Behandelter Abschnitt Mt 11,29-30
Das ist vollkommene Gnade, ohne irgendeine Einschränkung. Der Jude bekommt nicht den vordersten Ehrenplatz. Aber: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen“ – Jude oder Nichtjude, das spielt keine Rolle. Seid ihr unglücklich? Kannst du keinen Trost finden? „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich will euch Ruhe geben.“ Es gibt keine Bedingung oder Vorzüge, wenn die Bedürftigen nur zu Ihm kommen. In Johannes heißt es: „Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37). Das ist der Beweis für das Ziehen durch den Vater – dass ich zu Jesus gehe. Es ist im Johannesevangelium der Sohn des Vaters, denn die Gnade wird immer dort am vollsten und freiesten gefunden, wo der Sohn in seiner ganzen Herrlichkeit vorgestellt wird.
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht (11,29.30).
Die Gnade überlässt den Menschen nicht dessen eigenem Willen, sondern befähigt das Herz, das sie empfängt, den Willen Gottes zu begehren. Nachdem unser Herr gesagt hat, „und ich werde euch Ruhe geben“, fügt er hinzu: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“ Beachte den Unterschied: In Vers 28 heißt es: „Kommt her zu mir, ... und ich werde euch Ruhe geben“– das ist reine Gnade für die bedürftige Seele, die nichts als ihre Sünden mitbringen kann; wenn es jedoch heißt: „Nehmt auf euch mein Joch ..., und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“, spricht Er von der Unterordnung unter Ihn, und die Wirkung ist, dass wir Ruhe finden für unsere Seelen. Wenn der Sünder in seiner Erbärmlichkeit zu Jesus kommt, gibt ihm der Heiland Ruhe –„ohne Geld und ohne Kaufpreis.“ Aber wenn dieser Mensch nicht auf den Wegen Christi weitergeht, wird er unglücklich und verliert den Trost, den er anfangs hatte. Warum? Er hat das Joch Christi nicht auf sich genommen. Die Bedingungen, unter denen der Herr dem Sünder Ruhe gibt, sind: Komm zu mir, so wie du bist. Die Bedingungen, unter denen der Gläubige Ruhe findet, sind: Nimm mein Joch auf dich und lerne von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. Der Herr hält seine moralische Regierung über sein Volk, und sie sind unruhiger als alle anderen, wenn sie Christus nicht unterworfen sind. Sie können weder Ihn noch die Welt genießen. Wenn ich einen solchen Heiland gefunden habe, aber sein Joch nicht trage, dann will Gott nicht, dass ich glücklich bin. Alles andere ist ein falsches Glück.