Behandelter Abschnitt 5Mo 30
Dementsprechend wird alles durch das, was Kapitel 30 offenbart, deutlich bestätigt. Der Herr holt sie von dort, wo sie sind. Er geht davon aus, dass sie in jedes Land unter dem Himmel vertrieben wurden; doch in ihrem niedrigen Zustand wendet sich ihr Herz, nicht mehr hochmütig, sondern beschnitten, zu Ihm selbst. „Und es wird geschehen, wenn alle diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es zu Herzen nimmst unter all den Nationen, wohin der Herr, dein Gott, dich vertrieben hat, und umkehrst zu dem Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst nach allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Kinder, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele – so wird der Herr, dein Gott, deine Gefangenschaft wenden und sich deiner erbarmen; und er wird dich wieder sammeln aus allen Völkern, wohin der Herr, dein Gott, dich zerstreut hat“ (V. 1–3). Und „wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchst, um seine Gebote und seine Satzungen zu halten, die in diesem Buch des Gesetzes geschrieben sind, wenn du umkehrst zu dem Herrn, deinem Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele. Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich und ist nicht fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen könntest: Wer wird für uns in den Himmel steigen und es uns holen und es uns hören lassen, damit wir es tun?“ (V. 10–12).
Nun werden diese Worte bekanntlich vom Apostel Paulus in Römer 10 zitiert; und wir können die Anwendungen des Neuen Testaments niemals übersehen, ohne einen höchst interessanten und bedeutenden Schlüssel zum Verständnis des Alten zu verlieren. Wofür gebraucht der Apostel sie? Für genau den Zweck, der bereits am Ende des letzten Kapitels angedeutet wurde. Die Kinder Israels hatten sich unter dem Gesetz völlig verdorben. Sie hatten vor Gott versagt. Die Gerechtigkeit, die das Gesetz forderte, hatte nur ihre tatsächliche Ungerechtigkeit bewiesen. Was sollte aus ihnen werden? Christus wird eingeführt ‒ „Denn Christus ist das Ende des Gesetzes, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit“ (Röm 10,4). Daher gibt der Apostel durch den Geist dem Abschnitt des fünften Buches Mose diese bewundernswerte Wendung, dass es keine Frage ist, in den Himmel hinaufzusteigen, um den Erlöser zu finden, noch in die unteren Örter der Erde hinabzusteigen, um Ihn von den Toten zu holen ‒ dass das Evangelium das Wort der Errettung jemand nahe ist, „in deinen Mund und in deinem Herzen“ (Röm 10,8). Es geht nur darum, an den auferstandenen Herrn Jesus zu glauben und Ihn zu bekennen. Deshalb sollen sie kraft des Evangeliums Gottes den vollen, ewigen Segen seiner Gnade empfangen, einst böse, verunreinigt, verloren, aber nun abgewaschen, geheiligt, gerechtfertigt „in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes“ (1Kor 6,11), wenn ich eine andere Schriftstelle zitieren darf.
Nach diesem Prinzip wird Gott sicherlich sein altes Volk Israel segnen, das unter den Heiden zerstreut und zerbrochen ist, wenn es also, was ihren Zustand betrifft, unmöglich wird, ihr jüdisches Ritual weiterzuführen. Was wird aus ihnen werden? Ihr Herz beugt sich dem Wort Gottes; sie blicken auf zum Messias, und Gott wird in Gnaden wirken. Machtlos, im Bewusstsein vergangener Bosheit, voller Finsternis (denn ich habe keinen Zweifel, dass sie die sind, die am Ende von Jesaja 50 als Diener des Herrn beschrieben werden, die in der Finsternis wandeln und kein Licht sehen), und da wendet sich ihr Herz dem Herrn zu, und sie bleiben bei ihrem Gott ‒ ein Zustand, der zum Christen jetzt nicht passen mag, den aber die Gnade einem Juden dann eröffnen wird. Das ist genau die glückliche Wendung, die der Apostel im Römerbrief vorstellt, nur natürlich mit einer umfassenderen Anwendung auf den Christen. Gott wird nach demselben Prinzip mit dem Überrest der Juden nach und nach handeln.