Wer aber zweifelt, wenn er isst, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde (14,23).
Das ist ein Grundsatz, der in alter und neuer Zeit oft strapaziert wurde, um über Ungläubige und die Wertlosigkeit jeder Handlung in ihrem Leben zu urteilen. Aber darum geht es hier eindeutig nicht; vielmehr geht es um eine Angelegenheit zwischen Christen, von denen einige ihre Freiheit sahen, während andere noch in Knechtschaft waren. Es ist eine große Gunst, die Freiheit Christi in den kleinsten Dingen des täglichen Lebens zu genießen. Doch der, der sie praktiziert, ist umso mehr verpflichtet, auf den Gläubigen Rücksicht zu nehmen, der noch durch Zweifel an diesem oder jenem gehindert ist. Die Freiheit nachzuahmen, ohne an ihren Grund zu glauben, hieße, das Werk Gottes zu gefährden. Die Gnade achtet das Gewissen dessen, der zweifelt, und anstatt sich mit Bedenken zu befassen, sucht sie vielmehr durch den Glauben in die gebührende Anwendung Christi auf den Fall zu führen: ohne dieses Bemühen ist alles eitel oder noch schlimmer: „Alles aber, was nicht aus dem Glauben ist, ist Sünde.“