Behandelter Abschnitt Mt 24,20-21
Man hat versucht, darin die Warnung zu finden, auf die hin einige nach Pella flohen, nachdem der römische Leutnant die Stadt umzingelt hatte und bevor sie unter dem siegreichen Feldherrn endgültig geplündert wurden. Aber das kommt daher, dass man Lukas 21,20-24 mit Matthäus 24,15-21 verwechselt, obwohl sie nachweislich verschieden sind, trotz einer gewissen Ähnlichkeit zwischen ihnen. Es fiel durchaus in den Bereich, der dem großen Evangelisten der Heiden vom Geist gegeben wurde, die vergangene römische Belagerung sowie die gegenwärtige Vorherrschaft der Nationen zu erwähnen, die Jerusalem zertreten, bis ihre Zeit erfüllt ist. Matthäus hatte jedoch seine eigene Aufgabe, die große zukünftige Krise zu beschreiben, zumindest ab Vers 15. Und es ist offensichtlich, dass der Gräuelgötze an der heiligen Stätte sich weit von den Heeren unterscheidet, die Jerusalem umzingeln, so dass nach dem Abzug des Cestius Gallus reichlich Platz für den gemächlichen Abzug aus der bedrohten Stadt war (ja, für die am meisten behinderten und gebrechlichen beiderlei Geschlechts, damit sie gehen konnten). Ich schließe daraus, dass unser Herr uns bei Matthäus das gibt, was sich auf die Zeit des Endes bezieht; bei Lukas das, was sich auf die Vergangenheit bezieht, und auch auf die Gegenwart, oberflächlich gesehen auf die Zukunft. Matthäus konnte zum Beispiel nicht wie Lukas davon sprechen, dass Jerusalem von den Nationen zertreten wird, weil er sich hier nur mit der Drangsal beschäftigt, die der Segnung und Befreiung Israels unmittelbar vorausgehen. Lukas beschreibt sowohl eine frühere als auch eine spätere Zeit der Drangsal: Matthäus beschränkt sich ab Vers 15 auf diese letztere Zeit.
Betet aber, dass eure Flucht nicht im Winter stattfinde noch am Sabbat; denn dann wird große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nichtwieder sein wird (24,20.21).
Wie rücksichtsvoll ist der Herr! Und wie sicher können seine Jünger an jenem Tag mit seiner Fürsorge rechnen, dass ihre Bitten erhört werden, so dass, so dringend ihre Flucht auch sein mag, weder die ungünstige Jahreszeit noch der Tag der jüdischen Ruhe sie daran hindern wird! Hier ist wieder ein weiterer Beweis dafür, dass nicht die Christen, sondern seine jüdischen Nachfolger gemeint sind. So heilig der Sabbat auch ist, ich zögere nicht zu sagen, dass der Tag des Herrn, mit dem die Versammlung zu tun hat, auf einer größeren Heiligkeit beruht. Der Gläubige muss sich nun hüten, einerseits den Sabbat mit dem Tag des Herrn zu verwechseln und andererseits anzunehmen, dass der Tag des Herrn, weil er nicht der Sabbat ist, deshalb zu einem selbstsüchtigen oder weltlichen Zweck genutzt werden kann. Der Sabbat ist das heilige Gedächtnis der Schöpfung und des Gesetzes, wie der Tag des Herrn der Gnade und der neuen Schöpfung in der Auferstehung des Heilands ist. Als Christen sind wir weder von der alten Schöpfung noch unter dem Gesetz, sondern stehen auf dem völlig anderen Grund des gestorbenen und auferstandenen Christus. Der Sabbat war als letzter Tag der Woche für den Menschen und den Juden, ein reiner Ruhetag, der mit dem Ochsen und dem Esel geteilt werden sollte. Das ist nicht die christliche Ordnung, die die Woche mit dem Herrn beginnt, Ihm das Beste in der Anbetung gibt und frei ist, inmitten der Sünde und des Elends der Welt bis zum Äußersten für Ihn zu wirken.