Behandelter Abschnitt Mk 14,26-31
Der Herr warnt die Jünger nun nicht nur vor dem, was über Ihn kommen sollte, sondern auch davor, wie es sie treffen würde.
Ihr werdet alle Anstoß nehmen, denn es steht geschrieben: „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden“ (14,27; vgl. Sach 13,7).
Das Kreuz hat seine Seite der Schande und des Schmerzes und der Gefahr für uns, wie auch der Erlösung durch den, der dort unsere Sünden trug. Aber hier ist es die Art und Weise, in der es sie erproben und nicht erlösen würde, von der der Heiland spricht. Zerstreut das mächtige Werk des Leidens für unsere Sünden, das Sühnopfer, die Schafe? Ist es nicht im Gegenteil die einzige gerechte Grundlage, auf der sie versammelt werden? Aufgrund des Todes Christi für unsere Sünden werden die Schafe, anstatt zerstreut zu werden, zu einer Einheit versammelt, sogar mit anderen Schafen als denen, die Christus in der jüdischen Herde hatte, damit es eine Herde und einen Hirten gibt (Joh 10 und 11).
Aber das Schlagen des Hirten drückt seine völlige Erniedrigung als Messias aus, weggetan und nichts habend (Dan 9,26). „Ich werde schlagen“ und so weiter bezieht sich darauf, dass Gott den Herrn die Realität seiner Verwerfung und seines Todes spüren lässt. Zweifellos wurde damit Sühnung geleistet. „Schlagen“ ist ein allgemeinerer Begriff; und obwohl Christus die Strafe von Gott annimmt, waren es buchstäblich seine Feinde, die die Tat vollbrachten, und so wurden sie zu Gegenständen des Gerichts Gottes, wie in Psalm 69. Das Schlagen war sozusagen der Verlust; die Sühnung war der Gewinn von allem. Nun war das, was eigentlich Sühnung oder Versöhnung war, nicht die reine, wenn auch überaus wertvolle Handlung des Todes Christi. Natürlich war der Tod dafür ebenso notwendig wie für andere Gegenstände in den Ratschlüssen Gottes; aber es ist das, was Jesus von und mit Gott durchgemacht hat, als Er zur Sünde gemacht wurde – es ist das, was Er für unsere Sünden erlitten hat, nicht nur am Leib, sondern auch an der Seele, unter dem Zorn Gottes, worauf die Sühnung beruht.
Viele außer Jesus sind gekreuzigt worden, aber die Sühnung wurde dort in keiner Weise gewirkt. Viele haben um der Wahrheit willen im Leben und bis zum Tod schreckliche Qualen erlitten, aber sie wären die ersten gewesen, die die Lüge verabscheut hätten, dass ihre Leiden mehr für sie selbst als für andere gesühnt hätten. Viele Gläubige haben gewusst, was es heißt, von Gott „geschlagen“ und verwundet zu werden, wie derselbe Psalm bezeugt. In der Tat war dies mehr oder weniger die Stelle der Diener Gottes, den Propheten, und von gerechten Männern von Zeit zu Zeit in Israel, die ihre Bedrängnis und Verfolgung, was auch immer sie war, von Gott und nicht von Menschen annahmen. Diesen Platz nahm der Herr selbst in vollem Umfang ein, denn in allen Dingen muss Er den Vorrang haben. Er vollbrachte nur die Sühnung, aber Er kannte jedes Leid, das ein vollkommener Mensch, der Sohn Gottes, ertragen konnte. Das Schlagen dessen, der der Hirte war, das Haupt nicht nur der Schafe, sondern auch der Propheten, die der Herr für Israel erweckt hatte, bezieht sich auf das völlige Wegtun, das Ihm am Kreuz widerfuhr; aber die Bedeutung dessen empfand Er nicht nur im Voraus, sondern es war gerade das, was vor dem Kreuz hervorgerufen wurde. Da war weit mehr als die Sühnung. Er erkannte in seiner Seele den ganzen Zustand, in dem sich das Volk Gottes befand, und seine eigene völlige Verwerfung durch die Sünde und Torheit des Menschen und die Bosheit Satans.
Die Auswirkung dieser ganzen Erniedrigung des Erlösers, noch bevor sie am Kreuz vollendet war, war die Zerstreuung der Jünger: „die Schafe werden zerstreut werden“. Sie stolperten und flohen in der Nacht, bevor der Schlag tatsächlich auf ihren Meister herabfiel. Sie verstanden die Sache nicht, genauso wenig wie einige jetzt die Schriftstellen verstehen, die davon sprechen, obwohl der Grund der Schwierigkeit ein ganz anderer ist. Sie konnten nicht begreifen, warum der Messias so behandelt werden sollte, und wie Gott das zulassen konnte. Denn es ist klar, dass Christus alles von Gott (nicht vom Menschen) angenommen hat und Ihm alles zugerechnet wurde. Der Glaube betrachtet niemals, dass die Trübsale aus dem Staub entspringen, sondern sieht in allem die Hand unseres Vaters, wie schändlich und grausam es auch sein mag, wenn man die Ausführenden in der zweiten Reihe ansieht.