Behandelter Abschnitt Mt 2,10-11
In Matthäus ist ganz Jerusalem von der Nachricht von der Geburt des Messias beunruhigt, während Fremde aus der Ferne kommen, um dem König der Juden zu huldigen. Sie hatten seinen Stern gesehen. Sie wussten, dass es der verheißene König war, und nun sind sie gekommen, um ihn anzubeten. Sie kommen in Jerusalem an. Als sie die Stadt wieder verlassen und auf dem Weg nach Bethlehem sind, werden sie erneut von Gott ermutigt. Der Stern, den sie zuvor im Osten gesehen hatten, erschien ihnen wieder und ging vor ihnen her, bis er kam und über dem Ort stehenblieb, wo das Kind war, zu ihrer großen Freude (V. 10).
Das ist ein klarer Beweis dafür, dass der Stern sie nicht während des ganzen Weges begleitet hatte. Wir werden es in unserer eigenen Erfahrung bestätigt finden, dass wir dort, wo wir ohne besondere Erscheinungen handeln, alles so vorfinden, wie es nötig ist. Gott kümmert sich immer besonders um die, die dem Licht treu sind, und wenn es noch so wenig ist. Nichts ist hingegen für Ihn verabscheuungswürdiger als große Anmaßungen des Lichts, ohne ein Herz für das wahre Licht, das Christus ist.
Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm; und sie taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gaben dar: Gold und Weihrauch und Myrrhe (2,11).
Die Huldigung galt nicht Maria, sondern sie huldigten Ihm. Sie erkannten Ihn als arme Fremde an, deren größte Ehre es war, Ihn zu kennen.
All das geht an Jerusalem vorbei. Ein unrechtmäßiger König war dort, dort herrschte ein Edomiter. So wie bei der Wiederkunft Christi auf die Erde ein falscher König in Jerusalem unter dem Einfluss der westlichen Mächte und in Verbindung mit den religiösen Oberhäuptern Israels sein wird, so war es auch bei seinem ersten Kommen. Alle waren weit davon entfernt, Jesus anzuerkennen.
Wir können beobachten, dass Joseph hier wie in Kapitel 1 immer die Hauptperson ist. Die Erscheinung in Vers13 galt Joseph.
Bei Lukas haben wir eine ganz andere Reihenfolge der Ereignisse. Hier geht es nicht so sehr um die Frage, ob Er als König anerkannt ist, obwohl Er ein König war, sondern hier sehen wir Ihn in einem niedrigen Zustand. Die Personen, die Ihn anerkennen, sind jüdische Hirten, denen die Nachricht vom Himmel her verkündet wurde. Die himmlischen Heere sprechen– ihre Herzen erfreuen sich an den Wegen Gottes, an dem Heiland –, denn so war Er ihnen verkündet worden: „... denn euch ist heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr. Und dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend“ (Lk 2,11.12). Dies war der Anfang des Lebens unseres hocherhobenen Herrn hier auf der Erde. Das fand offensichtlich unmittelbar nach seiner Geburt statt. Die Huldigung der Magier war lange danach. Es gibt nicht den geringsten Grund, die beiden Anlässe miteinander zu verwechseln.
Jedes Evangelium ist seinem besonderen Zweck treu. Bei Matthäus geht es um seine königlichen Rechte über Israel und die Heiden. In Lukas haben wir die vollkommene Demut des Erlösers und des Sohnes des Menschen als Heiland von seiner Geburt an. Das Interesse des Himmels an der Geburt des auf der Erde verachteten Christus, des Herrn, und der Armen der Herde, deren Herzen erweckt werden, um den zu empfangen, der gepriesen ist. Es ist der Ausdruck, das Mittel und das Wesen der göttlichen Gnade: „... siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die für ganze Volk sein wird“, damit sind die Juden gemeint. Danach erscheint ein viel größerer Kreis, doch es geht noch nicht über die Juden hinaus. „Dem Juden zuerst“ ‒ wie Paulus es sagt ‒, sie hörten zuerst die Botschaft.
Wie schön stimmen diese verschiedenen Berichte mit den Evangelien überein, in denen sie zu finden sind. In dem einen wird der König, der einige Zeit zuvor geboren wurde, in Bethlehem gesehen, aber niemand heißt Ihn willkommen, außer Fremden aus dem Osten. In Matthäus erfahren wir bis zum Zeitpunkt ihres Kommens nicht die geringste Anerkennung des Heilands. Im Gegenteil, als der erste Hauch dieser Nachricht nach Jerusalem gelangt, waren alle bestürzt. Der König, die Priester, die Schriftgelehrten, sie alle geraten in einen Zustand der Unruhe. Es gab kein Herz für Jesus. Aber Gott wird immer ein Zeugnis haben. Wenn die Juden Ihn nicht haben wollen, so kommen eben die Heiden. Es ist die Gnade, die das bewirkt.
Ungläubige Juden sagen den Weisen, wo der König geboren werden soll. Die Weisen handeln sofort entsprechend, und der Herr, der ihnen auf dem Weg begegnet, bringt sie in die Gegenwart des Königs, dem sie ihre Gaben darbringen. Er ist der Messias Israels, doch Er wird von Israel von seiner Geburt an verworfen. Jerusalem hat einen falschen König und kümmert sich nicht darum, Ihn zu empfangen. Solche, die man wie Hunde verachtete, die die Juden selbst in den ersten Lektionen der Prophezeiungen belehren mussten, haben die Ehre, die Ansprüche des Messias wahrhaftig anerkennen zu können.
Nichts könnte demütigender sein! Der Messias ist gekommen und wird von den Enden der Erde anerkannt, aber von seinem eigenen Volk wird Er verachtet und verworfen: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an“ (Joh 1,11).Dazu haben wir Beweise in Matthäus von Anfang an. Und weil das so war, war es wichtig, dass Israel Ihn erkennen sollte. Hier können sie es von dem ersten Evangelisten lernen, dass es nicht an einem Mangel an Beweisen vonseiten Gottes liegt.
Woher wussten diese Heiden es? Und wo waren während der ganzen Zeit die Juden, dass sie ihren eigenen Messias nicht erkannten? Es war eine schreckliche Geschichte, denn die Wahrheit war das Absonderlichste in ihren Ohren. So ist immer der Weg Gottes: Er gibt ein Zeugnis, aber der Mensch will es nicht hören, weil es von Gott ist. Die Person Christi zu erkennen, das war das Problem. Aus der Schrift zu erkennen, dass ihr König in Bethlehem in Juda geboren werden sollte, war eine einfache Sache. Das stellte weder das Gewissen noch das Herz auf die Probe. Aber zuzugeben, dass der, den man nicht beachtete und den man verachtete, das Kind Marias und der Erbe Josephs, der Messias war, das war in der Tat hart für das Fleisch.