Behandelter Abschnitt Sach 1,10b-11 „Diese sind es, die der Herr ausgesandt hat, um die Erde zu durchziehen. Und sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt, und sprachen: Wir haben die Erde durchzogen, und siehe, die ganze Erde sitzt still und ist ruhig“ (V. 10b.11).
Ich denke, dass „rot“ symbolisch als Zeichen der Hingabe an Gott verwendet wird, sei es im Gericht oder in Gnade, wie in den rot gefärbten Widderfellen der Stiftshütte, aber auch diese gründeten auf dem Gericht. Derjenige, der auf dem roten Pferd saß, war im Auftrag des Herrn der Vollstrecker seines Gerichts gewesen und benutzte nun Persien als sein Werkzeug, um so zu handeln und so die Juden zu begünstigen.
Dies war die zweite der Weltmächte, und zwei weitere sollten folgen, wie wir hier sehen. Es scheint, dass die Symbole hier eher von den Engeln handeln, die der Herr einsetzt, um zu herrschen, als von den Königreichen selbst, die gesondert folgen. Außerdem ist es klar, dass wir die Verbindung dieser Mächte mit der Geschichte des alten Volkes haben, aber sich dieses Volk jetzt in einem Zustand befand, der auffallend unnormal war. Wir müssen uns daran erinnern, dass sie durch die letzten drei Propheten hindurch nie als das Volk Gottes bezeichnet werden. Dies ist von großer Bedeutung. Sie sind dazu bestimmt, mehr als je zuvor als Volk Gottes gesegnet und erhöht zu werden, aber in der Zwischenzeit werden sie außerhalb der nationalen Beziehung zu Gott gesehen. Sie sollten sein Volk sein, aber sie waren es nicht. Das war ihr damaliger Zustand und ist es heut noch. Nicht, dass Gott aufgehörte, sich um sie zu kümmern: Die Erweckung dieser Propheten nach der Gefangenschaft und vor allem die Sendung des Messias beweisen das Gegenteil.
Aber bedenke, dass undeutliche Vorstellungen darüber vorherrschen, was mit dem „Volk Gottes“ gemeint ist. Die eigentliche Kraft dieses Ausdrucks im Alten Testament wird in den öffentlichen Beziehungen gesehen, die Gott mit ihnen hatte, als Er seinen Namen mit ihnen als seinem aus allen anderen auserwählten Volk identifizierte. Dieses Band wurde zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft zerrissen. Die Juden hörten zu der Zeit auf, offiziell und formell das Volk Gottes zu sein. Das beeinträchtigt in keiner Weise, dass Er Menschen in seiner Mitte hatte, die einen lebendigen Glauben hatten. Es gab solche, die durch die Gnade den Nachkommen der Frau vor dem Ruf des Volkes Gottes oder ihres ersten Vaters Abraham suchten. In der Tat sind wir alle durch die aktuellen Phrasen der modernen religiösen Sprache und auch der alten Theologie tief beeinträchtigt worden. So wird, wenn man vom Volk Gottes spricht, fast immer die Gesamtheit der Gläubigen verstanden. Das ist aber nicht die Bedeutung des Volkes Gottes in der Bibel, schon gar nicht im Alten Testament. Abraham, Isaak, Jakob und die Gläubigen vor ihnen, wie Noah, Henoch, Abel, werden nie das Volk Gottes genannt. Es war eine neue Tatsache, die mit der Berufung Israels begann, das in eine nationale Beziehung zu Gott gesetzt wurde, und zwar mit dem Gesetz, das später ihren Wandel regeln sollte, und einem Heiligtum, einem Ritual und einer Priesterschaft. Dann forderten sie einen König, den Gott ihnen in seinem Zorn gab, weil Er ihn nämlich verwerfen würde.
Und als sie begannen, unter der neuen Regierung zu versagen, und als die Propheten mehr und mehr auf den totalen Ruin des Hauses Davids und die endgültige Annahme des Götzendienstes durch dieses Haus und den treuesten Teil des Volkes, der als Zeuge dagegen aufgestanden war, erhoben wurden, da verloren sie ihren Anspruch. Sie sollten von nun an Lo-Ammi (Nicht-Mein-Volk) sein. Das bedeutet aber keineswegs, dass keine Gläubigen mehr unter ihnen waren. So wie es vorher Gläubige im „Volk Gottes“ gab, so gab es auch danach solche. Kurzum, Gläubige in der Mitte zu haben, ist etwas ganz anderes, als das Volk Gottes zu sein: Sonst wären ja alle Völker so. Wohingegen es höchstens auf die Christen jetzt zutreffen kann, während Israel beiseitegesetzt ist; und streng genommen scheint es in der Schrift nur auf den Teil der Juden angewendet zu werden, der glaubt, während der Rest den Messias ablehnt. Vergleiche Römer 9 und 1. Petrus 2, obwohl das Prinzip natürlich für alle gilt, die auf seinen Namen getauft sind.
In diesen drei Propheten finden wir also diesen für einen Juden höchst ernsten Zustand vorgestellt, als sie nicht mehr das Volk Gottes waren, und es hätte für diejenigen, die das missverstanden, die Gefahr entstehen können, zu befürchten, dass Gott sich nicht mehr um sie kümmerte, weil Er ihren ehrenvollen Anspruch wegnahm und nicht mehr in ihrer Mitte wohnte, wie Er es einst getan hatte. Dies wäre ein fataler Irrtum gewesen. Daher finden wir besonders in Sacharja die beiden Tatsachen klar aufgezeigt: erstens inwieweit Gott die äußeren Mächte der Welt benutzte oder anerkannte, und zweitens wie das Verhältnis seines Volkes in einer Zeit war, in der Er es nicht öffentlich als seine Volk besitzen konnte. Der Prophet zeigt uns, dass alles zum Wohl derer wirkt, die Ihn lieben – ein Prinzip, das im Alten Testament ebenso wahr ist wie im Neuen, das aber viel Feingefühl erfordert, es richtig anzuwenden, vor allem beim Studium der alten Aussprüche Gottes, da hier eine andere Beziehung besteht als bei uns.
Aber auf den ersten Blick haben wir jemanden, der beweist, dass Er besonders an dem zurückgekehrten Überrest interessiert ist. Es ist offensichtlich, dass das Licht seines Wortes unter den neuen Umständen, unter denen man dies vielleicht für unmöglich gehalten hätte, von neuem gewährt wurde. Wir hören es von Haggai; wir haben neue Beweise in den Visionen von Sacharja. Gott würde alles im Hinblick auf eben dieses Volk ordnen, nachdem es völlig untreu geworden war. Und diese verschiedenen Geister (Pferde) gehen aus und erfüllen den Auftrag Gottes, nicht in der Öffentlichkeit, sondern auf eine Weise in seiner Vorsehung, die Er den Juden als Zeichen seiner wirklichen Fürsorge für sie bekanntmacht. Er möchte, dass sie sich Ihm anvertrauen. Sie konnten jetzt nicht mehr im formellen Sinn sein Volk genannt werden, aber diejenigen, die diesen Titel verloren hatten, wurden dennoch in seinem gnädigen Bewusstsein der Fürsorge erhalten, da sie diesen Anspruch sicherlich nach und nach auf eine bessere Weise wieder verliehen bekommen werden. So ist die Lage der Dinge bei Sacharja, wie es der Zweck seiner Prophezeiung war, sie bekanntzumachen. Daher war die einleitende Vision von sehr großer Bedeutung, ebenso wie die moralische Vorrede, die wir uns nun näher angesehen haben.