Behandelter Abschnitt Hos 14
Dann, als schönster Abschluss der Prophezeiung, haben wir in diesem Kapitel kein verstreutes Blatt der Sibylle, sondern das, was hier und nirgendwo sonst sein könnte: das endgültige Wirken und die Wirkung der göttlichen Gnade an dem lange schuldigen, lange abgehärteten Volk Gottes. Die Appelle, die Mahnungen, die Warnungen und die Barmherzigkeit sind nicht mehr vergeblich; sondern endlich wird durch den Geist in das Herz Israels (das sich endlich vor dem gnädigen Herrn beugt, dessen Langmut viele Tage auf sie gewartet hatte – Zeiten seiner eigenen Entehrung durch sie – und der auf diese letzten Tage wartet) die gesegnete Zeit der Wiederherstellung Israels zu seinem Gott in seinem eigenen Land ausgegossen.
Passend dazu kommt am Ende, und gewiss nicht vergeblich, der Ruf: „Kehre um, Israel, bis zu dem Herrn, deinem Gott, denn du bist gefallen durch deine Ungerechtigkeit“ (V. 2). Wie wahr und heilsam ist das Wort Gottes! „Nehmt Worte mit euch und kehrt um zu dem Herrn; sprecht zu ihm: Vergib alle Ungerechtigkeit“ (V. 3a). Er würde sie nicht ohne ein passendes Wort zu Ihm lassen, denn Er liebt es, alle zu versorgen; Er würde keine Worte weniger als diese in ihre Lippen legen: „Vergib alle Ungerechtigkeit und nimm an, was gut ist, dass wir die Frucht unserer Lippen als Schlachtopfer darbringen“ (V. 3b). Hätten sie es gewagt, so viel zu erbitten? Herr, lehre uns, von Dir das zu erbitten – wir brauchen das – und auch für Dich zu handeln. So werden wir Dich loben.
Alles wird nun richtig beurteilt; denn sie selbst werden von dem Gott beurteilt, der sie in seine Nähe bringt. Ihre Reue ist echt und die Frucht der Gnade. „Assyrien wird uns nicht retten; auf Pferden wollen wir nicht reiten und zum Machwerk unserer Hände nicht mehr sagen: Unser Gott! Denn die Waise findet Erbarmen bei dir“ (V. 4). Alle ihre eitlen Mittel sind jetzt und für immer aufgegeben. Der Götzendienst war die Quelle allen Unheils zu Hause und das Ventil für den Stolz in der Welt.
Dann kommt die Antwort des Herrn auf Vers 4: „Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen, will sie willig lieben; denn mein Zorn hat sich von ihm abgewandt. Ich werde für Israel sein wie der Tau: Blühen soll es wie die Lilie und Wurzel schlagen wie der Libanon“ (V. 5.6). Welch eine Barmherzigkeit angesichts der Unbeständigkeit und der Herzen, die nur in der Rebellion verharren! Welch zärtliche Liebe wie auch Barmherzigkeit! Freie und volle Liebe, deren Motiv in Gott selbst liegt, der einst sein Volk im Zorn schlug, nun aber wie der Tau für sie sein wird, so lange kein Tropfen Feuchtigkeit sie erfrischt! Wie wird Israel dann blühen! Wie die Lilie, die für Form und anmutige Eleganz steht; wie der Libanon für Stabilität; wie der unvergängliche Ölbaum für Schönheit (nicht mehr unter der Morgenwolke), und mit dem Duft des Libanon. „Die unter seinem Schatten Wohnenden sollen wieder Getreide hervorbringen und blühen wie ein Weinstock, dessen Ruf wie der Wein des Libanon ist“ (V. 8). Was wird die Annahme Israels anderes für die ganze Welt sein als Leben aus den Toten? (Röm 11,15).
Wahr und treu ist die souveräne Gnade Gottes. Es ist keine Errettung in dem dürftigen Sinn, dass die Juden vor dem verdienten Untergang bewahrt werden. Wenn der Herr rettet, wird Er es für immer auf der Erde oder im Himmel auf eine Weise tun, die seiner selbst würdig ist. „Ephraim wird sagen: Was habe ich fortan mit den Götzen zu schaffen? – Ich habe ihn erhört und auf ihn geblickt. – Ich bin wie eine grünende Zypresse. – Aus mir wird deine Frucht gefunden“ (V. 9).
Es scheint ein Gespräch zwischen Ephraim und dem Herrn zu sein. Wenn Ephraim sagen wird: „Was habe ich fortan mit den Götzen zu schaffen?“, wird der Herr darauf antworten: „Ich habe ihn erhört und auf ihn geblickt.“ Darauf erwidert Ephraim: „Ich bin wie eine grünende Zypresse“, worauf der Herr erwidert: „Aus mir wird deine Frucht gefunden.“ Welch eine gesegnete Veränderung für Ephraim! Und welche Gemeinschaft ist das mit ihrem Gott!
Die knappe Prophezeiung endet mit der prüfenden Feststellung des Schlussverses: „Wer weise ist, der wird dies verstehen; wer verständig ist, der wird es erkennen. Denn die Wege des Herrn sind gerade, und die Gerechten werden darauf wandeln; die Abtrünnigen aber werden darauf fallen“ (V. 10). Möge uns diese Weisheit gegeben werden, damit auch wir den Herrn und seine Wege verstehen! „Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1Joh 2,17), und da dies der Wunsch ist, „wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist“ (Joh 7,17). „Und alle Gottlosen werden es nicht verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen“
(Dan 12,10).