Behandelter Abschnitt 5Mo 21
In diesem Kapitel haben wir einige Einzelheiten von bemerkenswerter Eigenart, die zu diesem Buch passen und über die ein paar Worte gesagt werden müssen. „Wenn in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt, es zu besitzen, ein Erschlagener auf dem Feld liegend gefunden wird, ohne dass es bekannt ist, wer ihn erschlagen hat“ (V. 1). Was sollte man dann tun? „… so sollen deine Ältesten und deine Richter hinausgehen und nach den Städten hin messen, die rings um den Erschlagenen sind“ (V. 2). Alles sollte mit großer Sorgfalt geschehen. „Und es geschehe: Die Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten ist“ ‒ Gott kümmert sich auch darum! ‒ „die Ältesten jener Stadt sollen eine junge Kuh nehmen, mit der noch nicht gearbeitet worden ist, die noch nicht an einem Joch gezogen hat; und die Ältesten jener Stadt sollen die junge Kuh zu einem immer fließenden Bach hinabführen, in dem nicht gearbeitet und nicht gesät wird“ (ein Bild dieser Welt), „und sollen der jungen Kuh dort im Bach das Genick brechen. Und die Priester, die Söhne Levis, sollen herzutreten; denn sie hat der Herr, dein Gott, erwählt, ihm zu dienen und im Namen des Herrn zu segnen; und nach ihrem Ausspruch soll bei jedem Rechtsstreit und bei jeder Verletzung geschehen. Und alle Ältesten jener Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten sind, sollen ihre Hände über der jungen Kuh waschen, der im Bach das Genick gebrochen worden ist, und sollen anheben und sprechen: Unsere Hände haben dieses Blut nicht vergossen, und unsere Augen haben es nicht gesehen; vergib, Herr, deinem Volk Israel, das du erlöst hast, und lege nicht unschuldiges Blut in die Mitte deines Volkes Israel. Und die Blutschuld wird ihnen vergeben werden“ (V. 4–8).
Es ist eben so, dass Christus in dieser Welt erschlagen wurde: Gott ist gewillt, es so zu betrachten. Er wird unter ihnen, unter Israel selbst, erschlagen gefunden. Dies scheint eine gnädige Bestimmung zu sein, wenn Gott in den kommenden Tagen den gottesfürchtigen Überrest gereinigt haben wird, und dieser im Begriff steht, zur starken Nation gemacht zu werden und das Land ihres Erbes noch einmal und für immer zu besitzen. Es ist das Mittel, mit dem Gott sie von dem Makel des Blutes im Land abwaschen wird. Er wird sie nicht entschuldigen, weil ihre Hände die Tat nicht wirklich begangen haben. Es wurde natürlich lange vorher getan; dennoch wurde es dort getan. Christus wurde in dem Tal gefunden, das ihnen am nächsten war. Daher wird Gott für das Israel jener Tage die Tatsache nicht übergehen. Er wird sie weder entschuldigen noch als unwiederbringlich schuldig verurteilen. Er wird für sie sorgen, wenn die Gnade ihr Herz bekehrt hat, dass das Opfer Christi in seiner ganzen sühnenden Kraft dazu dienen kann, sie von der Schuld, sein kostbares Blut vergossen zu haben, zu reinigen.
Wir müssen uns daran erinnern, dass der Tod Christi zwei Aspekte hat, wenn man ihn genau betrachtet, sei es vonseiten des Menschen oder vonseiten Gottes. Menschlich gesehen war dieser Tod die schlimmstmögliche Schuld; in Gottes Gnade ist er das, was allein von Schuld reinigt. Der Mensch, der zwischen diesen beiden Wahrheiten nicht unterscheiden kann, oder der die eine oder die andere aufgibt, hat noch viel von der Schrift zu lernen, und zwar über seine eigene Sünde und die Gnade Gottes. Hier haben wir das Vorbild. Genau das Prinzip, das in einer kürzlichen und schmerzlichen Kontroverse umstritten war, scheint mir in diesem Schatten des kommenden Guten vom Geist unwiderlegbar entschieden zu sein.
Angenommen, es gäbe weiterhin den Fall einer Frau oder des Sohnes eines Geliebten. „Wenn ein Mann zwei Frauen hat, eine geliebte und eine gehasste, und sie gebären ihm Söhne, die geliebte und die gehasste, und der erstgeborene Sohn ist von der gehassten, so soll es geschehen, an dem Tag, da er seine Söhne erben lässt, was sein ist: Er kann nicht den Sohn der geliebten zum Erstgeborenen machen vor dem Sohn der gehassten, dem Erstgeborenen; sondern den Erstgeborenen, den Sohn der gehassten, soll er anerkennen, dass er ihm zwei Teile gebe von allem, was in seinem Besitz gefunden wird“ (V. 15–17). Auch hier haben wir in Gottes Wegen ein weiteres bemerkenswertes Vorbild; denn nachdem Er zuerst Israel erwählt hatte, gefiel es Ihm danach (wie wir wissen, wegen ihrer Sünde), die Heiden anzunehmen. Die Juden lehnten das Zeugnis ab; und von den Heiden wird gesagt, dass sie hören würden. Dennoch gibt Er hier eine schöne Voraussage, um zu zeigen, dass Er nicht mit dem fertig ist, der als erstgeborener Sohn aus der scheinbar Gehassten hervorgehen wird ‒ von ihr war der Erstgeborene. Im Gegenteil, gerade diesem werden die Rechte des Erbes erhalten bleiben, wenn Buße in ihren Herzen gewirkt werden wird. So ist es offensichtlich, dass der gottesfürchtige Überrest der letzten Tage seine Rechte bewahrt haben wird, gemäß seinem eigenen kostbaren Wort in diesem Kapitel.
Aber eine andere Anweisung folgt. Es gibt den Fall des widerspenstigen und rebellischen Sohnes. Auf wen trifft das zu? Auf das Volk Israel in seinem starrsinnigen Eigenwillen und seiner Respektlosigkeit gegenüber dem Herrn, seinem Gott. In allen möglichen Formen führt Gott es vor. Ach, wenn Segen gewirkt wird, wenn das zerknirschte Herz der Überlebenden den Messias begehrt, werden sie sich nicht alle zu Gott bekehren. Im Gegenteil, die große Masse des Volkes wird mehr denn je rebellisch und abtrünnig sein. Das Ende dieses Zeitalters wird keine geeinten Herzen unter den Juden finden, sondern ein Volk, das zerrissen und zerbrochen ist ‒ ein Volk mit den größtmöglichen Brüchen unter ihnen: Einige, deren Herzen wirklich von der Gnade berührt sind, sind, wie wir gesehen haben, für den Platz der Erstgeborenen auf der Erde bestimmt; die meisten hingegen werden bis zum Letzten gegen Gott kämpfen und sein Zeugnis zu ihrem eigenen Verderben verwerfen. Das ist der widerspenstige Sohn; und von ihm heißt es: „so sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen und ihn zu den Ältesten seiner Stadt und zum Tor seines Ortes hinausführen und sollen zu den Ältesten seiner Stadt sprechen: Dieser unser Sohn ist unbändig und widerspenstig, er gehorcht unserer Stimme nicht, er ist ein Schlemmer und Säufer!“ (V. 19.20). Und so ist Israel gewesen. „Und alle Leute seiner Stadt sollen ihn steinigen, dass er sterbe; und du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. Und ganz Israel soll es hören und sich fürchten“ (V. 21).
Aber das Kapitel ist damit noch nicht zu Ende. Es gibt noch eine weitere Begebenheit, und zwar eine tiefere als alle anderen. „Und wenn an einem Mann eine todeswürdige Sünde ist, und er wird getötet, und du hängst ihn an ein Holz, so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn jedenfalls an demselben Tag begraben; denn ein Fluch Gottes ist ein Gehängter; und du sollst dein Land nicht verunreinigen, das der Herr, dein Gott, dir als Erbteil gibt“ (V. 22.23). Das erfordert vielleicht keine lange Bemerkung, aber gewiss nach ernster Betrachtung und tiefer Dankbarkeit über die Gnade, in der Gott die tiefste Schande und das Leiden, das der Mensch auf Jesus gehäuft hat, zu den Zwecken der erlösenden Liebe wendet; denn wer weiß nicht, dass Jesus diesen Platz des Fluches am Kreuz einnahm, um unser Gericht vor Gott zu tragen? Auch Er wusste, was es heißt, an einen Baum gehängt zu werden. Er wusste, was es heißt, für uns zum Fluch gemacht zu werden. Wir sind bereits in den Segen der Errettung eingegangen. Aber alles zeigt, wie gründlich es dem Heiligen Geistes um Jesus geht. Denn ein Kapitel, das auf den ersten Blick etwas dunkel aussah, wird klar und hell und voller Belehrung, sobald wir Jesus miteinbeziehen und Ihn in Beziehung zu seinem alten Volk sehen. Das gilt im Wesentlichen natürlich auch für den Christen, und zwar in einer höheren Weise. Es ist nur eine Frage, ob wir das wahre Licht nutzen oder das Wort Gottes mit unserer eigenen Dunkelheit überlagern. Der Unglaube sieht nicht nur nicht, sondern schließt das einzige Licht der Menschen aus und leugnet es.