Es ist in der Tat das ständige Prinzip Gottes; Er ist immer der Erste, der herniederkommt. Wir müssen emporgehoben werden und haben nichts Eigenes, von dem wir herunterkommen könnten. Christus, der Gott ist, war der einzige Mensch, der die Herrlichkeit hatte, die Ihm zustand und die über allen Geschöpfen stand. Er stieg zuerst hinab in die unteren Teile der Erde. Gerade seine Erniedrigung ist der Beweis für seine eigene persönliche Würde. Von seiner natürlichen Vormachtstellung steigt Er sozusagen zuerst herab, um sein Werk hier auf der Erde zu tun.
Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte (4,10).
So haben wir hier eine höchst erhabene Sicht auf unseren Erlöser. Der Heilige Geist gibt uns in zwei kurzen Versen den großartigen Überblick über seine Herrlichkeit und seinen Sieg, der sich herabließ, ein Mensch und ein Diener zu sein. Der, der jetzt hinaufgestiegen ist, ist derselbe, der zuerst herabkam und der erst dann wieder in die Herrlichkeit hinaufsteigen würde, wenn Er alles, was uns für immer von Ihm ferngehalten hätte, vollständig weggetan haben würde. Er aber kam herab, um es wegzutun, und wollte nicht eher in die Höhe zurückkehren, bis es geschehen war. Er liebte uns so sehr, und zwar mit einer Liebe, die dem herrlichen Ratschluss Gottes entsprach, dass unsere Sünden, so grob und entsetzlich sie auch waren, Ihm nur die Gelegenheit gaben, zu zeigen, was Gott ist und was Er für uns ist, und zwar in seiner eigenen Person. Und nun geht es um die Gerechtigkeit Gottes, nicht nur für Ihn, sondern für uns, und zwar seinetwegen. Welch ein Unterschied! Er konnte in der Liebe herabsteigen, aber das allein würde uns keinen Platz in der Gegenwart Gottes geben; aber Er ist in Gerechtigkeit hinaufgestiegen; und das ist der Grund, warum unser Herr sagt, dass Er, wenn der Geist gekommen wäre, die Welt von Gerechtigkeit überführen würde, „weil ich zum Vater hingehe“ (Joh 16,10). Wir haben die volle Entfaltung der Gerechtigkeit jetzt in Christus, der zur Rechten Gottes sitzt. Die Gerechtigkeit gegenüber Ihm wurde in dieser Welt nirgends gefunden, sondern nur das übelste Unrecht und die größte Demütigung. Wo muss ich sie suchen? Zur Rechten Gottes. Ich sehe Ihn dort, dem Gott, mit Ehrfurcht gesagt, die Darstellung und Rechtfertigung seiner moralischen Herrlichkeit verdankt, dem Er die einzig angemessene Darstellung all dessen verdankt, was seinen Charakter vor den Menschen offenbarte und aufrechterhielt, und zwar in dem Menschen Christus Jesus. Seitdem die Sünde in die Welt gekommen ist, hat Gott seinen Charakter niemals vollständig wiedererlangt, bis Christus am Kreuz starb. Als sein Blut zur Ehre Gottes und zur Befreiung des Menschen vergossen wurde, erstrahlte Gott in einem neuen Licht vor dieser Welt. Gott wurde nicht mehr als der harte Herr angesehen, als den Ihn Satans Lüge fälschlicherweise darstellte. Der Vorhang war zerrissen; die Wahrheit konnte nicht länger verborgen werden, dass es keinen Liebesbeweis gab, den das Geschöpf von Gott hätte verlangen können, als den, den Gott in seinem Sohn, gestorben, auferstanden und verherrlicht in der Höhe, erbracht hatte. Bis zum Tod Christi musste Gottes Gerechtigkeit jedes Geschöpf, das eine Sünde auf sich hatte, zerstören. Nun aber ist es die Gerechtigkeit Gottes, mich, einen Gläubigen, zu rechtfertigen, obwohl ich ein elender Sünder war; und zwar aus dem Grund, dass, obwohl meine Sünden mich nach dem einzigen Maßstab allein in die Hölle versenkt haben müssten, doch nach dem anderen Maßstab Christi und seines Blutes alles weit überwiegt und mich in den Himmel erhebt. Was ist die Folge? Meine Sünden sind durch dieses kostbare Blut weggenommen, und die Waage Christi erweist sich als die einzige, die ihr Gewicht vor Gott behält. Daran hängt nun die Gerechtigkeit Gottes selbst. Es geht nicht mehr um die Gerechtigkeit des Gesetzes, sondern jetzt hat Er Christus, und das ist es, was Gott dem Gehorsam Christi bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz, verdankt. Kraft des Blutes rechtfertigt Gott die Schuldigen, was Er entsprechend dem Gesetz keineswegs tun konnte. „… und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen jeder Glaubende gerechtfertigt“ (Apg 13,38). Was von Gott in der Schöpfung bekannt war, enthielt keine Vorsorge für die Sünde; was von Ihm unter dem Gesetz bekannt war, hätte jede kleinste Hoffnung des Sünders zunichtegemacht. Jetzt hingegen, je mehr ich sehe, was Gott durch das Kreuz Christi bereitet hat, desto mehr Zuversicht und Frieden habe ich. „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3).