Was wird durch den Unterschied gelehrt? Es ist offensichtlich, dass der Heilige Geist bei Matthäus besonders das jüdische Volk im Blick hat, während der Herr bei Lukas besonders die Heiden vor sich hat. Sie verstanden, dass es ein großes Reich gab, das Gott im Begriff war, aufzurichten, und das dazu bestimmt war, alle ihre Reiche zu verschlingen. Bei den Juden, die bereits mit dem Wort Gottes vertraut waren, ging es vor allem darum, zu verstehen, was Gott lehrte – was die Selbstgerechtigkeit niemals versteht. Man könnte angefochten werden, wenn man zu einem Juden sagte: Du glaubst nicht, was Jesaja sagt; und es kam die ernste Frage: Verstehst du es? Aber für den Heiden, der die lebendigen Aussprüche nicht hatte, war die Frage, anstatt seine eigene Weisheit aufzustellen, zu glauben, was Gott sagte; und das ist es, was wir bei Lukas haben. Bei Matthäus, der zu einem Volk spricht, das das Wort schon hatte, ging es vor allem darum, es zu verstehen. Das taten sie aber nicht. Der Herr zeigt, dass sie zwar mit den Ohren hörten, aber nicht mit dem Herzen verstanden. Dieser Unterschied ist, wenn er mit den verschiedenen Ideen und Zielen der beiden Evangelien verbunden ist, gleichermaßen interessant und lehrreich.
Sooft jemand das Wort vom Reich hört und nicht versteht (13,19).
Eine weitere ernste Wahrheit lernen wir daraus: Das große Hindernis für das geistliche Verstehen sind religiöse Vorurteile. Die Juden wurden beschuldigt, nicht zu verstehen. Sie waren keine Götzendiener oder offene Ungläubige, aber sie hatten ein religiöses System im Kopf, in dem sie von Kindheit an geschult worden waren, was ihr Verständnis für das, was der Herr brachte, verdunkelte. So ist es auch jetzt. Aber unter den Heiden, obwohl der Zustand moralisch böse ist, kann in der unfruchtbaren Wüste das Wort Gottes frei gesät werden, und durch Gnade wird es geglaubt. Das ist nicht der Fall, wo die Menschen in Verordnungen und Aberglauben erzogen worden sind: Dort ist die Schwierigkeit, das Wort zu verstehen.