Behandelter Abschnitt Sach 11,7-9
Die Krise bringt eine bemerkenswerte Unterströmung zum Vorschein. Was lag zu Grunde? Und wie kann man einen solchen Zustand erklären? Der Prophet fährt dementsprechend in einer symbolischen Methode, die uns dieselbe Hand und dasselbe Verständnis zeigt wie der frühere Teil des Buches, in dem es davon wimmelt, damit fort zu erklären, wie es dazu kam. Wie wir zuvor bei Josua und Serubbabel gesehen haben, so personifiziert der Prophet nun zuerst den Messias und dann den Antichrist. Von Vers 7‒14 verkörpert er Christus; von Vers 15 bis zum Ende verkörpert er den Antichrist, wie er angewiesen wurde. „Und ich nahm mir zwei Stäbe: den einen nannte ich ,Huld‘, und den anderen nannte ich ,Verbindung‘, und ich weidete die Herde“ (V. 7b). Diese Stäbe stehen für die Autorität, die eigentlich dem Messias gehört. Den ersten Stab bricht Er in Vers 10. Dies geschieht im Hinblick auf den furchtbaren Zustand der Juden. „Und ich vertilgte drei Hirten in einem Monat. Und meine Seele wurde ungeduldig über sie, und auch ihre Seele wurde meiner überdrüssig“ (V. 8). Es gab keine Sympathie zwischen Christus und denen, die das Volk leiteten oder verführten – die Hirten, wie sie genannt werden, die nicht den christlichen Geistlichen entsprechen, wie die Unwissenden zu glauben geneigt sind, sondern die oberste Regierung des Volkes bezeichnen. „Da sprach ich: Ich will euch nicht mehr weiden; was stirbt, mag sterben, und was umkommt, mag umkommen; und die Übrigbleibenden mögen einer des anderen Fleisch fressen“ (V. 9). Dann nimmt der Herr, der Messias, personifiziert durch den Propheten, seinen Stab, die Huld, und zerbrach ihn, um seinen Bund zu brechen, den Er mit allen Völkern geschlossen hatte. Es ist nicht das Volk Israel, sondern alle Völker, die ebenfalls in Beziehung zu Ihm stehen.
Kurz gesagt, die Verwerfung des Messias machte es unmöglich, alle Völker zu sammeln. Dies scheint eine klare Anspielung auf die große Prophezeiung Jakobs zu sein: „Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen weg, bis Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorchen“ (1Mo 49,10). Durch den Zustand der Juden war es nicht mehr möglich, dieses große und gesegnete Ziel seines Reiches zu erreichen.
So machte es die moralische Unreife der Juden für den Messias unmöglich, die Völker zu sammeln. Ihr Anblick war ihnen zuwider, und in der Tat war Er für sie nicht tragbar. Es gab also keine Grundlage für die Sammlung der Völker. Es konnte nicht stattfinden und musste aufgeschoben, aber nicht aufgegeben werden, außer für den Augenblick. So wurde der Stab Huld zerbrochen, das Bild der Vollmacht Gottes, dieses Ziel jetzt zu verwirklichen. Aber Er wird ihn sicher für alle Völker einsetzen, die Er um Israel versammeln wird, wenn sie sich beugen und ihren Messias erheben. Für eine Zeit verschwindet Er. Der Stab wurde an jenem Tag zerbrochen; und so wussten die Armen der Herde, die auf Ihn warteten, dass es das Wort des Herrn war. Sein Geheimnis ist bei denen, die ihn fürchten.