So wird der Tod Christi in diesem Gleichnis nicht wie im Ratschluss Gottes gesehen, sondern als der Höhepunkt der Sünde des Menschen und die letzte Erprobung seiner Verantwortung. Ob Gesetz oder Propheten oder Christus, alles war vergeblich, nicht weil Gottes Anspruch nicht gerecht war, sondern weil der Mensch – ja, der begünstigte Mensch, mit jeder erdenklichen Hilfe – hoffnungslos böse war. In dieser Hinsicht hatte die Verwerfung des Messias die ernsteste Bedeutung; denn sie bewies unwiderlegbar, dass der Mensch, der Jude, keine Liebe zu Gott hatte, der ihn gesegnet hatte. Er war nicht nur böse und ungerecht, sondern er konnte die vollkommene Liebe und Güte in der Person Christi nicht ertragen. Hätte es einen Funken göttlichen Lichts oder göttlicher Liebe im Herzen der Menschen gegeben, hätten sie den Sohn geehrt. Doch jetzt zeigte sich der volle Beweis, dass der natürliche Mensch hoffnungslos verdorben ist. Die Gegenwart einer göttlichen Person in Liebe und Güte, eines Menschen unter den Menschen, war nur die letzte Gelegenheit, Gott selbst den bösartigsten und beleidigendsten Schlag zu versetzen. Mit einem Wort, der Mensch wurde nun als verloren erwiesen. Danach erklärt Er: „Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet hätte, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie keinen Vorwand für ihre Sünde. Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie gesehen und doch gehasst sowohl mich als auch meinen Vater“ (Joh 15,22‒24). Der Tod Christi war der große Wendepunkt in den Wegen Gottes mit dem Menschen; die moralische Geschichte des Menschen, im wichtigsten Sinne, endet dort.
Jesus spricht zu ihnen: Habt ihr nie in den Schriften gelesen: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden. Von dem Herrn her ist er dies geworden, und er ist wunderbar in unseren Augen“ (21,42).