Und das bedrängte und arme Volk wird „zum Namen des Herrn Zuflucht nehmen.“ Genau das sind die Fehler, für die sie während ihres leidvollen und oft verfolgten Aufenthalts unter den Heiden so berüchtigt gewesen sind. Betrug hat den Juden in seinem Exil besonders gekennzeichnet: Er ist der Charakter eines niedergeworfenen Volkes. Die, die die Dinge auf ihre Weise haben, können sich eine Art von Ehrlichkeit nach dem Fleisch leisten, aber im Fall von Menschen, die seit langer Zeit gejagt und vernichtet wurden und das Ziel beispielloser Vergewaltigung und Grausamkeit waren, wie die armen Juden, war das nicht verwunderlich. Wo die Gnade in Christus nicht bekannt ist, bringt die Verfolgung diese Art von Betrug im Reden hervor, wie auch Ungerechtigkeit in manch anderer Weise. Doch die Veränderung besteht bevor und wird hier angekündigt:
Der Überrest Israels wird kein Unrecht tun und keine Lüge reden, und in ihrem Mund wird keine Zunge des Truges gefunden werden; denn sie werden weiden und lagern, und niemand wird sie aufschrecken (3,13).
Es wird die Beseitigung aller alten Anlässe zur Furcht im Äußeren sein; und sogar vorher wird eine moralische Veränderung durch die Gnade Gottes in ihnen bewirkt worden sein. Es liegt in keinem Fall an äußeren Dingen, das Herz wirklich zu formen. Aber wo der Verstand und das Gewissen verdorben sind, liefern die Umstände Anreize für das Eindringen und die Ausübung des Bösen und verschlimmern es dadurch zweifellos. Andererseits wird der Herr in seiner Barmherzigkeit sein eigenes mächtiges Werk im Inneren wirken, so wie Er auch ihre Widersacher niedermähen wird. So werden sich die Umstände zu ihren Gunsten wenden, und zwar genau dann, wenn der Herr sein großes Werk vollbracht hat. Es wird das sein, was der Herr Jesus „die Wiedergeburt“ nennt (Mt 19,28), wenn die zwölf Stämme Israels unter dem Sohn des Menschen in mehr als königlicher Herrlichkeit richten und gesegnet werden sollen. Denn wir müssen uns daran erinnern, dass „Wiedergeburt“ nicht, wie gemeinhin angenommen wird, eine subjektive Veränderung oder eine neue Natur bedeutet, die wie bei der neuen Geburt gegeben wird, sondern eine gesegnete Stellung, in die wir jetzt durch göttliche Macht in Christus gebracht werden, oder die nach und nach öffentlich errichtet wird, wenn Er in Herrlichkeit kommt. Sie ist jetzt natürlich dem Glauben bekannt, ist aber nicht so sehr das innere Werk des Geistes, sondern vielmehr der neue Ort, den wir durch die Auferstehung kraft seines Todes betreten.
Daher lesen wir, dass wir durch die Waschung der Wiedergeburt errettet werden (Tit 3,5; vgl. 1Pet 3). Es ist nicht nur so, dass wir wiedergeboren sind, sondern wir haben das Alte hinter uns gelassen und sind nun eine neue Schöpfung. Das setzt natürlich die neue Geburt voraus, sonst ist es nur eine hohle Form (Joh 3). In den kirchlichen Schriften werden die beiden Dinge als eins gesehen, und auch in den Taufgottesdiensten sehen wir, wie oft derselben Fehler gemacht wird, den die Väter zuerst eingeführt haben. Sie verwechseln immer die neue Geburt und mit der Wiedergeburt. Nur wenige Protestanten haben sich von diesem Irrtum befreit. Aber die nachapostolischen Geistlichen waren die, die den Irrtum eingeführt haben. Die Wiedergeburt geht über die neue Geburt hinaus und setzt einen Übergang in die neue Ordnung Christi voraus, deren Zeichen die Taufe ist. Dementsprechend würde ich sagen, dass alle Gläubigen von Anfang an von neuem geboren waren, aber dass keiner (in diesem einzig wahren Sinn des Wortes) wiedergeboren war, bis nach dem Tod und der Auferstehung Christi, als die christliche Taufe eingesetzt wurde, um diese Wahrheit darzulegen. Sie ist also meines Erachtens nicht weniger, sondern völliger und bedeutsam. Und obwohl viele getauft werden können, die nicht von neuem geboren sind, muss jeder, der wiedergeboren ist (außer in der Form), erst recht von neuem geboren sein. Die Theologen halten wie die Väter daran fest, dass jeder Getaufte von neuem geboren ist, wobei sie die Ausdrücke als austauschbar verwenden. Wenn ein Mensch getauft ist, ist er nach ihrem System wiedergeboren oder von neuem geboren. Es scheint jedoch wahr zu sein, dass die Waschung der Wiedergeburt in Titus 3 sich auf die Taufe bezieht; aber dann, so scheint mir, beweist die Sprache des Abschnitts, dass die Einführung in die völlig neue Ordnung der Dinge in Christus von einer neuen Natur oder einem neuen Leben begleitet wird. Kurz gesagt, setzt die neue Schöpfung ein neues Leben und vieles andere voraus, wobei alles miteinander verbunden ist. „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten“ (V. 4.5). Es ist nicht der Mensch, der bloß in Sünden gestorben ist oder sie zugegeben hat, sondern „errettete er uns ... durch die Waschung der Wiedergeburt“. Wir dürfen die Errettung weder neutralisieren noch abschwächen. Es wäre gefährlich, „errettete er uns“, wie es hier vom Christen gesagt wird, in irgendeinem nur äußeren Sinn zu verstehen.
In der Tat denke ich, dass es ein großer Mangel in der heutigen Zeit ist, dass „Errettung“ ein zu billiges und zu allgemeines Wort ist. Man findet viele Evangelikale, die ständig sagen, dass ein Mensch, der bekehrt ist, errettet ist. Es ist wahrscheinlich ziemlich verfrüht, das zu sagen. Wenn er wirklich bekehrt ist, wird er errettet sein; aber es ist nicht berechtigt zu sagen, dass jeder bekehrte Mensch errettet ist, während er vielleicht noch Zweifel und Ängste hat – das heißt, mehr oder weniger unter dem Gesetz des Gewissens. „Errettet“ bringt jemanden aus jedem Gefühl der Verurteilung heraus – bringt einen bewusst frei zu Gott in Christus, nicht nur vor Gott mit dem ernsten Wunsch nach Gottseligkeit. Jemand ist nicht bekehrt, wenn er nicht im Gewissen zu Gott gebracht ist; aber dann könnte man in diesem Zustand umso elender und fast verzweifelt sein. Erlaubt uns die Schrift, einen solchen Menschen „errettet“ zu nennen? Gewiss nicht. Wer gerettet ist, wie hier bei Titus, ist jemand, der durch den Glauben gerechtfertigt ist und Frieden mit Gott hat (Röm 5). Es scheint also, dass die Unterscheidung zwischen dem, was manche „sicher“ und „gerettet“ nennen, durchaus richtig und sogar hilfreich ist. Nicht, dass die, die sicher sind, verlorengehen könnten, sondern dass sie noch nicht aus allen Schwierigkeiten heraus in die Ruhe der Seele durch den Glauben gebracht sind. Dann sind sie nicht nur sicher, sondern auch gerettet.
Andererseits ist es eindeutig nicht möglich, dass ein bekehrter Mensch verlorengehen kann, denn das Leben ist ewig. Man kann erleuchtet sein und sogar Heiligen Geistes teilhaftig sein und doch verlorengehen (Heb 6). Eine solche Aussage mag einige überraschen; aber das ist die unmissverständliche Bedeutung in Hebräer 6. Kein Gläubiger braucht sich im Geringsten zu fürchten, zum Wort Gottes zu stehen. Es ist sozusagen nichts anderes, als das zu wiederholen, was die Schrift sagt. Es ist eine andere Sache, ob wir den Menschen helfen können, das zu verstehen. Möge die Wahrheit noch so klar und sicher sein, bei manchen wird es nicht immer gelingen. Es ist leicht genug, die Schrift dafür anzuführen, was ausreichend sein sollte.
Daher ist es ein Fehler, jeden Menschen als errettet zu betrachten, der nicht durch unseren Herrn Jesus in eine glückliche Beziehung zu Gott gebracht wird. So war, um ein Beispiel aus der Schrift zu nennen, Kornelius offensichtlich bekehrt und kein bloßer Selbstgerechter, bevor Petrus zu ihm ging; aber er war gewiss nicht errettet, bis Petrus das Wort predigte, das er und sein Haus als frohe Botschaft Gottes aufnahmen (Apg 10). Daraufhin wurden sie nicht von neuem geboren, sondern sie empfingen den Heiligen Geist; und wer konnte das Wasser der Taufe verbieten? Sie wurden gerettet.
Das ist meiner Meinung nach die ganze Angelegenheit. Es ist nicht der Unterschied zwischen der Erweckung und der Bekehrung, die nur einer von verschiedenen Aspekten der gleichen Wahrheit ist. Die Erweckung betrifft den Menschen, und die Bekehrung ist eine Hinwendung zu Gott; aber die erweckte Seele ist bekehrt, und die bekehrte Seele ist erweckt. Solche Unterscheidungen mögen wahr genug sein, erfordern aber eine feinfühligere Behandlung, als sie allzu oft erfahren; denn wer sie richtig behandeln könnte, würde es kaum für werthalten. Da sie keinen praktischen Wert für den Menschen oder den Herrn haben und keinen besonderen Bezug zum Wort Gottes, sollten sie vermieden werden. Es scheint mir eine Bagatelle für den Menschen zu sein, sich damit zu beschäftigen. Man sollte sich fast dafür entschuldigen, dass man so viel über diese Sache sagt, doch ich tu das vor allem, um alle davor zu warnen, und besonders die, die jung im Genuss der Wahrheit sind, ihren Verstand mit Schattierungen von Unterscheidungen zu beschäftigen, die keinerlei Festigkeit in sich haben. Wo immer das Wort aufgenommen wird, da ist Bekehrung oder Hinwendung zu Gott, und da muss Leben sein, damit dies wirklich ist, nicht die bloße Anstrengung der Natur.
Wenn es Leben gibt, müssen sie sich gewiss zu Gott wenden. Es muss sein, dass das Leben in einem schwachen Zustand ist, wenn die Hinwendung zu Gott nicht offenbar ist. Wir können nicht behaupten, dass Leben vorhanden ist, wenn es nicht eine offenbare Hinwendung zu Gott gibt. Wir dürfen hoffen, dass Leben und Bekehrung da sind; aber es muss als ernst empfunden werden, wenn in einer solchen Frage etwas zweideutig ist, was die Seele betrifft. Es ist gefährlich, übermäßig sanguinisch zu sein oder unbegründete Hoffnungen zu hegen, obwohl nichts uns entschuldigt, die Seelen zum Zweifel zu ermutigen. Ungewissheit ist hier ein erbärmlicher Zustand; aber das schwächste Verlangen zu Gott hin ist keine Sache, die man unterdrücken sollte. Es ist richtig, die Seele trotz dieses Zustandes zu fördern, zu bitten und zu warnen, wenn sie so durch ihre Schwierigkeiten hindurchkommen kann.
Die einzige Bemerkung, die ich noch über „Bekehrung“ machen möchte, ist, dass die Schrift es nicht nur für die erste Hinwendung zu Gott verwendet, sondern für eine erneute Hinwendung zu Ihm, wenn man ausgerutscht ist. Das ist eigentlich der Hauptunterschied zwischen Bekehrung und Erweckung. Die Erweckung kann nur einmal erfolgen, aber die „Bekehrung“ kann wiederholt werden. Das ist zwar überhaupt nicht der Sprachgebrauch, aber die Tatsache, dass die Schrift das Wort sowohl für die Hinwendung zu Gott als auch für die Umkehr verwendet, wenn man sich von Ihm entfernt hat. Das heißt, es schließt das ein, was wir Wiederherstellung der Seele nennen; wie Petrus nach seiner ersten Bekehrung „bekehrt“ wurde (Lk 22,32).
Hier mag Wiederherstellung eine angemessene Umschreibung sein; aber die wörtliche Bedeutung des Wortes ist „bekehrt“. Bekehrung wird jedoch in der modernen Begrifflichkeit, besonders von Calvinisten, auf das erste wirksame Werk beschränkt. Dies ist jedoch nicht richtig. Diejenigen, die die Bekehrung mit der Errettung gleichsetzen, rutschen natürlich in einen Missbrauch der biblischen Sprache, wenn nicht sogar in eine wirklich schlechte Lehre. Das ist immer die Auswirkung eines Irrtums – er bringt uns in Gegensatz zur Heiligen Schrift. Wir wollen das nicht für eine unwichtige Angelegenheit halten. Obwohl wir niemandem den Gedanken aufzwingen sollten, braucht es doch nicht den geringsten Zweifel an der Unterscheidung der Erweckung von der Errettung und an ihrer Bedeutung zu geben. Wenn man die Erweckung mit der Errettung gleichsetzt, wird man zu dem Gedanken verleitet, dass Kornelius ein bloßer Formalist war, obwohl er ein so frommer und betender Mann gewesen war, der reichlich Almosen gab, die von Gott nicht vergessen wurden. Zweifellos war er kein gewöhnlicher Heide: Es war, daran zweifle ich nicht, eine weise Wahl dessen, dem das Evangelium zuerst gesandt wurde. Für mich gibt es nicht die geringste Schwierigkeit, denn das gleiche Prinzip gilt für jeden alttestamentlichen Gläubigen. Die Besonderheit hier ist, dass er, ein frommer Heide, in den richtigen neutestamentlichen oder christlichen Zustand gebracht wurde (und das ist es, was „Errettung“ genannt wird), nicht als er erweckt oder bekehrt wurde, was er schon lange gewesen sein mag, sondern erst als er das Evangelium hörte.
Die beiden Dinge sind dann zusammengewachsen. Es ist wichtig, sich manchmal daran zu erinnern. Denn angenommen, jemand hört die Wahrheit, die gepredigt wird und nimmt sie an, dann gibt es nicht nur Bekehrung und Erweckung, sondern auch die Errettung, praktisch alles auf einmal, wenn auch, wie ich glaube, nicht immer in jedem Fall im selben Augenblick. Ich bezweifle, dass es seit Anbeginn der Welt jemals so war, dass eine Seele beides, Bekehrung und Errettung, im selben Augenblick erlebt hat. So weit davon entfernt, bewundere ich die Weisheit Gottes, dass es nicht so ist. Wenn es so wäre, wäre es eine nicht geringe Verletzung einer Seele, weil dies voraussetzt, dass sie in einem Augenblick aus dem Bewusstsein der Schuld, und folglich der Sünde und Sünden jeder Art, zum vollkommenen Frieden mit Gott gelangt, ohne dass Zeit für die notwendigen moralischen Übungen bleibt. Meiner Meinung nach wäre ein solcher augenblicklicher Übergang ein echter Verlust und kein Gewinn. Dass das Leben vermittelt wird, wenn man den Herrn Jesus sofort annimmt, ist unbedingt wahr, ebenso wie die Vergebung, wenn sich jemand dem Evangelium beugt. Aber wir müssen Raum für alles lassen, ohne uns in ein System zu stürzen, das weder mit der Schrift noch mit der Erfahrung übereinstimmt.
In den meisten Briefen wird von der Errettung als einer zukünftigen Sache gesprochen. Aber ich habe hier von der Errettung als einer vollendeten Tatsache gesprochen, wie im Epheserbrief und in den Hirtenbriefen. Aber die zwölf Männer, die den ersten Kern der Versammlung in Ephesus bildeten, waren eindeutig bekehrt und in einem Übergangszustand, bevor sie die Gabe des Heiligen Geistes im Namen des Herrn Jesus empfingen. Sie trafen sich als Jünger, ohne etwas anderes zu kennen als das Zeugnis und die Taufe des Johannes. Waren sie nicht bekehrt? Sie waren so wahrhaftig bekehrt wie der Täufer, und das war zweifellos eine sehr reale Sache: Dennoch hatten sie den Heiligen Geist noch nicht in der Weise empfangen, wie sie ihn danach erlebten. Das ist ein klarer Fall; das geschah viele Jahre nach Pfingsten.
Es gibt eine andere Bedeutung des Wortes „erretten“ und so weiter im Brief an Timotheus, wo es sich um Gottes Fürsorge handelt. Der „... ein Erhalter [o. Heiland] aller Menschen ist, besonders der Gläubigen“ (1Tim 4,10). Für Timotheus und Titus ist es die Wahrheit der bereits erfolgten Errettung, und das Thema wird von demselben Gesichtspunkt aus betrachtet. Aber die Art und Weise, wie die Leute über diesen Punkt denken, ist ein ziemlicher Fehler. Sie nehmen an, weil es heißt: „Er hat uns errettet“, dass wir vom ersten Augenblick unseres Glaubens an den ganzen Segen empfangen haben. Ich bin mir nicht bewusst, dass dies jemals in der Schrift gesagt wird. Wer sich nicht auf die Schrift bezieht, hat kein Recht, es so absolut festzulegen: „Er hat uns errettet“. Dies wird nicht gesagt, als wir zuerst vom Evangelium angezogen und in der Seele zerbrochen und wirklich bekehrt wurden, sondern als wir uns der Gerechtigkeit Gottes unterwarfen und das Wort der Wahrheit, das Evangelium unserer Errettung, empfingen. „Der Herr fügte täglich [der Gemeinschaft] hinzu, die gerettet werden sollten“ (Apg 2,47). Das ist zweifellos ein besonderer Ausdruck, der solche bezeichnet, die zur Errettung aus den Juden bestimmt waren, die als Volk auf dem Weg zum Gericht und zur Gefangenschaft waren. Beides schwebt immer noch über ihnen. Die, die gerettet werden sollten, sind der gerechte Überrest, der nun wirklich der Gemeinde hinzugefügt wird, anstatt an ihrem alten Platz als Juden zurückgelassen zu werden. Wir müssen uns daran erinnern, dass es sehr viele Brüder waren – nicht nur die hundertzwanzig, sondern auch andere Namen in Jerusalem. Wir hören von fünfhundert Brüdern, die den Herrn nach seiner Auferstehung auf einmal sahen, und die zum Pfingstfest nach Jerusalem gekommen sein müssen (1Kor 15,6). Es können auch mehr gewesen sein. Zweifellos bildeten sie alle die Versammlung, auf die der Heilige Geist zuerst kam. Dann gab es dreitausend bekehrte Seelen, die zu den vorherigen hinzukamen, und alle bildeten die Gemeinde am Pfingsttag. Aber der Punkt hier ist, dass die Errettung vorausgeht und durch die Waschung der Wiedergeburt geschieht. „... errettete er uns ... durch die Waschung der Wiedergeburt“ (Tit 3,5). Das ist kein Ausdruck von Menschen, sondern von Gott. Die Taufe ist ein Zeichen dieser Veränderung des Ortes oder der Stellung.
Aber neben der „Waschung der Wiedergeburt“ gibt es „die Erneuerung des Heiligen Geistes“, wobei die Waschung der Wiedergeburt, wie ich annehme, unsere Einführung in den neuen Platz ist, der uns in dem auferstandenen Christus gegeben ist, wie die Erneuerung des Heiligen Geistes sein mächtiges Wirken im Innern ist, das aber in uns entsprechend wirkt. Das geht mit der Vereinigung einher; aber ich sehe nicht, dass das hier der Punkt ist. Die Wiedergeburt ist also die neue Ordnung der Dinge, die in dem auferstandenen Christus gesehen wird, der alles neu macht. Als Christen haben wir diesen neuen Platz in Christus. So heißt es in Römer 8,1: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ Das ist die Stellung, aber es gibt natürlich auch eine innere Wirklichkeit, die die haben, die dort sind. Dass es eine Stellung ist, und damit objektiv, hebt eine reale subjektive Veränderung nicht auf: Es ist immer noch eine Stellung. Der Christ ist nicht mehr in Adam: Er ist (und wird es nicht nur sein) in Christus Jesus. Gleichzeitig ist wirkliches Leben gegeben. Davon handelt Vers 2, der vielleicht der Erneuerung durch den Heiligen Geist entspricht. „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2).
Es ist also das Werk des Geistes, und zwar nicht nur deshalb, weil das Werk des Geistes in einer neuen Natur wahr ist, sondern das neue innere Werk des Geistes ist unserer neuen Stellung angemessen. Von der Erneuerung des Heiligen Geistes heißt es daher: „den er reichlich auf uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland“ (Tit 3,6). Das sind die völlige Stellung und das Leben des Christen durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Es gibt also drei Dinge in diesem Text. Erstens geht es deutlich um die Errettung, zweitens um die Stellung durch die Waschung der Wiedergeburt und drittens um die völlige Stellung und Kraft des Christen durch den Heiligen Geist. Die Errettung wird uns durch die Gnade Gottes zuteil. Dann folgt das, was uns in unsere neue Stellung versetzt hat und sie äußerlich bezeugt; und schließlich geht es um die neue Kraft des Geistes in der neuen Natur, die die christliche Stellung begleitet. Da ist das allgemeine Ergebnis, aber das sind auch ‒ wie ich denke ‒ die Mittel, durch die dieses Ergebnis erreicht wird. Die große Tatsache ist, dass Er uns errettet hat, und das ist die Art und Weise, in der dies bewirkt und in seiner ganzen Fülle genossen wird. In Johannes 10,10 heißt es daher „Leben in Überfluss“, Leben in Auferstehungskraft und in Fülle. Hier wird gesagt, dass der Heilige Geist in Fülle ausgegossen wird.
Das Leben in Christus ist die wesentliche Lehre des Johannes. Hier wird uns die Fülle der Kraft des Geistes in Verbindung mit dem Werk der neuen Geburt vor Augen geführt. Ich denke, dass es eine Anspielung auf die Taufe in „der Waschung“ der Wiedergeburt gibt (und ich stimme der Authorized Version zu, dass das der Sinn von waschen ist, nicht Waschung, wie einige Kritiker vorschnell angenommen haben). Ich glaube nämlich, dass die Taufe genau das bedeutet. Die Taufe stellt nicht nur den Tod Christi dar und dass ich mit Ihm gestorben bin, sondern geht, wie wir hier sehen, weiter zur neuen Stellung. Es ist nicht nur der Tod, sondern mehr. Es geht überhaupt nicht um den Tod in Sünden, sondern um das der Sünde Gestorbensein mit Christus. Die Annahme, dass es nur der Tod ist, ist ein weiterer Fall, in dem man nur einen bestimmten Teil nimmt und ihn zum Ganzen macht.