Behandelter Abschnitt 1Kor 2,6-10
Danach erklärt der Apostel seine Haltung gegenüber denen, die in der christlichen Wahrheit gefestigt sind, „den Vollkommenen“, wie sie hier und an anderer Stelle bezeichnet werden. Diesen hat er weit mehr als Jesus Christus und Ihn als den Gekreuzigten vorgestellt. Da gibt es keine Begrenzung oder Einschränkung. Gab es im Alten Testament verborgene Wahrheiten, geheime Dinge, die den Herrn betrafen, im Gegensatz zu den offenbarten, die mit Israel und seinen Kindern zu tun hatten? Jetzt sind sie, keine einzige von ihnen, nicht mehr verborgen, sondern werden vom Vater mit seinen Kindern geteilt, zur Ehre Christi, seines Sohnes. Sie sind unser eigenes und notwendiges Teil. Daher sagt er:
Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, nicht aber Weisheit dieses Zeitlaufs noch der Fürsten dieses Zeitlaufs, die zunichtegemacht werden, sondern wir reden Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, die Gott vor den Zeitaltern zu unserer Herrlichkeit zuvor bestimmt hat; die keiner von den Fürsten dieses Zeitlaufs erkannt hat (denn wenn sie sie erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben), sondern wie geschrieben steht: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz aufgekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“; uns aber hat Gott es offenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes (2,6–10).
Es ist also nicht so, dass „Weisheit“ in den christlichen Dingen fehlen würde; das könnte auch nicht sein, denn Christus, der alles in sich vereint, ist Gottes Weisheit, die einen Charakter, eine Höhe, eine Tiefe und einen Umfang hat, die Gott eigen sind. Aus diesem Grund passt sie zu seinen Kindern, zumindest zu denen, die es sich abgewöhnt haben, in dem ersten Menschen und der Welt Aktivität und Erhöhung zu suchen; sie passt – mit einem Wort – zu den „Vollkommenen“ oder Erwachsenen, nicht zu den kleinen Kindern, die in ihre persönlichen Bedürfnisse vertieft sind und sich bestenfalls um Milch kümmern und nicht um das Fleisch, das ein reiferer Zustand zu seiner angemessenen Ernährung braucht. Ganz abgesehen von solcher Weisheit, von der Paulus sprach, ist dieser Zeitlauf, der Lauf der Welt, der jetzt ist, und dies nicht nur in den unteren Schichten, sondern in ihren „Fürsten …, die zunichtegemacht werden“, wenig, wie sie selbst es erwarten, oder denen, die ihren Platz begehren. Gepriesen sei die Gnade, die dem Menschen auf der Erde die Gesinnung des Himmels offenbart hat! Es ist „Gottes Weisheit“, von der der Apostel gewohnheitsmäßig und bezeichnenderweise sprach, wo es sich gehörte, und dies „in einem Geheimnis“. Damit ist nicht etwas gemeint, das unverständlich oder vage oder zweifelhaft wäre, sondern eine Wahrheit, die der menschliche Verstand nicht entdecken konnte und die nie zuvor in den lebendigen Aussprüchen Gottes bekanntgemacht wurde. Die Gläubigen, die auf den großen Grundlagen des Christentums ruhen, würde der Apostel darin einweihen. Alles, was Christus leugnet oder sich Ihm widersetzt, ist vergeblich: Er ist Gottes Kraft nicht weniger als seine Weisheit.
Aber wenn Christus die Weisheit Gottes ist, was Er sicherlich ist, dann ist es nicht einfach seine persönliche Herrlichkeit, sondern dies „in einem Geheimnis“. Es ist nicht Christus, wie Er hier der Verantwortlichkeit der Menschen, besonders der Juden, vorgestellt wurde; noch ist es Christus, wenn Er als Sohn des Menschen in seinem universalen Reich, das nicht vergehen wird, wiederkommt. Es ist Christus, erhöht in die Höhe und bekleidet mit einer neuen Herrlichkeit, außerhalb aller früheren Offenbarungen, und gegründet auf das Kreuz, wo die Welt, geführt von ihrem Fürsten, Ihn verwarf, aber danach in Gott verherrlicht und als Haupt über alle Dinge der Versammlung gegeben wurde, die sein Leib ist. Dies also, fügt der Apostel hinzu, war „die verborgene“ Weisheit, „die Gott vor den Zeitaltern zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hat“ (V. 7). Sie war kein Teil seiner Wege, weder in der Schöpfung noch in der Vorsehung. Das Gesetz berührte sie nie, noch suchte das auserwählte Volk unter dem Gesetz nach ihr, nicht nur alle Propheten kannten sie nicht, sondern der Geist sprach in seinen früheren Mitteilungen nicht von ihr, obwohl man, als sie offenbart wurde, aus Andeutungen hier und da von Anfang an und durchgehend etwas hätte erkennen können, dass Er natürlich alles wusste und genug gesagt hatte, um ihre Prinzipien zu rechtfertigen, sogar dort, wo am meisten von allem zwischenzeitlich abgewichen worden war.
Aber als die geduldige und vollständige Prüfung der Verantwortung des Menschen mit dem Kreuz endete, das sowohl seine eigene Sünde und sein Verderben, Satans Arglist und Torheit als auch Gottes vollkommene Güte und Weisheit zeigte, da war der geeignete Augenblick gekommen, um jene Ratschlüsse Gottes in Christus zu unserer Herrlichkeit zu offenbaren, die vor der ganzen leidvollen Geschichte des Menschen vorherbestimmt waren, sogar bevor die Welt als die Sphäre geschaffen wurde, in der seine Verantwortung geprüft wurde. Darüber ist der Mensch noch immer wie damals völlig unwissend, und niemand mehr als, wenn überhaupt, die „Fürsten dieses Zeitlaufs“. Keiner von ihnen wusste es, als Jesus hier war; und wie die, die in Jerusalem wohnten, und ihre Herrscher, die Ihn nicht kannten, die Stimmen der Propheten erfüllten, die an jedem Sabbat gelesen wurden und werden, indem sie Ihn richteten und töteten; so erkannten sie auch nicht die Fürsten dieses Zeitlaufs (denn wenn sie sie erkannt hätten, „so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben“ (V. 8); und doch war es so, dass auch sie als Werkzeuge dazu beitrugen. Denn das Kreuz Christi auf der Erde entspricht der Herrlichkeit Gottes im Himmel und ist eine Antwort darauf. Eine wundersame Tatsache – ein Mensch, erhöht über das ganze Universum, auferstanden und verherrlicht, dem alle Dinge unter die Füße zur Rechten Gottes gelegt sind! Nicht nur eine Sache des Glaubens, sondern auch der Offenbarung, die ja erst seit dem Kreuz und der Himmelfahrt eine Tatsache ist. Aber es ist eine Tatsache, und zwar eine dem Christen offenbarte Tatsache, die sich völlig von allen alttestamentlichen Hoffnungen unterscheidet, oder von dem, was verwirklicht werden wird, wenn das Königreich in der offenbarten Macht und Herrlichkeit des Friedensreichs kommt.
Kraftvoll und überzeugend fährt der Apostel fort, die Neuheit dieses Werkes und Wortes Gottes in Begriffen darzulegen, die allzu oft durch Missverständnisse zu einem bloßen Eingeständnis einer solchen Unwissenheit verdreht werden, wie sie in den Zeiten vor der Auferstehung Christi und der Gabe des Geistes nur sein konnte. Es handelt sich um eine Anwendung von Jesaja 64,3, jedoch nicht zur direkten Veranschaulichung, sondern zum Zweck des vollen Gegensatzes. Der jüdische Prophet war am konsequentesten inspiriert, die anerkannte Unfähigkeit des Menschen zu beenden, um den Schleier zu durchdringen, der die zukünftige Glückseligkeit verbirgt, die Gott für den vorbereitet hat, der auf Ihn wartet. Nicht so der christliche Apostel; denn der Schleier ist zerrissen, und wir sind eingeladen, jetzt, ermutigt durch das Blut Jesu, hinzuzutreten.
So sind uns alle Dinge geschenkt, zukünftige nicht weniger als gegenwärtige. Wir schauen auf die Dinge, die nicht gesehen werden und ewig sind; wir suchen und trachten nach Dingen droben, nicht auf die Dinge, die auf der Erde sind. Es ist vergeblich zu sagen, dass sie dem Menschen verborgen sind. Sie waren es, aber jetzt sind sie gewisslich den Kindern Gottes offenbart. Sie sind offenbart, damit wir nicht zweifeln oder im Dunkeln bleiben, sondern glauben. Das ist die nachdrückliche Aussage des Apostels. Was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben, hat Er uns durch den Geist offenbart.
Begrenzt du seine Kompetenz oder stellst seine Bereitschaft in Frage, uns in göttlicher Liebe die ganze Wahrheit, ja, die zukünftigen Dinge zu zeigen? Ausdrücklich wird hinzugefügt, wie um unserem Zögern zu begegnen, „denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes“ (V. 10). Eine solche Erklärung kann wohl jedes Argument des Unglaubens zum Schweigen bringen, der leider geneigt ist, ebenso auf die Fähigkeit des Menschen zu vertrauen, wie der gnädigen Macht Gottes uns zugut zu misstrauen. Der Geist, der alles erforscht und alles weiß, ist jetzt in dem Gläubigen, dem alles im geschriebenen Wort Gottes offenbart ist. Er, der die Tiefen Gottes erforscht, ist fähig, seine Kinder zu belehren; und Er ist dazu ebenso bereit wie fähig, da Er zu diesem wie zu anderen liebevollen Zwecken hier ist, die Gottes würdig sind und das kraft der Erlösung durch Christus.