Behandelter Abschnitt Joh 13,34-35
Aber in der Zwischenzeit legt Er ihnen hier auf der Erde ein charakteristisches Gebot auf:
Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt (13,34.35).
Die jüdische Nation verschwindet. Es geht nicht um die Liebe zum Nächsten, sondern um die Jünger Christi und ihre gegenseitige Liebe entsprechend seiner Liebe. Neue Beziehungen würden mit zunehmender Deutlichkeit hervortreten, nachdem Er von den Toten auferstanden ist und den Heiligen Geist herabgesandt hat; und diese neue Pflicht, einander zu lieben, würde aus der neuen Beziehung hervorkommen: Das war ein überzeugender Beweis für alle Menschen, wem sie angehörten, denn Er allein hatte dies durch sein Leben und Sterben gezeigt, wie auch, nachdem Er wieder lebendig war – eine unfehlbare Liebe! Wie weit waren die Juden von solch einer Liebe entfernt! Die Heiden hatten nicht einmal den Gedanken daran. Und das ist kein Wunder. Die Liebe ist von Gott, nicht vom Menschen, was die Leere erklärt, bis Er kam, der, obwohl Gott, die Liebe im Menschen und zum Menschen offenbarte und so durch seinen Tod und seine Auferstehung viel Frucht bringen sollte. Ihre Liebe sollte, wenn wir so sagen dürfen, aus seinem eigenen Material und seiner eigenen Form bestehen – sie sollte bleiben, da sie anfing, als Er wegging. Denn, wie in 1. Johannes 2,8 geschrieben steht, ist das neue Gebot jetzt „wahr ist in ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet.“ Während Er hier war, war es vollkommen wahr, aber nur in Ihm; als Er ihnen die Erlösung in Ihm durch seinen Tod und seine Auferstehung gab, war es auch in ihnen wahr. Die Finsternis war vergangen (zu sagen „ist vergangen“ ist zu stark), und das wahre Licht leuchtet bereits. Es ist hier nicht die Aktivität des Eifers auf der Suche nach den Sündern, wie wertvoll sie auch sein mag, sondern das selbstlose Streben nach dem Wohl der Gläubigen, und zwar in Demut des Geistes und in der Liebe Christi (Mt 26,33-35; Mk 14,29-31; Lk 22,31-34).