Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er aber antwortet und spricht zu ihm: Du sagst es (15,2).
Es war sein gutes Bekenntnis. Es war die Wahrheit; und Er kam, um die Wahrheit zu bezeugen, die besonders im Johannesevangelium erwähnt wird, wo wir nicht nur haben, was Christus gemäß der Prophezeiung war, noch was Er als der Knecht und große Prophet war, der den Willen Gottes tat und der Not der Menschen diente, sondern was Er in seiner eigenen persönlichen Herrlichkeit war. Christus allein ist die Wahrheit im vollsten Sinn, nur dass der Heilige Geist auch „Wahrheit“ genannt wird (1Joh 5,6), als die innere Kraft in dem, der glaubt, um die Offenbarung Gottes zu erfassen und zu verwirklichen.
Aber Gott als solcher wird niemals die Wahrheit genannt. Jesus ist die Wahrheit. Die Wahrheit ist der Ausdruck dessen, was Gott ist und was der Mensch ist. Derjenige, der objektiv die Wahrheit ist, muss sowohl Gott als auch Mensch sein, um die Wahrheit über sie zu offenbaren. Es wird auch nie gesagt, dass der Vater die Wahrheit ist, sondern Christus, der Sohn, das Wort. Er ist nicht nur Gott, sondern der ganz besondere, der Gott bekanntmacht; und, da Er Mensch ist, konnte Er den Menschen bekanntmachen – ja, da Er beides ist, konnte er alles bekanntmachen. So wissen wir nie, was das Leben ist, außer in Christus, und wir wissen nie, was der Tod ist, außer in Christus. Wiederum, wer kennt jemals die Bedeutung des Gerichts richtig, außer in Christus? Wer kann abschätzen, was der Zorn Gottes ist, außer in Christus? Wer kann sagen, was die Gemeinschaft mit Gott ist, außer in Christus? Es ist Christus, der uns zeigt, was die Welt ist; es ist Christus, der uns zeigt, was der Himmel ist, und im Gegensatz dazu, was die Hölle sein muss. Er ist der Erlöser aus der Verdammnis, und Er ist es, der aus seiner eigenen Gegenwart in sie hineinstößt (Off 20,11‒15).
So bringt Er alles zum Vorschein, wie es ist, auch das, was Ihm selbst am meisten widerstrebt – die Macht und den Charakter des Satans, bis hin zu seiner letzten Form, dem Antichrist. Er ist das Maß dessen, was Juden und Heiden in jeder Hinsicht sind. Das ist es, was einige antike Philosophen über den Menschen zu denken pflegten. Sie sagten, wenn auch fälschlicherweise, dass der Mensch das Maß aller Dinge ist. Genauso ist es mit Christus, dem Menschen und Gott in einer Person. Er ist das Maß aller Dinge, obwohl er unermesslich über ihnen steht, weil Er der höchste Gott ist, so wie der Vater und der Heilige Geist auch.
Hier aber, vor Pilatus, bekennt unser Herr einfach die Wahrheit dessen, was Er nach jüdischer Erwartung war.
Bist du der König der Juden? Er aber antwortet und spricht zu ihm: Du sagst es (15,2).
Das war alles; mehr hatte Er hier nicht zu sagen. Die Hohenpriester beschuldigten Ihn vieler Dinge, aber Er antwortete nichts. Er war nicht da, um sich zu verteidigen, sondern um zu bekennen, wer und was Er war.