Behandelter Abschnitt Joh 12,9-11
Es ist in der Tat eine Begebenheit zum Verweilen, höchst lehrreich und ergreifend, ob man die Familie als Ganzes oder Maria im Besonderen betrachtet, ob man an die Jünger denkt (denn Matthäus und Markus zeigen, dass alle undankbar waren, einige sogar unwillig waren), oder an den, dessen dunkler Einfluss so schlecht auf die anderen wirkte, und vor allem, wenn man Ihn sieht und hört, dessen Gnade Marias Herz nach ihrer eigenen Natur und Art formte.
Eine große Volksmenge von den Juden erfuhr nun, dass er dort war; und sie kamen, nicht um Jesu willen allein, sondern um auch Lazarus zu sehen, den er aus den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beratschlagten, auch Lazarus zu töten, weil viele von den Juden um seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten (12,9–11). „Die Juden“ sind, wie oft bemerkt worden ist, nicht nur Israeliten, sondern Menschen aus Judäa, und in ihrer Feindschaft gegen Jesus, wie auch in anderen Dingen, stark unter dem Einfluss der Herrscher. Aber sie sind nicht die Herrscher, und man sieht den Unterschied in diesen Versen deutlich. Die große Menschenmenge schien jedoch ebenso sehr von Neugierde wie von besseren Motiven beeinflusst zu sein. Lazarus zu sehen, der von den Toten auferweckt worden war, ist eine ganz andere Sache als Gott zu glauben. Dennoch gab es bei einigen Echtheit; und daher die tiefere und vorsätzliche Bosheit der Hohenpriester, weil viele der Juden sie verließen und an Jesus glaubten.
Maria hatte die Stellung des Herrn keineswegs falsch verstanden. Die Krise stand vor der Tür. Vollkommen verstand Er, wohin jeder Strom fließt; Er wusste, was im Menschen, im Satan und in Gott war, und dass, während die Bosheit des Geschöpfes sich in rebellischem Hass bis zum Äußersten zeigen würde, Gott noch weiter gehen würde in erlösender Liebe, aber auch in seinem feierlichsten Gericht über die Sünde. Wie wenig konnte ein Herz von dieser moralischen Herrlichkeit noch ahnen! Und doch wurde Marias Zuneigung von Gott geleitet, um die Feindschaft zu erahnen, die sich schnell und unbarmherzig gegen den erhob, der mehr denn je die Huldigung und Liebe ihres Herzens besaß.
Aber das letzte Zeugnis muss völlig gegeben werden. Jesus hatte sich bereits als Sohn Gottes in Macht gezeigt, indem Er Lazarus aus dem Grab auferweckte, in dem Er wie als ein Toter im Grab gelegen hatte: ein für das Johannesevangelium charakteristisches und eigentümliches Zeugnis. Die Menschen haben Einwände erhoben, die nur ihre eigene geistige Unfähigkeit beweisen; denn hier passt es genau, wie sonst nirgendwo, und es war auch der richtige Ort und die richtige Zeit. Alles war göttlich angeordnet.