Jetzt aber, Brüder, wenn ich zu euch komme und in Sprachen rede, was werde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch rede, entweder in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in Lehre? (V. 6).
Es war also nicht so, dass der Apostel die Gabe des Sprachenredens geringschätzte. Wie hätte er das können, da es eine Offenbarung des vom Herrn Jesus verheißenen Geistes war – ein mächtiges Zeugnis der Gnade Gottes seit dem Pfingsttag und darüber hinaus? Doch die weniger auffällige Gabe der Weissagung hat einen weit höheren Charakter in und für die Versammlung. Der Fehler, den er korrigiert, lag im Missverständnis und Missbrauch der Korinther. Wäre ihr Blick einfältig gewesen, so wären sie voller Licht gewesen; aber so war es nicht, und daher zieht ihr ungeistliches Urteil, wie auch ihr Verhalten, die Unterweisung des Herrn nach sich.
Es ist auch wichtig zu beachten, wie darauf bestanden wird, dass alles, was in der Versammlung getan wird, im Geist getan werden muss. Denn der Gedanke ist nicht, dass der, der in der Sprache redete, nicht verstand, was er sagte, doch es wird nie angenommen, dass er sich mitteilen würde, wenn er nicht die Auslegung der Sprache hätte. Aber sein eigenes Wissen von dem, was gesprochen wurde, ist nicht dasselbe wie diese Auslegung; und wenn er nicht auslegen konnte, ist nicht daran gedacht, dass er der Versammlung mitteilte, was in einer Sprache gesagt wurde. Denn die Versammlung ist nicht der Bereich, in dem die Fähigkeit des Menschen entfaltet wird, sondern das Wirken des Geistes Gottes. Die Auslegung muss also eine Gabe sein, nicht eine menschliche Fähigkeit, die in dem Bereich zur Verfügung steht.
Es ist auch gut anzumerken, dass Offenbarung oder Erkenntnis im Allgemeinen mit Prophetie beziehungsweise Lehre übereinzustimmen scheinen. Damit ist nicht gemeint, dass sie identisch sind, sondern dass sie mehr oder weniger übereinstimmen. Sie sind das große Mittel zur Erbauung der Versammlung, nicht das Reden in einer Sprache, es sei denn, die Gabe der Auslegung begleitete es. Damit Menschen Nutzen haben, muss man also so reden, dass sie es verstehen. In der Tat appelliert der Apostel an sie, dass es so geschehe.