Er wünschte, dass sie (nicht weniger, sondern) mit einer volleren Erkenntnis und einer geübten Einsicht lieben sollten. Die Liebe oder Nächstenliebe ist die Grundlage, sonst gäbe es keine Auferbauung; ist diese gelegt und überreichlich vorhanden, so leitet und bewahrt die überströmende Erkenntnis, statt aufzublähen. Je größer die Einsicht ist, wenn sie echt und geistlich ist, desto größer ist der Wunsch, darin zu wachsen. Diejenigen, die nichts in der Schrift erkennen, was ein Gegenstand für ständiges Forschen und Wachsen ist, und die nicht nach mehr verlangen, sind die, so ist zu befürchten, die kaum etwas in ihr sehen, was göttlich ist. Sobald man erkennt, dass es unendlich viel Licht darin gibt, ist das Verlangen, mehr und mehr zu wissen, eine notwendige Folge. Aber man muss es praktizieren. Und dieser Brief zeigt uns den geistlichen Fortschritt im Apostel und in den Gläubigen vollständiger als jeder andere, und ist gleichzeitig der Brief, der uns das stärkste Verlangen zeigt, voranzukommen. Das wissen wir aus Erfahrung. Wann immer wir anfangen, mit dem zufrieden zu sein, was wir haben, ist Schluss mit dem Fortschritt; aber wenn wir einen kleinen wirklichen Fortschritt machen, wollen wir mehr machen. So war es bei diesen Gläubigen, für die er deshalb betete: damit ihr prüfen mögt, was das Vorzüglichere ist, damit ihr lauter und ohne Anstoß seid auf den Tag Christi (1,10).
Sie hatten es so nötig, in der Erkenntnis zu wachsen, damit sie fähig würden, die Dinge zu beurteilen und so das Vorzüglichere zu wählen. Wunderbarer Gedanke! Der Apostel betet tatsächlich für diese Gläubigen, als ob er es für möglich hielte, dass sie, in Liebe und Einsicht wachsend, den Weg des Glaubens bis zum Tag Christi ohne einen einzigen Fehltritt gehen könnten. Paulus würde sich vielleicht darüber wundern, dass wir so etwas für verwunderlich halten. Ach ja, wir wissen, dass wir Tag für Tag versagen, weil wir nicht geistlich sind. Warum lassen wir ein eitles Wort heraus oder zeigen ein falsches Gefühl? Weil wir die Gegenwart und die Gnade Gottes nicht wahrnehmen. Kein Fortschritt in den Dingen Gottes wird jemals einen Menschen halten – nichts als tatsächliche Nähe zu Ihm und Abhängigkeit von Ihm. Was ist ein Christ und was der Zustand und die Erfahrung, die die Schrift für ihn hier auf der Erde anerkennt? Er geschieht durch die Gnade, kraft des Blutes Christi, in die Gegenwart Gottes gebracht. Er hat eine Kraft in sich, den Heiligen Geist, und eine Kraft außerhalb, auf die er sich stützen kann, nämlich den Herrn Jesus Christus, und das ununterbrochen und immer. Das ist die Theorie; aber was ist die Praxis? Sofern sie verwirklicht wird, ist der Weg ohne Anstoß. Und lasst uns daran denken, dass dies der einzige richtige Weg für alle Gläubigen ist. Er gehört nicht von Rechts wegen zu einigen fortgeschrittenen Seelen. Es ist der Weg, wonach jeder Christ streben soll. Wir können daher leicht verstehen, wie solche, die Gedanken wie diese hören, die Vorstellung eines Zustandes der Vollkommenheit für möglich halten. Doch wenn der Ansatz falsch ist und völlig hinter unserem echten Maßstab des zweiten Menschen, dem letzten Adam, zurücksteht, sollte sich ein Christ niemals mit dem Gedanken zufriedengeben, dass er Tag für Tag versagen und sündigen muss. Was ist das anderes als eine ruhige Duldung der Entehrung Christi? Wenn wir versagen, sollen wir wenigstens immer sagen: Es war unsere eigene Schuld, unsere eigene Unachtsamkeit, indem wir die Gnade und Kraft, die wir in Christus haben, nicht in Anspruch genommen haben. Der Schatz dort ist offen für uns, und wir müssen nur daraus schöpfen; und die Wirkung ist ein ruhiger, stiller, geistlicher Fortschritt, das ist Fleisch gerichtet, das Herz fließt vor Glück in Christus über, der Weg ist ohne Anstoß bis zum Tag Christi.