Betrachten wir kurz die Beziehung von Kindern und Vätern, sowie von Dienern und Herren. Hier ist der Gehorsam der große Punkt, der von dem Untergeordneten in jedem Fall erwartet wird, wie alle Gläubigen aufgerufen sind, sich einander in der Furcht Christi unterzuordnen, und die Frauen besonders ihren eigenen Männern, ihnen in allen Dingen untertan zu sein:
Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht (6,1).
Es ist nicht so, dass der Heilige Geist nicht ein passendes und ernstes Wort für die Väter hätte; aber wie leicht lebt es sich im Allgemeinen in einem christlichen Haushalt, wo die Jungen gehorchen – vor allem, wo sie im Herrn gehorchen. Natürliche Zuneigung ist lieblich, und der Mangel daran ist ein Zeichen der gefährlichen letzten Tage; aber sie ist nicht genug; noch ist das Gewissen, so wichtig es an seinem Platz ist, ein angemessener Schutz, noch kann es eine Quelle der Kraft sein; vielmehr ist es der Herr. Und wie gesegnet ist es, wo die Pflicht sich auf Ihn gründet und sich auf Ihn ausrichtet! Dies, und nichts weniger als dies, wird durch den Heiligen Geist vorgeschrieben.
So war es beim Herrn selbst, als Er hier war und wusste, was es heißt, den Platz eines Kindes einzunehmen. „Das Kind aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm“ (Lk 2,40). Es bleibt auch nicht bei einer unbestimmten, allgemeinen Aussage, sondern es wird uns ein lebendiges Bild von seinen Wegen gezeigt. „Und seine Eltern gingen alljährlich am Passahfest nach Jerusalem. Und als er zwölf Jahre alt war und sie nach der Gewohnheit des Festes hinaufgingen und die Tage vollendet hatten, blieb bei ihrer Rückkehr der Knabe Jesus in Jerusalem zurück; und seine Eltern wussten es nicht. Da sie aber meinten, er sei unter der Reisegesellschaft, kamen sie eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und den Bekannten; und als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn. Und es geschah nach drei Tagen, dass sie ihn im Tempel fanden, wie er inmitten der Lehrer saß und ihnen zuhörte und sie befragte. Alle aber, die ihn hörten, gerieten außer sich über sein Verständnis und seine Antworten. Und als sie ihn sahen, erstaunten sie sehr; und seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ (Lk 2,41-49).
So hatte Er, sogar als Kind von zwölf Jahren, das Bewusstsein seiner eigenen, richtigen Beziehung. Die Menschheit, die Er angenommen hatte, da Er von einer Frau geboren war, schwächte in keiner Weise das Empfinden, das Er für die Liebe und die Dinge seines Vaters hatte, sondern gab Ihm vielmehr eine neue Gelegenheit, sich zu offenbaren. Gleichzeitig sehen wir, was so schön ist – wie sein Auge, absolut einfältig, das sah, was Ihm auf der irdischen Seite zustand, in auffallendem Gegensatz zu Joseph und sogar seiner Mutter, die das Wort nicht verstanden, das Er zu ihnen redete. Daher lesen wir unmittelbar danach: „Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth, und er war ihnen untertan. Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen“ (V. 51). So verhielt Jesus sich, der Herr aller, während des weitaus größten Teils seines irdischen Lebens.
Derselbe Grundsatz gilt für das christliche Kind; nur dass die Beziehung Christi zu seinem Vater wesentlich war, unsere zu Ihm und zu seinem Vater ist natürlich das reine Geschenk der Gnade. Aber dennoch sind auch wir Kinder, eine Bezeichnung, die uns verliehen ist, in und durch unseren Herrn Jesus: „Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es“ (1Joh 3,1). Und dies ist, durch das Wirken des Heiligen Geistes, das Geheimnis glücklichen Gehorsams in der irdischen Beziehung. Wenn wir uns bewusst sind, was wir für den Herrn sind, können wir in Ihm gehorchen. „Im Herrn“ ist sowohl Ermutigung, als auch Schutz und Grenze. Die Eltern mögen Juden oder Heiden sein, oder sie mögen den Namen Christi unwürdig tragen; aber christliche Kinder (während sie ihre Beziehung zu ihren Eltern, was auch immer sie sein mögen, durchaus anerkennen) haben das liebliche Vorrecht, „im Herrn“ zu gehorchen. Wie vereinfacht das sonst verwirrende Fragen! Wie bestimmt es auch, wo und wie weit man gehen soll! Denn wenn sie „im Herrn“ gehorchen sollen, kann eine solche Aufforderung nicht mit Recht zu einem Grund oder einer Entschuldigung für die Sünde gemacht werden.