13 Wenn also Simeon verschwindet, gewinnt Levi einen guten Grad an Treue in der schwersten Krise der Wüstengeschichte Israels. Zweifellos soll das Wort in 5. Mose 33 nach dem in 1. Mose 49 stehen; aber es gibt nicht den geringsten Grund für die Annahme des Unglaubens, dass der Schreiber des einen nach dem anderen gelebt hat. Wie die Darstellung der Schrift ist, dass Mose beide geschrieben hat, so sind die Unterschiede in der jeweils eingenommenen Auffassung durchaus vereinbar und in der Tat bemerkenswert bewiesen. Levi ist nach 1. Mose 49 in den Satz mit Simeon einbezogen. Aber 5. Mose 33 macht, obwohl es Simeon auslässt, die von Jakob vorausgesagte Zerstreuung Levis nicht rückgängig, sondern verwandelt gerade diesen Umstand in einen Segen für Israel und eine Ehre für den Stamm, der seinen alten Fehler mit dem wahrhaftigsten Eifer für die Ehre des Herrn und einer brennenden Liebe für das Volk überdeckte, koste es, was es wolle, für sein eigenes Ansehen. Die Fähigkeit, für den Menschen einzutreten, steht im Verhältnis zur Treue zu Gott. Das Priestertum war in diesem Stamm, und der Dienst des Heiligtums und die Lehre des Volkes.↩︎
14 Von Benjamin sagte er: „Der Liebling des Herrn! In Sicherheit wird er bei ihm wohnen; er beschirmt ihn den ganzen Tag, und zwischen seinen Schultern wohnt er.“ Der Prophet spielt auf Jerusalem als den Ort des Heiligtums und des Throns an, die Stadt des großen Königs. Aber die Vorstellung, dass die Sprache aus der Regierungszeit von Josia oder aus der Nähe von Jeremias Tagen stammt, ist völlig unbegründet. Damals gab es alles andere als ein sicheres Zelt für Benjamin. Dies wird in dem, was folgt, noch deutlicher widerlegt.
Denn auf Joseph verweilt der inspirierende Geist ausführlicher. „Gesegnet von dem Herrn sei sein Land – vom Köstlichsten des Himmels, vom Tau, und von der Tiefe, die unten lagert, und vom Köstlichsten der Erträge der Sonne und vom Köstlichsten der Triebe der Monde, und vom Vorzüglichsten der Berge der Urzeit und vom Köstlichsten der ewigen Hügel, und vom Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle –; und das Wohlgefallen dessen, der im Dornbusch wohnte: Es komme auf das Haupt Josephs und auf den Scheitel des Abgesonderten unter seinen Brüdern! Sein ist die Majestät des Erstgeborenen seines Stieres; und Hörner des Wildochsen sind seine Hörner. Mit ihnen wird er die Völker insgesamt niederstoßen bis an die Enden der Erde. Und das sind die Zehntausende Ephraims, und das die Tausende Manasses“ (V. 13–18). Es ist abartig, einen solchen Segen anzunehmen, der nicht unter Josias Herrschaft geschrieben wurde, sondern schon in den frühesten Tagen des gepachteten Königreichs Israel.↩︎
15 „Und von Sebulon sprach er: Freue dich, Sebulon, deines Auszugs, und du, Issaschar, deiner Zelte! Sie werden Völker zum Berg laden; dort werden sie Opfer der Gerechtigkeit opfern; denn sie werden saugen die Fülle der Meere und die verborgenen Schätze des Sandes. Und von Gad sprach er: Gesegnet sei, der Gad Raum schafft! Wie eine Löwin lagert er und zerreißt Arm und Scheitel. Und er hat sich das Erste des Landes ersehen, denn dort war der Anteil des Gesetzgebers aufbewahrt; und er ist an der Spitze des Volkes gezogen, hat ausgeführt die Gerechtigkeit des Herrn und seine Gerichte mit Israel. Und von Dan sprach er: Dan ist ein junger Löwe, der hervorspringt aus Basan. Und von Naphtali sprach er: Naphtali, gesättigt mit Huld und erfüllt mit dem Segen des Herrn! Westen und Süden nimm in Besitz! Und von Aser sprach er: Gesegnet an Söhnen sei Aser; er sei wohlgefällig seinen Brüdern, und er tauche in Öl seinen Fuß! Eisen und Erz seien deine Riegel, und wie deine Tage, so deine Kraft!“ (VG. 18–25). Will man ernsthaft behaupten, dass all dies als Prophezeiung ausgesprochen wurde, nachdem der gewaltigste Sturm über all diese Stämme hereingebrochen war und die letzten Schläge auf Juda und Benjamin fallen sollten? Die Leichtgläubigkeit der Ungläubigen ist sprichwörtlich und kann allein solche sinnlosen Theorien erklären, selbst wenn man für einen Moment ihre einzige Gemeinsamkeit beiseitelässt ‒ den Widerstand gegen die offenbarte Wahrheit Gottes.↩︎